„Zionisten nicht willkommen“: Wie der London Trans Pride zum Sprachrohr des neuen Antisemitismus wurde

„Zionisten nicht willkommen“: Wie der London Trans Pride zum Sprachrohr des neuen Antisemitismus wurde


„Solidarität für alle“ – aber bitte ohne Juden mit Heimat. Der London Trans Pride 2025 schockiert mit einem Instagram-Post, in dem Zionisten explizit ausgeladen werden. Nach Kritik folgt eine halbherzige Erklärung. Der wahre Skandal: Antisemitismus tarnt sich immer öfter als queere Solidarität.

„Zionisten nicht willkommen“: Wie der London Trans Pride zum Sprachrohr des neuen Antisemitismus wurde

Der London Trans Pride, einst gegründet als Ort der Sichtbarkeit und Hoffnung für eine marginalisierte Minderheit, ist 2025 zum politischen Tiefpunkt geworden. Was als Aufruf zu „Liebe, Wut und Solidarität“ begann, endete in einer öffentlichen Diskriminierung: „Zionists not welcome“ – „Zionisten sind nicht willkommen“. So lautete ein Satz in einem offiziellen Instagram-Post der Organisatoren, gerichtet an über 60.000 Follower. Zionismus, also das Recht der jüdischen Nation auf Selbstbestimmung, wurde dort in einem Atemzug mit Sexismus, Ableismus und Fremdenfeindlichkeit genannt – als Teil einer Liste „toxischer Ideologien“, die beim Trans Pride keinen Platz haben sollen.

Es folgte, was in diesen Fällen immer folgt: ein Aufschrei, eine Löschung, eine „Klarstellung“. Die Veranstalter beteuerten in einem späteren Story-Beitrag, man sei selbstverständlich gegen Antisemitismus und lade Jüdinnen und Juden ausdrücklich ein. Gleichzeitig blieb der Vorwurf an „zionistische Gewalt“ und der Vorwurf eines „Genozids in Gaza“ durch Israel stehen. Man kann sich also aussuchen, was man als Jude sein darf: Unterstützer der Palästinenser – oder unerwünscht. Diese Unterscheidung ist nicht nur perfide, sie ist entlarvend. Denn sie stellt jüdische Selbstbestimmung unter Generalverdacht, während Diktaturen wie Iran, Russland oder China von demselben Kollektiv nicht einmal erwähnt werden.

Das neue Feindbild ist jüdisch – solange es nicht stillhält

Die Rhetorik der Trans Pride-Veranstalter ist kein Einzelfall. In westlichen Aktivistinnenkreisen ist der Zionismus zum Schimpfwort verkommen, zur Chiffre für alles, was unterdrückerisch, kolonial oder gewalttätig sei. Dass ausgerechnet ein queerer Pride-Marsch, dessen Teilnehmerinnen selbst oft Opfer von Gewalt, Hass und gesellschaftlicher Ablehnung sind, nun Menschen aufgrund ihrer politischen Überzeugung ausschließt – und zwar gezielt Juden, nicht Russen, nicht Chinesen, nicht Islamisten –, zeigt: Linke Bündnispolitik ist längst zum moralischen Zwang geworden. Wer nicht das richtige Narrativ bedient, wird aussortiert. Und das betrifft heute in erster Linie jene, die offen zu Israel stehen.

Der queere israelische Aktivist Hen Mazzig brachte es in seinem Statement auf den Punkt: „Stellt euch vor, man sagt Juden – viele von uns queer, viele von uns Nachfahren von Überlebenden eines Genozids –, dass unsere Identität und unser Existenzrecht uns unerwünscht macht.“ Auch die britische NGO „Campaign Against Antisemitism“ verurteilte das Vorgehen der Veranstalter scharf und erinnerte an die Definition der IHRA (International Holocaust Remembrance Alliance), laut der die Leugnung jüdischer Selbstbestimmung eine Form moderner Judenfeindschaft ist.

Corbyn, Monroe und der moralische Abstieg

Der diesjährige London Trans Pride ist nicht nur wegen des Instagram-Skandals ein Politikum. Zu den prominenten Gästen zählt niemand Geringeres als der ehemalige Labour-Chef Jeremy Corbyn, der mehrfach durch israelfeindliche Positionen auffiel und wegen antisemitischer Strukturen in seiner Partei von der Parteiführung ausgeschlossen wurde. Auch das Trans-Model Munroe Bergdorf, die Israel seit dem 7. Oktober offen verurteilt und die Hamas nicht ein einziges Mal benannte, wird auf der Bühne sprechen. Bergdorf war noch 2011 in Israel zu Gast – damals offenbar ohne Gewissensbisse. Heute teilt sie, wie viele linke Prominente, ein vereinfachtes Weltbild: Israel = Unterdrücker, Palästinenser = Opfer, Zionismus = Gewalt. Differenzierung? Fehlanzeige.

Es ist diese neue Form von selektiver Moral, die so gefährlich ist. Eine queere Bewegung, die sich gegen Ausgrenzung definiert, betreibt sie nun selbst – und zwar gegenüber einer der am meisten bedrohten Minderheiten weltweit. Juden mit Bezug zu Israel werden heute nicht etwa wegen ihres Verhaltens kritisiert, sondern wegen ihrer bloßen Haltung: dem Glauben an ein sicheres Zuhause. Und wenn dieses Zuhause Israel heißt, wird daraus „Apartheid“, „Kolonialismus“ oder gleich „Genozid“.

Die Tragödie der Queer-Solidarität

Es ist eine bittere Ironie, dass ausgerechnet Menschen, die in ihrer Geschichte stets auf Solidarität angewiesen waren, nun beginnen, selbst auszugrenzen. In der queeren Geschichte war jüdisches Engagement stets präsent – von Magnus Hirschfeld über Larry Kramer bis hin zu heutigen queeren jüdischen Aktivist*innen weltweit. Doch in den Augen vieler Progressiver ist das vergessen, wenn sich jemand zu Israel bekennt.

Der Trans Pride 2025 in London wird als Mahnmal bleiben – nicht für Sichtbarkeit, sondern für moralische Heuchelei. Wer Solidarität fordert, aber nur selektiv gewährt, verrät ihre Bedeutung. Und wer meint, jüdische Selbstbestimmung ausschließen zu dürfen, handelt nicht im Namen von Gerechtigkeit, sondern von Hass.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Jwslubbock - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=134178778


Samstag, 26 Juli 2025

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