Sekunden vor der Katastrophe – Europas neue Angst vor der DrohnenbedrohungSekunden vor der Katastrophe – Europas neue Angst vor der Drohnenbedrohung
Immer häufiger tauchen unidentifizierte Drohnen über Flughäfen, Militärbasen und kritischen Infrastrukturen auf. Was lange als theoretisches Risiko galt, entwickelt sich binnen Tagen zu einer handfesten Sicherheitskrise – und zeigt, wie verletzlich der Kontinent geworden ist.
Am Wochenende wurde der Flughafen Schiphol in Amsterdam teilweise lahmgelegt. Für 45 Minuten stoppte ein Terminal den Betrieb, nachdem Piloten den Verdacht auf ein unbemanntes Flugobjekt in unmittelbarer Nähe gemeldet hatten. Medien berichteten von „Sekunden vor einer Katastrophe“. Erst später stellte sich heraus, dass es vermutlich nur ein Ballon war. Doch die Panik war real – und sie illustriert die Atmosphäre der Unsicherheit, die sich über Europa legt.
Denn Schiphol ist kein Einzelfall. In Dänemark wurde innerhalb einer Woche gleich dreimal verdächtige Drohnenaktivität über militärischen Einrichtungen gemeldet, zuletzt nahe dem Luftwaffenstützpunkt Karup. Auch in Norwegen, am Stützpunkt Ørland, wo die F-35-Jets stationiert sind, tauchten unbekannte Drohnen auf. Deutsche Sicherheitsbehörden berichten ebenfalls von Sichtungen im Luftraum Schleswig-Holsteins, mit Verdacht auf Spionage.
Noch beunruhigender ist, dass diese Zwischenfälle in einem Moment geschehen, in dem Russland seine Luftangriffe auf die Ukraine massiv verstärkt hat. Präsident Selenskyj sprach von rund 500 Drohnen und über 40 Raketen, die innerhalb weniger Stunden abgefeuert wurden. Polen reagierte mit der Schließung großer Teile seines östlichen Luftraums und alarmierte Kampfflugzeuge, um ein Übergreifen auf NATO-Gebiet abzuwehren.
Die Lage macht deutlich, wie schwierig es für europäische Staaten ist, auf diese neue Art der Bedrohung zu reagieren. Drohnen sind billig, schwer zu orten und können erheblichen Schaden anrichten – sei es durch Kollisionen im zivilen Luftverkehr oder durch gezielte Angriffe auf strategische Infrastruktur. Die technischen Abwehrmöglichkeiten hinken hinterher, die politische Koordination ist schwach.
Während Dänemarks Regierung bereits neue Gesetze ankündigt, um verdächtige Drohnen künftig konsequenter abschießen zu lassen, herrscht vielerorts Ratlosigkeit. Offizielle Stellen vermeiden bislang, Russland direkt verantwortlich zu machen, doch die Indizienlage ist klar: unbemannte Systeme, die von Schiffen im Baltikum gestartet werden könnten, und eine zeitliche Nähe zu russischen Angriffswellen gegen die Ukraine.
Europa steht damit vor einer neuen sicherheitspolitischen Realität. Nicht nur Raketen und Panzer bedrohen Stabilität und Frieden, sondern kleine, schwer fassbare Fluggeräte, die jederzeit den Alltag stören oder Schlimmeres anrichten können. Schiphol war ein Weckruf – Sekunden vor einem möglichen Unglück. Die Frage ist, ob Europa die Warnung ernst nimmt, bevor aus Schreckmomenten reale Katastrophen werden.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild
Sonntag, 28 September 2025