Mohamed Salah zwischen Schweigen und Mut: Warum seine Weigerung, Hamas-Propaganda zu bedienen, Gewicht hatMohamed Salah zwischen Schweigen und Mut: Warum seine Weigerung, Hamas-Propaganda zu bedienen, Gewicht hat
Mohamed Salah ist nicht unumstritten: Mal spendete er für Gaza, mal kritisierte er UEFA im Ton arabischer Aktivisten. Doch sein jüngster Schritt – die Weigerung, ein palästinensisches Trikot zu signieren – zeigt, dass er sich nicht als Sprachrohr von Hamas und islamistischer Propaganda missbrauchen lässt
Nach dem Champions-League-Spiel von Liverpool gegen Galatasaray trat ein Fan an Salah heran, hielt ihm ein Trikot der palästinensischen Nationalmannschaft hin und bat um eine Unterschrift. Salah ging wortlos weiter. Ein banaler Moment – und doch reichte er, um im arabischen Raum Empörungswellen auszulösen: Boykottaufrufe, Hashtags, zornige Kommentare. Aus einem simplen „Nein“ wurde ein angebliches politisches Statement.
Kritik aus der arabischen Welt – laut, aggressiv, vereinnahmend
Al-Jazeera sprach von „Enttäuschung“, in Beirut fragte An-Nahar, warum Salah „nicht Mut bewies“, und in Tunis hieß es, „Helden erkennt man in Sekunden, nicht in Toren“. Die Botschaft ist eindeutig: Stars werden nicht mehr nach Leistung beurteilt, sondern nach politischer Unterordnung. Wer sich nicht aktiv zu „Palästina“ bekennt, gilt als Verräter.
Doch gerade diese Erwartung entlarvt den Mechanismus: Sportler sollen in den Dienst einer Sache gestellt werden, die längst nicht mehr nur Solidarität, sondern auch Hass und Propaganda bedeutet.
Salahs widersprüchliches Erbe
Umso bemerkenswerter ist, was Salah diesmal tat. Denn er ist nicht frei von Widersprüchen.
-
Im August 2025 kritisierte er die UEFA, weil sie den verstorbenen palästinensischen Fußballer Suleiman Al-Obeid ehrte, ohne den Tod im Kontext des Gaza-Krieges zu erwähnen. Seine Worte – „Könnt ihr uns sagen, wie er starb, wo und warum?“ – wurden in arabischen Medien als politisches Signal gelesen.
-
Zuvor spendete er mehrfach für humanitäre Zwecke im Gazastreifen, ohne diese öffentlich groß herauszustellen – ein Akt, den manche als stille Solidarität werteten.
-
Gleichzeitig fiel er immer wieder dadurch auf, dass er keine klaren, konfrontativen Anti-Israel-Statements abgab – was ihm in arabischen Netzwerken regelmäßig Kritik einbrachte.
Salah schwankte also zwischen humanitärem Engagement, vorsichtiger Symbolpolitik und demonstrativer Zurückhaltung.
Mut in der Entscheidung zum „Nein“
Gerade vor diesem Hintergrund war seine jüngste Geste kein Zufall. Salah wusste: Wenn er das Trikot signiert, wird das Bild durch die sozialen Medien rasen, instrumentalisiert von Hamas und ihren Sympathisanten. Er wusste auch: Wenn er es nicht signiert, wird der Zorn auf ihn niederprasseln. Er wählte das Zweite.
Das war keine Feigheit, sondern Mut. Mut, den eigenen Namen nicht für eine Agenda herzugeben, die längst vom Islamismus gekapert ist. Mut, den Shitstorm in Kauf zu nehmen, statt sich bequem hinter einer schnellen Geste zu verstecken.
Die Kritiker – Sprachrohre einer Ideologie
Die, die ihn jetzt „feige“ nennen, entlarven sich selbst: Sie sind nicht an Fußball interessiert, nicht an Menschlichkeit, sondern daran, aus jedem Symbol Kapital für ihre Sache zu schlagen. Sie sind die Lautsprecher einer Ideologie, die Kunst, Sport und Kultur unterordnet, solange sie dem eigenen Narrativ dienen.
Wer Salah nun attackiert, offenbart die totalitäre Logik: Kein Raum für Neutralität, kein Recht auf Schweigen – jeder muss politisches Bekenntnis ablegen. Das ist kein Freiheitsanspruch, sondern Zwang.
Europa sollte genau hinschauen
Salahs Entscheidung ist für Europa ein Lehrstück. Wenn ein globaler Superstar, der Millionen Fans in aller Welt hat, in Sekundenbruchteilen vor der Wahl steht: „Solidarisiere dich mit Palästina oder wir canceln dich“, zeigt das, wie tief die Vereinnahmung reicht.
Dass Salah in diesem Moment nicht mitmachte, sondern sich bewusst verweigerte, macht seine Haltung so wertvoll. Nicht, weil er ein makelloser Held ist – das ist er nicht. Sondern weil er an diesem Tag genau das Richtige tat: Er ließ sich nicht zum Werkzeug von Hamas-Propaganda machen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Steffen Prößdorf, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=120884780
Freitag, 03 Oktober 2025