Schande im Vatikan – Ein Gardist des Papstes spuckt auf jüdische DelegationSchande im Vatikan – Ein Gardist des Papstes spuckt auf jüdische Delegation
Ein antisemitischer Vorfall überschattet die Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag von Nostra Aetate, dem Dokument, das einst die Versöhnung zwischen Katholiken und Juden einleitete. Ein Mitglied der Päpstlichen Schweizergarde soll in Rom auf zwei jüdische Delegierte gespuckt haben – ausgerechnet am Eingang zum Vatikan.
Der Vorfall ereignete sich während eines interreligiösen Kongresses, der als Symbol für das neue Verhältnis der Kirche zu anderen Religionen gedacht war. Doch statt des Dialogs, den Nostra Aetate 1965 begründete, steht nun ein Akt der Erniedrigung im Mittelpunkt. Nach Angaben österreichischer und schweizerischer Medien sprach der Gardist die beiden Vertreter einer jüdischen Delegation in abfälligem Ton an, nannte sie „Juifs“ – das französische Wort für „Juden“ – und spuckte in ihre Richtung.
Was als Moment der Begegnung geplant war, verwandelte sich in einen diplomatischen Eklat. Die Schweizer Garde bestätigte inzwischen, dass eine interne Untersuchung eingeleitet wurde. Ein unbeteiligter Zeuge habe den Vorfall gemeldet, hieß es. Noch ist offen, ob der Beschuldigte suspendiert wurde oder weiter Dienst tut. Der Vatikan selbst hat bislang keine Stellungnahme abgegeben.
Die Reaktionen ließen jedoch nicht auf sich warten. Der katholische Theologe Prof. Gregor Maria Hoff sprach von einer „Schande ersten Ranges“. Ein ehemaliges Mitglied der Schweizergarde sagte gegenüber der Zeitung Blick: „So etwas habe ich in all meinen Jahren nie erlebt. Antisemitismus hat im Vatikan keinen Platz.“ Worte, die in diesen Tagen dringender klingen als je zuvor.
Dass ausgerechnet der 60. Jahrestag von Nostra Aetate durch eine solche Tat überschattet wird, ist eine bittere Ironie. Damals, 1965, bekannte sich die katholische Kirche erstmals klar gegen Antisemitismus und stellte das Verhältnis zum Judentum auf eine neue Grundlage. Millionen Gläubige weltweit feierten die Öffnung der Kirche – und viele Juden sahen darin den Beginn einer neuen Ära. Umso schmerzlicher wirkt dieser Rückfall, der zeigt, dass Vorurteile selbst im Herzen der Kirche nicht vollständig verschwunden sind.
Papst Leo XIV., der an den Jubiläumsveranstaltungen teilnahm, hatte noch am Vortag betont: „Antisemitismus hat in der Kirche keinen Platz.“ Es war eine Botschaft des Friedens – und zugleich, rückblickend, ein ungewollter Kommentar zu dem, was kurz darauf geschehen sollte.
In Israel reagierte man empört. Vertreter jüdischer Organisationen sprachen von einem „symbolischen Angriff auf den jüdisch-christlichen Dialog“. Der Zentralrat der Juden in Deutschland forderte eine „klare und sichtbare Reaktion des Heiligen Stuhls“. Es gehe, so ein Sprecher, nicht um die Tat eines Einzelnen, sondern um die Haltung einer Institution, die zeigen müsse, dass sie ihre eigenen Worte ernst nimmt.
Im Vatikan versucht man derweil, die Wogen zu glätten. Hinter den Mauern herrscht Nervosität: Das Image der Schweizergarde – traditionell Inbegriff von Disziplin und Loyalität – steht auf dem Spiel. Interne Quellen sprechen von „tiefer Verunsicherung“ unter den Gardisten.
Ob die Ermittlungen tatsächlich Konsequenzen haben werden, bleibt abzuwarten. Doch eines steht schon jetzt fest: Der Vorfall trifft die Kirche an einem empfindlichen Punkt – dort, wo sie jahrzehntelang versucht hat, Vertrauen aufzubauen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Andreas Walker (Fotograf) - Selber Fotografiert während der Vereidigung 2008, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5944747
Mittwoch, 05 November 2025