Hebräisch gesprochen – rausgeworfen: In Wien wird der Judenhass wieder salonfähig – ein weiterer erschütternder VorfallHebräisch gesprochen – rausgeworfen: In Wien wird der Judenhass wieder salonfähig – ein weiterer erschütternder Vorfall
Kaum einen Tag nach der Nachricht, dass ein israelischer Überlebender vom Campingplatz in Österreich vertrieben wurde, erleben drei israelische Musiker in Wien erneuten Ausgrenzungsschock: Sie wurden gebeten, ein Lokal zu verlassen – einfach weil sie auf Hebräisch gesprochen haben.
Gestern berichteten wir über Nisan De‑Calo, der schweren Antisemitismus erlebte, weil er als Israeli den Österreichischen Boden betrat. Heute kommt die nächste erschütternde Geschichte aus derselben Region – mit Wolfgang Araf, Amit Peled und Julia Gurvitch mitten in Wien.
Die drei bekannten Musiker – Cellist, Geigerin, Pianistin – ließen sich vor ihrem Konzert in einem kleinen italienischen Restaurant nieder. Sie sprachen untereinander Hebräisch, wie es nach einem langen Tag natürlich ist. Als der Kellner die Bestellung aufgenommen hatte, ertönte die qualvolle Frage: „Welche Sprache war das eben?“ Und die Antwort: „Hebräisch.“ Danach folgte zwei Sätze: „Dann gehen Sie bitte. Ich bediene Sie nicht.“
Ein Mitarbeiter gilt gemeinhin als Dienstleister – kein Herr über die Sprache seiner Gäste. Doch hier wurde der Umgang zur politischen Aussage: Hebräisch ist nicht erwünscht. Der Schock war tief, die Demütigung brennend. Aber was noch mehr verletzte: das Schweigen des Publikums im Lokal. Die anderen Gäste starrten, einige zeigten Mitleid – und kehrten dann zu ihren Tellern zurück. Eine Geste der Solidarität hätte genügt. Aber nichts geschah.
„Einfach abserviert, weil wir Israelis waren“, sagte Javor später. „Es war der blanke Abgrund des Alltagsrassismus.“ Nur Stunden zuvor wurde Nisan De‑Calo als Überlebender eines Massakers abgewiesen – nun dieses weitere Signal: Israel-Kritik in Österreich klingt nie harmlos – sie ist fast immer schmerzhaft und abweisend.
Dass diese Vorfälle in zwei touristisch aktiven Regionen Österreichs stattfanden, ist kein Zufall. Beides zeigt: Israelische Präsenz wird institutionell, sozial und gastronomisch zunehmend als unerwünscht markiert. Das ist kein Bagatellkonflikt, sondern ein Symptom einer europäischen Stimmung, die ihre Konsequenzen kaum reflektiert. Es sind Momente, in denen das schweigende Publikum mehr Verantwortung trägt als Täter oder Opfer.
Wir haben stets betont: Antisemitismus muss ohne Wenn und Aber benannt werden – nicht nur dort, wo er laut ist, sondern besonders dort, wo er leise konsumiert wird. Wenn Sprache wie Hebräisch „nicht bedient“ wird, ist das nicht nur Respektlosigkeit – es ist eine gesellschaftliche Verachtung, die beginnt, durch die Risse des Alltags zu sickern.
Die Wiener Behörden müssen sich zu dieser Ungesellschaftlichkeit positionieren – ebenso die Betreiber des Restaurants. Ebenso die Touristiker: Österreich wirbt mit Vielfalt, Kultur, Toleranz. Und lässt auf der anderen Seite Überlebende des Terroranschlags und Musiker einfach „abservieren“.
Israelische Künstler, die sich in Europa wieder als unerwünscht fühlen, sind kein theoretisches Problem. Sie sind die aktuelle Realität: Hebräisch zu sprechen, genügt. Dass niemand aufsteht, niemand protestiert – das zeigt, wie dünn der Schutz für Juden in Europa letztlich ist.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild
Sonntag, 27 Juli 2025