Amsterdam streicht Chanukka-Konzert – Israels Diasporaminister warnt: „Juden fürchten wieder, sich zu zeigen“

Amsterdam streicht Chanukka-Konzert – Israels Diasporaminister warnt: „Juden fürchten wieder, sich zu zeigen“


Die Absage eines Chanukka-Konzerts in Amsterdam hat eine heftige Debatte über Antisemitismus, historische Verantwortung und den Umgang Europas mit Israel entfacht. Der Grund: Der Hauptkantor der israelischen Armee sollte auftreten.

Amsterdam streicht Chanukka-Konzert – Israels Diasporaminister warnt: „Juden fürchten wieder, sich zu zeigen“

Das traditionsreiche Konzerthaus der niederländischen Hauptstadt sagte die geplante Veranstaltung der jüdischen Gemeinde ab, weil Leutnant Oberst Shai Abramson, der Chefkantor der IDF, als Solist auftreten sollte. Die Begründung lautete, die Teilnahme eines aktiven israelischen Offiziers könne „Spannungen“ hervorrufen. Die Entscheidung löste umgehend Empörung aus – in Israel, in der niederländisch-jüdischen Gemeinschaft und weit darüber hinaus.

Israels Botschafter in Den Haag, Zvi Aviner-Vapni, sprach von einer „beschämenden und erschütternden Entscheidung“. Wer einen Künstler wegen seines Militärdienstes ausschließe, verrate die Grundwerte, die Kunst und Kultur verbinden sollten. „Das ist keine Kultur, sondern Kapitulation vor Hass“, erklärte der Diplomat.

Schatten der Geschichte

Besonders brisant: Der niederländische Anwalt und Publizist Oscar Hammerstein enthüllte kurz nach der Absage, dass der Großvater des heutigen Direktors des Konzerthauses 1940 unter der nationalsozialistischen Besatzung das Dekret unterschrieben hatte, das jüdische Mitarbeiter aus öffentlichen Ämtern verbannte. Diese Enthüllung verlieh dem Vorfall eine beklemmende historische Dimension – in einem Land, in dem während der Schoah rund drei Viertel der jüdischen Bevölkerung ermordet wurden.

Israels Minister für Diaspora-Angelegenheiten, Amichai Chikli, kritisierte das Vorgehen des Konzerthauses scharf. In einem Beitrag, der in den sozialen Netzwerken der Niederlande große Verbreitung fand, schrieb er: „Von 140.000 Juden wurden 102.000 während des Holocaust ermordet – die meisten in Auschwitz, Bergen-Belsen und Sobibor. Und doch scheint sich die Natur der Dinge nicht verändert zu haben.“

Chikli warnte, dass niederländische Juden erneut Angst hätten, ihre Identität offen zu zeigen. „Erst im vergangenen Jahr wurden Fans von Maccabi Tel Aviv in Amsterdam von islamistischen Gruppen angegriffen, die die Straßen übernahmen. Nun sagt die größte Konzerthalle der Stadt ein jüdisches Fest ab, nur weil der Sänger der israelischen Armee angehört.“

Warnung an die jüdische Gemeinschaft

In seinem Statement, das über hunderttausendmal geteilt wurde, wandte sich Chikli direkt an die Juden der Niederlande: „Überlegt euch gut, welche Zukunft ihr in einem Land habt, das kaum Bereitschaft zeigt, eure Rechte, euer Leben und eure Identität zu schützen.“

Unterstützung erhielt er unter anderem von der niederländischen Abgeordneten Claudia van Zanten. Sie berichtete, dass eine enge Freundin ihre Familie bereits 2024 nach Israel übersiedelt habe. „Sie sagte mir: ‚Es wird nur schlimmer, ich will nicht warten.‘ Leider hatte sie recht“, schrieb van Zanten. „Die Niederlande haben nichts gelernt – sie lassen die Juden wieder allein.“

Wachsende Unsicherheit

Auch Doron Sanders, Vorsitzender der zionistisch-religiösen Bewegung Mizrachi in den Niederlanden, zeigte sich alarmiert. „Immer mehr Veranstaltungsorte lehnen israelische Künstler ab – mit der Begründung, sie stünden für einen Staat, der angeblich Völkermord begehe“, sagte er. „Die Stimmung erinnert zunehmend an Europa der 1930er Jahre. Trotz Waffenstillstand in Gaza verschlechtert sich die Atmosphäre für Juden weiter.“

Die niederländische Regierung hat sich bislang nicht offiziell zu dem Vorfall geäußert. Innerhalb der jüdischen Gemeinschaft wächst jedoch das Gefühl, dass die Angst zurückkehrt – nicht nur vor offener Gewalt, sondern vor einem Klima der Ausgrenzung, das viele bereits aus der Geschichte kennen.

Was mit der Absage eines Konzerts begann, hat sich zu einem Symbolfall entwickelt: für die Frage, ob europäische Toleranz nur so lange gilt, wie sie politisch bequem ist.


Autor: Redaktion
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Donnerstag, 06 November 2025

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