Der stille Boykott gegen Israelis an Europas Flughäfen

Der stille Boykott gegen Israelis an Europas Flughäfen


Immer mehr israelische Reisende berichten von subtilen „Sanktionen“ an europäischen Flughäfen – verspätete Treibstofflieferungen, blockierte Flugstege, lange Wartezeiten beim Gepäck. Offiziell spricht niemand von Diskriminierung, doch hinter den Kulissen wächst ein gefährlicher Trend: die Normalisierung stiller Feindseligkeit gegen Israel.

Der stille Boykott gegen Israelis an Europas Flughäfen

Es beginnt mit Verzögerungen, die niemand laut erklärt. Ein israelisches Flugzeug wartet in Paris eine Stunde länger auf den Tankwagen. In Rom wird die Gepäckausgabe für denselben Flug als letzte abgewickelt. In London zieht sich das Andocken des Passagiersteigs hin, während andere Maschinen längst entladen werden. Offiziell sind es „technische Gründe“. Inoffiziell häufen sich die Hinweise, dass es sich um einen neuen, schleichenden Boykott handelt – getragen von Einzelpersonen, nicht von Institutionen.

Der israelische Nachrichtensender N12 berichtet von einer wachsenden Zahl solcher Vorfälle an europäischen Flughäfen. Betroffen sind vor allem israelische Fluggesellschaften – El Al, Israir und Arkia – aber auch Charterflüge mit israelischer Kennung. In Ländern wie Frankreich, Großbritannien und Italien hätten lokale Bodenmitarbeiter offenbar begonnen, israelische Maschinen gezielt hintanzustellen.

Ein Mitarbeiter einer israelischen Airline, der anonym bleiben möchte, beschreibt das so: „Man merkt, dass etwas nicht stimmt. Der Tankwagen kommt bei allen anderen Flügen pünktlich – bei uns erst, wenn der Tower zweimal nachfragt.“ Ähnliche Berichte gibt es über verspätete Entladung von Gepäck oder übertriebene Sicherheitsüberprüfungen, die in der Praxis nur israelische Crews betreffen.

Offiziell sprechen die europäischen Betreiber von Einzelfällen. Doch wer genau hinsieht, erkennt das Muster: Es handelt sich nicht um behördliche Anweisungen, sondern um stille, individuelle Akte des Protests – eine Art „italienischer Streik“ gegen den Staat Israel. Diese Art der Diskriminierung ist kaum nachweisbar, aber hochwirksam. Jede Minute Verspätung kostet Geld, jede Verzögerung demütigt – und jede Wiederholung normalisiert den Gedanken, israelische Präsenz sei unerwünscht.

Parallel dazu melden sich Reisende mit Berichten über offene Feindseligkeit. Eine israelische Familie, die ihren Urlaub auf Zypern antrat, erhielt einen Mietwagen, in den jemand ein Hakenkreuz geritzt hatte – in die Tür, gut sichtbar. Der Vermieter entschuldigte sich, sprach von „Vandalismus“, doch die Familie zweifelte nicht: „Das war kein Zufall.“

Solche Vorfälle stehen exemplarisch für ein Klima, das längst über politische Kritik hinausgeht. Es ist kein diplomatischer Protest und keine Bewegung gegen eine Regierungspolitik – es ist ein schleichender gesellschaftlicher Reflex, der das israelische Symbol, das hebräische Kennzeichen, den Akzent oder den Pass zu einem Stigma macht.

Diese Entwicklung ist brandgefährlich, weil sie nicht organisiert, sondern internalisiert ist. Der Boykott kommt nicht von Regierungen, sondern von Individuen, die glauben, auf der „richtigen Seite“ zu stehen. Sie handeln nicht offen, sondern verdeckt – und genau das macht den Mechanismus so wirksam.

Israels Außenministerium verfolgt die Berichte aufmerksam, doch die diplomatischen Mittel sind begrenzt. Wo kein offizieller Erlass, keine behördliche Diskriminierung und kein klar identifizierbarer Täter existiert, bleibt nur Appell und Beobachtung. Einige israelische Fluggesellschaften haben begonnen, die Abläufe zu dokumentieren und mit europäischen Partnerfirmen zu sprechen. Doch selbst wenn ein Muster erkennbar wird – rechtlich greift kaum ein Instrument.

Dabei geht es längst nicht nur um Pünktlichkeit. Solche kleinen Akte symbolischer Feindseligkeit sind Teil eines größeren Bildes: eines wachsenden Antisemitismus, der sich unter dem Deckmantel vermeintlicher „Israelkritik“ etabliert. Heute ist es der verspätete Tankwagen, morgen der verweigerte Mietwagen – übermorgen vielleicht der abgelehnte Check-in.

Das, was Israelis derzeit an Flughäfen erleben, ist keine offene Diskriminierung, sondern eine neue Stufe der moralischen Isolation: das Flüstern des Boykotts, die kalte Bürokratie der Verachtung.

Israelische Diplomaten sprechen intern bereits von einer „schleichenden Zersetzung der Neutralität“. Denn der Hass, der sich früher in Parolen auf der Straße zeigte, wird heute in kleinen Gesten im Alltag spürbar – dort, wo Menschen handeln können, ohne Verantwortung zu tragen.

Der „stille Boykott“ ist ein Spiegel für Europas Krise im Umgang mit Israel: Man will keine Judenfeindlichkeit, man duldet sie aber, solange sie als Gewissenshaltung daherkommt.

Was bleibt, ist die Frage: Wie still darf ein Boykott sein, bis er wieder laut ausgesprochen werden muss?


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Oren Rozen - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=132132565


Montag, 06 Oktober 2025

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