„Free Palestine“ im Tower – Paris suspendiert Fluglotsen nach Zwischenfall mit El Al„Free Palestine“ im Tower – Paris suspendiert Fluglotsen nach Zwischenfall mit El Al
Ein französischer Fluglotse ruft einer israelischen Besatzung einen politischen Slogan zu – die Regierung reagiert, aber vermeidet das Wort Antisemitismus.
Der Zwischenfall war kurz, aber hochbrisant: Am Montagabend, während ein El-Al-Flugzeug am Pariser Flughafen Roissy–Charles de Gaulle zur Startbahn rollte, ertönte über die Funkfrequenz ein klar verständlicher Satz – „Free Palestine“. Nicht aus dem Mund eines Passagiers, nicht von einem Demonstranten, sondern vom Tower. Von jenem Arbeitsplatz aus, der eigentlich für neutralste, präziseste Kommunikation steht, wo jedes Wort über Menschenleben entscheiden kann.
Die israelische Fluggesellschaft meldete den Vorfall umgehend. Für El Al steht fest: Das war nicht nur eine Unprofessionalität, sondern eine Grenzüberschreitung. „Wir nehmen den Vorfall sehr ernst“, hieß es in der Stellungnahme an die Jerusalem Post. „Wir werden weiterhin mit Stolz die israelische Flagge auf dem Leitwerk unserer Flugzeuge um die Welt tragen.“
Frankreichs Verkehrsminister Philippe Tabarot reagierte ungewöhnlich schnell. Noch am Dienstag verkündete er öffentlich: Der betroffene Lotse werde „bis auf Weiteres seiner Tätigkeit entbunden“. Die Auswertung der Funkaufnahmen habe den Sachverhalt bestätigt. Eine disziplinarische Untersuchung sei eingeleitet, und die Strafe müsse „der Schwere der Tat angemessen“ sein.
Doch eine entscheidende Formulierung blieb aus. Tabarot nannte den Vorfall eine „schwere Verletzung der Radiokommunikationsregeln“, sprach von einem Bruch der „pflichtgemäßen Zurückhaltung“ eines Beamten und vom „Schaden für das Ansehen des öffentlichen Dienstes“. Das Wort „antisemitisch“ kam nicht vor. Aus der Sicht des Ministers ist das ein Regelverstoß – kein Ausdruck judenfeindlicher Haltung.
Genau hier liegt das Problem. Wer im Jahr 2025 glaubt, dass ein gezielter politischer Slogan gegen ein israelisches Flugzeug im internationalen Luftverkehr „nur“ eine Regelverletzung sei, ignoriert den Kontext. „Free Palestine“ ist nicht einfach eine politische Meinungsäußerung im privaten Raum. Aus dem Tower in Richtung eines israelischen Piloten gesendet, ist es eine gezielte politische Botschaft – in einem Moment, in dem der Empfänger unter höchster Konzentration steht und der Sender allein für Sicherheit verantwortlich ist.
Der Vorfall zeigt, wie tief politische Haltungen inzwischen in Bereiche einsickern, die eigentlich völlig neutral bleiben müssen. Ein Fluglotse, der seine Frequenz für politische Botschaften missbraucht, gefährdet nicht nur das Vertrauen in die Sicherheit des Luftverkehrs. Er sendet auch ein Signal: dass selbst dort, wo Professionalität und Neutralität absolute Pflicht sind, Israel zur Zielscheibe gemacht werden kann.
Ob es Antisemitismus ist, hängt nicht von der Wortwahl allein ab, sondern vom Kontext. Und dieser Kontext ist eindeutig. Wer eine israelische Crew mit „Free Palestine“ adressiert, tut das nicht im luftleeren Raum. Er greift zu einem Slogan, der in den letzten Jahren weltweit immer häufiger als Deckmantel für offen judenfeindliche Einstellungen dient – gerade in Europa. Die Weigerung, das beim Namen zu nennen, ist nicht Neutralität. Es ist Verdrängung.
Dass Frankreich jetzt durchgreift und den Fluglotsen suspendiert, ist richtig und notwendig. Aber es reicht nicht, nur die Funkdisziplin zu verteidigen. Wenn solche Vorfälle nicht klar als das benannt werden, was sie sind, bleiben sie symptomatisch für eine gefährliche Normalisierung – in der offene Parteinahme gegen Israel im Alltag toleriert, verharmlost oder sprachlich entschärft wird.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By LLHZ2805 - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=165442531
Mittwoch, 13 August 2025