Antisemitische Proteste in Neapel: Israelis am Flughafen mit Hassparolen empfangen

Antisemitische Proteste in Neapel: Israelis am Flughafen mit Hassparolen empfangen


Am Flughafen von Neapel wurden ankommende Fluggäste aus Israel mit palästinensischen Fahnen und antisemitischen Rufen empfangen. Was wie Protest beginnt, endet für Reisende in Schikane, Angst und dem Gefühl, dass Juden in Europa nicht mehr sicher sind.

Antisemitische Proteste in Neapel: Israelis am Flughafen mit Hassparolen empfangen

Am frühen Morgen, als die Maschinen aus Israel landeten, standen sie bereits bereit: Gruppen mit Palästina-Fahnen, Transparenten und lauten Parolen. Nicht nur Slogans waren zu hören — an einigen Stellen schwenkten Demonstranten Bilder und verbrannten Landesfahnen, in anderen richteten sich die Rufe offen gegen einzelne Reisende. „Zionisten unerwünscht“ war auf Schildern zu lesen, und es gab Berichte über gezielte Ansprachen und verbale Angriffe auf Passagiere, die vom Flug stiegen. Was als politische Protestaktion gegen israelische Politik verkauft wird, entpuppt sich in der Praxis als Hetze gegen Menschen, die in erster Linie Reisende sind — und in zweiter Linie Juden oder Israelis.

Der Vorfall in Neapel ist Teil einer deutlichen Zunahme anti-israelischer Demonstrationen in Italien in den vergangenen Tagen. In Mailand kam es zu Sachbeschädigungen an öffentlichen Einrichtungen, in Rom brannten kleine Feuer, und in mehreren Städten wurden öffentliche Kundgebungen von verletzenden Parolen und antisemitischen Angriffen begleitet. Die Reaktion der italienischen Regierung war verhalten: Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verurteilte zwar die Ausschreitungen, nannte die Bilder „erschütternd“ und sprach von Unrecht gegenüber der öffentlichen Ordnung — doch für viele Betroffene reicht das nicht aus. Sie fragen: Warum lassen Behörden zu, dass Reisende am Ankunftsort konfrontiert, beschimpft und damit faktisch eingeschüchtert werden?

Ein israelisch-amerikanischer Doktorand, der seit Kurzem in Neapel lebt, beschreibt die Atmosphäre als „normalisierte Feindseligkeit“. Er berichtet von Kollegen, die ihm wegen seiner Herkunft erst Auftrittsverbote und später sogar Boykott androhten; von Cafés, die israelische Gäste abweisen; von einer Stimmung, in der sich antizionistische Parolen und bedrohliche antisemitische Stereotype vermischen. Für viele Betroffene ist die Grenze zwischen legitimer Kritik an Staatshandeln und offenem Hass auf Juden längst überschritten. Beobachter warnen davor, dass solche Vorfälle den öffentlichen Diskurs vergiften und eine Spirale der Intoleranz befördern.

Die Vorgehensweise am Flughafen ist genau das, was Experten seit Langem befürchten: Demonstranten verlagern ihre Aktionen von zentralen Plätzen an Übergangspunkte des Alltags. Flughäfen sind nicht nur Verkehrsknoten, sie sind auch Orte der Verletzlichkeit. Menschen kommen aus dem Flugzeug, erschöpft und oft allein — sie sind leichte Ziele für jene, die symbolische Gewalt suchen. Das gezielte Aufsuchen von ankommenden Passagieren zur Markierung von „Nicht-Zugehörigkeit“ ist kein Zufall, sondern eine bewusste Strategie, die einschüchtert und stigmatisiert.

Es geht hier nicht allein um Worte. Worte hebeln Zugehörigkeit aus und schaffen Ausschluss. Wer „Zionisten raus“ skandiert und dabei Bildsprache verwendet, die Juden historisch entmenschlichte, trägt zur Verrohung der Stimmung bei. In einer pluralen Gesellschaft ist Platz für Protest — doch dieser Raum endet dort, wo Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer Identität systematisch ausgegrenzt werden. Der Unterschied zwischen politischer Kritik und kollektivem Sündenbockdenken darf nicht verwischt werden.

Die Verantwortung liegt nicht nur bei den Demonstrierenden. Flughafensicherheiten, kommunale Verwaltungen und nationale Behörden müssen Schutzpflichten wahrnehmen. Berichte, dass Aktivisten die Arbeit des Flughafens nicht wesentlich behinderten, reichen nicht als Entschuldigung. Die Frage lautet nicht allein: Wurde der Flugbetrieb gestört? Sondern: Wurden Menschen in ihrer Würde verletzt, bedroht oder in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt? Wenn ja, sind sofortige Maßnahmen gefordert: konsequente Ermittlungen, strafrechtliche Verfolgung von Hetze und — ganz praktisch — verstärkte Schutzmaßnahmen für gefährdete Reisende.

Für Israelis und Juden, die in Europa leben oder reisen, ist dieser Trend beunruhigend. Es ist eine Erfahrung der Unsicherheit, die nicht mehr nur die politische Ebene betrifft, sondern das tägliche Leben: Essen gehen, den Zug nehmen, ankommen in einer fremden Stadt. Europa als Raum, in dem jüdisches Leben sicher sein kann, steht auf dem Prüfstand. Die gesellschaftliche Antwort darf nicht lauwarm sein: Schweigen nähert sich der Komplizenschaft; klare Distanz ist notwendig, um den Nährboden für Hass zu entziehen.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot Instagram


Montag, 29 September 2025

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