Spanische Airline weist Antisemitismus-Vorwürfe zurück – nach Rauswurf jüdischer Jugendgruppe wegen „Fehlverhaltens“Spanische Airline weist Antisemitismus-Vorwürfe zurück – nach Rauswurf jüdischer Jugendgruppe wegen „Fehlverhaltens“
Vueling spricht von Sicherheitsbedenken, nicht von Diskriminierung. Doch die Vorwürfe wiegen schwer: Wurden 52 jüdische Jugendliche wirklich nur wegen hebräischer Lieder vom Flug ausgeschlossen?
Nach dem international Aufsehen erregenden Zwischenfall um eine Gruppe jüdischer Jugendlicher, die in Spanien aus einem Flugzeug der Billigfluglinie Vueling geworfen wurde, meldet sich nun die Airline mit einer scharf formulierten Stellungnahme zu Wort. Inmitten wachsender Kritik und öffentlicher Empörung bestreitet Vueling jede antisemitische Motivation – und wirft den Jugendlichen stattdessen „wiederholtes Fehlverhalten“ und eine Gefährdung der Flugsicherheit vor. Doch viele Fragen bleiben offen.
Der Vorfall ereignete sich auf einem Flug von Valencia nach Paris. Eine Gruppe von 52 jüdischen Jugendlichen im Alter zwischen zehn und fünfzehn Jahren, alle französische Staatsbürger, wollte von einem Sommerlager nach Hause fliegen. Doch kurz vor dem Abflug eskalierte die Situation. Laut Angaben der Jugendlichen soll das Flugpersonal bereits bei den Boarding-Formalitäten deutlich gemacht haben, dass es an ihrer hebräischen Sprache Anstoß nahm. Die Jugendlichen berichten, sie hätten lediglich ein israelisches Lied gesungen – doch plötzlich sei ihnen das Fliegen verweigert worden.
Dann geschah etwas, das nicht nur die Gruppe selbst, sondern auch zahlreiche Zuschauer im Terminal und später in sozialen Netzwerken schockierte: Die junge Betreuerin der Gruppe, eine 21-jährige Französin, wurde von Sicherheitskräften gewaltsam aus dem Flugzeug gezerrt – angeblich unter Einsatz übermäßiger Gewalt. Ein Video zeigt, wie sie auf dem Boden liegt, während mehrere Beamte versuchen, sie zu fixieren. Später wurde bekannt, dass sie vorübergehend festgenommen wurde. Die Jugendlichen selbst wurden nicht weiterbefördert, sondern mussten sich in Begleitung von Betreuern anderweitig nach Frankreich durchschlagen.
Während erste Berichte schnell von einem klaren Fall antisemitischer Diskriminierung sprachen – mit Verweis auf Aussagen wie „Israel ist ein Terrorstaat“, die angeblich von Crewmitgliedern gefallen sein sollen – versuchte Vueling am Donnerstag, mit einer offiziellen Mitteilung gegenzusteuern. Die Airline erklärte, die Maßnahme sei „ausschließlich aus Sicherheitsgründen“ erfolgt.
„Die Jugendlichen haben sich wiederholt unkooperativ gezeigt, haben sicherheitsrelevantes Verhalten an den Tag gelegt und gezielt die Durchführung des vorgeschriebenen Sicherheitsbriefings gestört“, heißt es in der Stellungnahme. „Sie ignorierten Anweisungen des Bordpersonals, behandelten Notfallausrüstung unsachgemäß und verhielten sich auch im Terminal aggressiv.“ Das religiöse oder nationale Bekenntnis der Passagiere sei „für die Entscheidung in keiner Weise relevant gewesen“.
Die Reaktion der Airline wirft jedoch weitere Fragen auf. Warum wurde die gesamte Gruppe – einschließlich der Betreuerin – vom Flug ausgeschlossen? Warum wurde sie nicht einfach verwarnt oder einzelne Störenfriede angesprochen? Und warum reagierte das Sicherheitspersonal so drastisch, dass eine junge Frau verhaftet und angeblich geschlagen wurde?
Zahlreiche jüdische Organisationen in Frankreich und Spanien fordern nun eine unabhängige Untersuchung. Der französisch-jüdische Dachverband CRIF verurteilte den Vorfall als „zutiefst beunruhigend“ und kündigte rechtliche Schritte an. Auch in israelischen Medien ist der Fall inzwischen ein Topthema – nicht zuletzt, weil ähnliche Vorfälle zuletzt häufiger gemeldet wurden, insbesondere bei Zwischenfällen an europäischen Flughäfen.
Die israelische Regierung hat sich bislang nicht geäußert. In sozialen Netzwerken jedoch ist der Ton eindeutig: Viele Nutzer werfen der Airline offenkundigen Antisemitismus vor – und rufen zum Boykott auf. Vueling versucht unterdessen, die Wogen zu glätten: Man bedaure die Unannehmlichkeiten, wolle aber nicht zulassen, dass Sicherheitsprotokolle infrage gestellt würden. Man prüfe intern die Abläufe und werde mit den französischen Behörden kooperieren.
Ob diese Erklärungen reichen, um das Vertrauen jüdischer Fluggäste zurückzugewinnen, ist zweifelhaft. Der Zwischenfall bleibt ein Menetekel – nicht nur für Vueling, sondern für ein Europa, in dem das Verhältnis zwischen Sicherheit, Religion und Diskriminierung immer mehr ins Rutschen gerät.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot
Donnerstag, 24 Juli 2025