Ein Schatten auf Vueling: 9/11-Ausbilder ließ jüdische Kinder aus dem Flugzeug werfenEin Schatten auf Vueling: 9/11-Ausbilder ließ jüdische Kinder aus dem Flugzeug werfen
Der Pilot, der jüdische Teenager aus einem Vueling-Flug verbannte, war einst Fluglehrer zweier 9/11-Attentäter – und das ist kein Zufall, sondern ein Abgrund.
Es ist eine dieser Geschichten, bei denen man zweimal lesen muss. Nicht nur wegen der dramatischen Details – sondern wegen dem, was sie unausgesprochen offenbart: Der Pilot, der vor wenigen Tagen auf einem Vueling-Flug von Barcelona nach Paris mehrere jüdische Kinder wegen angeblicher „Unruhe“ aus dem Flugzeug werfen ließ, ist kein Unbekannter. Es handelt sich um Iván Chirivella – jenen Mann, der Anfang der 2000er Jahre zwei der Terroristen ausbildete, die die Anschläge vom 11. September 2001 ausführten.
Zwei Biografien – ein Abgrund. Und eine Frage, die niemand laut zu stellen wagt: Warum geraten ausgerechnet unter seiner Verantwortung jüdische Kinder ins Visier?
Ein Pilot mit dunkler Vergangenheit
Iván Chirivella wanderte als Jugendlicher in die USA aus, arbeitete sich hoch – nicht im Sport, wie einst erträumt, sondern in der Luftfahrt. Als Fluglehrer an der „Jones Aviation Academy“ in Florida unterrichtete er unter anderem Marwan al-Shehhi und Mohamed Atta, zwei zentrale Figuren der 9/11-Terroranschläge, die in New York fast 3.000 Menschenleben forderten. Das steht nicht in einem anonymen Bericht – es steht in seinem eigenen Buch, das 2003 erschien und bezeichnenderweise den Titel trägt: „The Innocent Accomplice“ – der unschuldige Komplize.
Chirivella schildert selbst, wie auffällig aggressiv und impulsiv seine Schüler waren. Wie sehr sie sich für große Verkehrsflugzeuge interessierten – obwohl sie kaum die Theorie bestanden. Und wie er wenige Stunden nach den Anschlägen vom FBI kontaktiert wurde. Zwar wurde ihm nie eine direkte Mitschuld nachgewiesen. Doch sein US-Arbeitsvisum wurde anschließend nicht verlängert. Ausgerechnet nach zwölf Jahren in den Vereinigten Staaten. Zufall?
Und heute? Wieder Macht – diesmal über jüdische Passagiere
Zwei Jahrzehnte später sitzt Chirivella im Cockpit eines Airbus der Billigairline Vueling. Am 23. Juli 2025 kommt es auf einem Flug von Barcelona nach Paris zu einem bizarren Vorfall: Eine Gruppe jüdischer Jugendlicher wird aus dem Flugzeug geworfen – angeblich wegen „Unruhe“, in Wahrheit wegen Kippa und Tzitzit, wie Zeugen berichten. Die Kinder wurden herausgegriffen, zur Zielscheibe gemacht – nicht etwa, weil sie randalierten, sondern weil sie sichtbar jüdisch waren.
Wer sitzt an diesem Tag am Steuer? Iván Chirivella. Der Mann, der einst zwei Terroristen auf die Piste schickte – und heute jüdische Kinder vom Boarding fernhält.
Die spanische Fluggesellschaft verteidigte sich kurz darauf: Chirivella sei ein erfahrener Ausbilder, habe über 100 Piloten weltweit trainiert. Doch das ist nicht der Punkt. Es geht nicht um seine Flugstunden – sondern um ein Muster. Ein Muster des Wegsehens. Des Tolerierens. Und vielleicht auch des aktiven Teilhabens.
Eine öffentliche Debatte – oder Schweigen?
Der israelische Minister für Diaspora-Angelegenheiten, Amichai Chikli, brachte es auf den Punkt: „Chirivella war der Fluglehrer von zwei der Terroristen, die die Anschläge vom 11. September verübten.“ Dass gerade dieser Mann dann entscheidet, wer in ein europäisches Flugzeug steigen darf – und wer nicht –, ist ein Skandal, der nach Aufarbeitung schreit.
Doch was passiert stattdessen? Schweigen. Weder spanische Behörden noch europäische Medien zeigen Interesse an dem Vorfall. Kein Aufschrei, keine Untersuchung, keine Stellungnahme zu dem Umstand, dass ein Mann mit dieser Biografie heute Entscheidungen über jüdische Passagiere trifft.
Stattdessen: routinierte Statements, PR-Verwischung, und ein paar müde Hinweise auf die „Vielfalt“ in der Luftfahrt. Man wolle keine „Vorverurteilungen“, heißt es. Doch genau die hat es gegeben – auf dem Rollfeld, gegen jüdische Kinder, mit dem Einverständnis eines Mannes, der schon einmal die falschen Schüler unter seine Fittiche nahm.
Was dieser Vorfall offenlegt
Dieser Fall ist nicht einfach ein weiterer antisemitischer Zwischenfall auf europäischen Flughäfen. Er ist ein Symbol. Dafür, wie europäische Institutionen selbst nach 9/11 nicht gelernt haben, wem sie Verantwortung übertragen. Dafür, wie tief Antisemitismus auch in bürokratischen Abläufen und stillen Entscheidungen steckt. Und dafür, wie schnell jüdische Präsenz im öffentlichen Raum wieder zur Ausnahme wird – nicht zur Normalität.
Dass sich all das in einem Vueling-Flugzeug abspielt, das im Schengen-Raum zwischen zwei Großstädten verkehrt, sollte uns aufhorchen lassen. Denn wer in Europa lebt, fliegt – früher oder später. Und wer fliegt, ist Menschen wie Chirivella ausgeliefert.
Ob diese Verantwortung in den richtigen Händen liegt? Die Frage stellt sich längst nicht mehr. Sie schreit.
Autor: Redaktion
Bild Quelle:
Samstag, 26 Juli 2025