Griechenland, Türkei, Balkan: Die Flammen kommen jedes Jahr – die Vorbereitung nie.Griechenland, Türkei, Balkan: Die Flammen kommen jedes Jahr – die Vorbereitung nie.
Griechenland, Türkei, Balkan: Über tausend Feuerwehrleute kämpfen gegen lodernde Höllenfeuer. Ganze Städte stehen unter Rauch, während der Klimawandel weiter brennt – und Europa kaum vorbereitet ist.
In Griechenland und der Türkei wüten zur Stunde großflächige Brände, die nicht nur Wälder, sondern zunehmend auch Städte, Dörfer und Menschenleben bedrohen. In Athen und Bursa, in Kreta und auf der Insel Euböa, in Izmir, im Hinterland und entlang der Küsten: Überall schlagen die Flammen zu. Und die Lage verschärft sich stündlich.
Athen: Der Rauch zieht in die Hauptstadt
In Griechenland begann alles mit einem scheinbar lokalen Brand in Kryoneri, einem Vorort von Athen. Innerhalb weniger Stunden mussten Tausende fliehen, mehrfache SMS-Warnungen drangen durch die Mobiltelefone der Bewohner. Der Rauch legte sich über die nördlichen Bezirke der Hauptstadt, die Flammen griffen bis an Wohngebiete heran. 145 Feuerwehrleute, 44 Einsatzfahrzeuge, zehn Löschflugzeuge und sieben Helikopter – alle im Dauereinsatz.
Die Schäden sind immens, doch noch kaum zu beziffern. Während die griechische Regierung bereits EU-Hilfe anforderte, warnte der Feuerwehrsprecher vor einer längeren Katastrophe. Hitze jenseits der 38 Grad, extreme Trockenheit und unaufhörlicher Wind – ein explosiver Cocktail.
Inseln in Not – Evakuierungen auf Euböa und Kythira
Neben der Hauptstadtregion stehen auch weite Teile der griechischen Inselwelt in Flammen. Auf Euböa ist die Lage völlig außer Kontrolle geraten: Feuerwalzen zerstörten Strommasten, zerschnitten Dörfer wie Fournos und Mystros von der Außenwelt. Ganze Regionen sind ohne Strom, ohne Wasser, ohne Perspektive. Sechs Feuerwehrleute wurden verletzt.
Auf Kythira spielte sich ein Szenario ab, das an Krieg erinnert: 139 Menschen mussten per Boot über das Meer evakuiert werden, nachdem die Flammen den letzten Landweg abgeschnitten hatten. Auch auf Kreta und auf der Peloponnes brennen Wälder, Felder, Häuser. Die Menschen fliehen, das Land kämpft – auf zu vielen Fronten gleichzeitig.
Türkei: Die Hölle in Bursa
Auch die Türkei wird vom Feuer verschlungen. Besonders dramatisch ist die Lage in Bursa, der viertgrößten Stadt des Landes. Dort brennen seit Tagen die umliegenden Wälder – doch inzwischen hat das Feuer auch Wohnhäuser erreicht. Fast 2.000 Menschen mussten evakuiert werden, die Autobahn nach Ankara wurde gesperrt. Die Bilanz: verbrannte Höfe, zerstörte Wälder, ein apokalyptisches Bild.
Über 1.100 Feuerwehrleute kämpfen gegen die Flammen, begleitet von dramatischen Szenen in sozialen Medien. Am Freitag wurde ein nationaler Hitzerekord aufgestellt: 50,5 Grad im südöstlichen Şırnak. In Izmir und Bilecik wurde der Notstand ausgerufen. Mindestens 13 Menschen kamen bereits ums Leben – viele von ihnen Feuerwehrleute und Waldarbeiter.
Die Behörden haben mittlerweile in über 30 Provinzen Ermittlungen wegen möglicher Brandstiftung aufgenommen. Ob menschliches Versagen, Fahrlässigkeit oder gezielte Zerstörung – die Kombination mit einem überhitzten Klima ist brandgefährlich.
Das große Versagen: Europas Waldbrandpolitik
Die aktuelle Katastrophe reiht sich ein in eine wachsende Liste von Waldbränden in Südeuropa – von Portugal bis Syrien. Auch Albanien und Kosovo melden Feuer, in Syrien ist das Regime unter Julani zunehmend überfordert. Doch der eigentliche Brandherd liegt tiefer: im politischen und gesellschaftlichen Versagen, der Realität des Klimawandels ins Auge zu blicken.
Denn trotz immer neuer Hitzerekorde, trotz wachsender Opferzahlen und trotz der wiederkehrenden Bilder von brennenden Olivenhainen und verkohlten Städten hat sich an der Grundstruktur wenig geändert. Löschflugzeuge kommen oft zu spät. Katastrophenschutzpläne bleiben theoretisch. Prävention findet nur auf dem Papier statt.
Feuer kennt keine Grenzen – Europa muss handeln
Die Feuersbrünste von 2025 sind keine Naturkatastrophen im klassischen Sinne. Sie sind menschengemacht – durch Emissionen, durch Unvorbereitung, durch politische Gleichgültigkeit. Sie sind Symptome eines Systems, das lieber abwartet als handelt. Und sie sind Vorboten eines Europas, das sich wärmer, trockener und gefährlicher anfühlt als je zuvor.
Was jetzt gebraucht wird, ist mehr als internationale Hilfe oder ein paar Löschflugzeuge aus Brüssel. Es braucht ein Umdenken. Brandschutz muss europäisch gedacht werden, grenzüberschreitend. Der Schutz von Leben, Eigentum und Natur darf nicht mehr Spielball nationaler Kompetenzen bleiben. Denn das Feuer kennt keine Grenzen – und wartet auf niemanden.
Autor: Redaktion
Bild Quelle:
Sonntag, 27 Juli 2025