Wenn Sport zum politischen Feigenblatt wird – und Israel zum SündenbockWenn Sport zum politischen Feigenblatt wird – und Israel zum Sündenbock
Weil sie aus Israel kommen, müssen sie draußen bleiben: Europas Sportverbände geben sich neutral – und kapitulieren doch vor dem Antisemitismus der Straße.
Die israelische Frauen-Handballnationalmannschaft steht vor einem Dilemma, das nichts mehr mit Sport, Fairness oder Gleichberechtigung zu tun hat. Obwohl das Team bereit ist, den Qualifikationskampf für die Handball-Europameisterschaft aufzunehmen, verweigern mehrere europäische Staaten ihre Zusammenarbeit – unter Vorwänden, die kaum kaschieren, was tatsächlich dahintersteckt: Feigheit, politischer Opportunismus und die Angst vor anti-israelischen Protesten.
Zunächst sagte Spanien kategorisch Nein zu einem Heimrechttausch. Griechenland, offiziell ein befreundeter Staat, zog seine Zusage zurück mit dem Hinweis auf „Sicherheitsbedenken“. Und ausgerechnet Österreich, wo Israel drei Tage zuvor noch ein Auswärtsspiel bestreiten soll, erklärte den gleichen Spielort plötzlich für unzumutbar – wegen „unzureichender Kapazität“. Die Ausreden klingen nicht nur fadenscheinig, sie sind ein Schlag ins Gesicht des Sports. Die Botschaft ist klar: Israel ist nicht willkommen.
Dabei handelt es sich keineswegs um Einzelfälle. Auch in anderen Disziplinen wie Judo, Schwimmen oder Basketball mussten israelische Sportler in den vergangenen Jahren wiederholt auf neutrale Länder ausweichen – oder wurden ganz ausgeladen. Mal war es ein Visum, das „vergessen“ wurde, mal waren es Sicherheitskräfte, die „nicht garantieren konnten“, mal ein Stadion, das angeblich „nicht geeignet“ war. Und immer blieb der europäische Sportverband still – oder schlimmer noch: verständnisvoll gegenüber den Ausgrenzern.
Besonders bezeichnend ist der Umgang der Europäischen Handballföderation (EHF). Obwohl sie sich verpflichtet fühlt, faire Wettbewerbsbedingungen zu garantieren, überließ sie die Entscheidung über Spielorte weitgehend den einzelnen Nationalverbänden. Eine klare Durchsetzung der Spielregeln? Fehlanzeige. Solidarität mit dem angegriffenen Mitgliedsland Israel? Fehlanzeige. Stattdessen Vorschläge wie: Sucht euch ein Drittland – zahlt dafür selbst, organisiert Sicherheit, zahlt Miete, kümmert euch ums Publikum. Israel soll sich gefälligst hinten anstellen – oder verschwinden.
Der Vorsitzende des israelischen Handballverbands, Idan Mizrahi, spricht aus, was viele in Jerusalem längst befürchten: Wenn sich an dieser Haltung nichts ändert, droht der Ausschluss Israels aus dem internationalen Wettbewerb. Und zwar nicht, weil Israel gegen Regeln verstößt, sondern weil es zu unbequem geworden ist. Zu gefährlich, zu politisch, zu jüdisch.
Was hier geschieht, ist kein sportliches Randproblem – es ist ein Symptom einer größeren Krise. In weiten Teilen Europas ist Israel inzwischen zu einem Objekt geworden, das man je nach politischer Wetterlage hofieren oder meiden kann. Und der Sport – eigentlich eine Bühne für Verständigung – dient dabei als Feigenblatt. Er versteckt nicht nur den Antisemitismus, der sich unter der Oberfläche europäischer Gesellschaften ausbreitet, sondern macht sich zum willfährigen Gehilfen.
Wo bleibt der Aufschrei? Wo sind die Stimmen der Solidarität, die sich für Chancengleichheit einsetzen? Wo sind die europäischen Sportminister, die Verantwortung übernehmen? Stattdessen muss Israel betteln – bei der Slowakei, bei Portugal, bei Malta – nur um ein Spiel austragen zu dürfen, das anderen Teams ganz selbstverständlich zusteht.
Diese Entwicklung ist brandgefährlich. Denn wenn der Ausschluss israelischer Sportler zur Normalität wird, wenn Sicherheitsbedenken zur Standardausrede werden, wenn man Israels Anwesenheit im internationalen Sport nur noch unter Auflagen oder Ausnahmen duldet – dann ist der nächste Schritt nur eine Frage der Zeit. Heute ist es der Handball. Morgen vielleicht der Fußball. Und übermorgen die Olympischen Spiele?
Europa hat sich zu entscheiden. Entweder steht es ein für seine Werte – oder es macht sich mitschuldig an der systematischen Ausgrenzung eines demokratischen Staates. Wer heute schweigt, wird sich morgen erklären müssen.
Autor: Redaktion
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Donnerstag, 31 Juli 2025