London: UCL verbannt Referentin nach antisemitischen Ritualmord-BehauptungenLondon: UCL verbannt Referentin nach antisemitischen Ritualmord-Behauptungen
Eine frühere UNRWA-Mitarbeiterin wiederholt an Londons UCL den alten Blutlügenmythos von 1840. Die Universität reagiert hart, suspendiert die studentische Gruppe – und ruft die Polizei.
An der University College London ist ein Vorfall ans Licht gekommen, der erschütternd zeigt, wie altbekannte antisemitische Verschwörungsnarrative in akademische Räume zurückkehren können. Dr. Samar Maqusi, ehemalige Forscherin an der UCL und frühere Mitarbeiterin der UN-Organisation UNRWA, trat dort auf Einladung einer studentischen Gruppe auf. Während ihres Vortrags erklärte sie vor Studierenden, Juden hätten im Jahr 1840 in Damaskus den italienischen Priester Thomas ermordet und sein Blut genutzt, um ausgerechnet „Pfannkuchen“ herzustellen – eine kaum verschleierte Anspielung auf Mazzot.
Diese Behauptung ist nicht nur falsch, sondern Teil eines der berüchtigtsten antisemitischen Konstrukte der Neuzeit: der sogenannten Damaskus-Affäre von 1840, einer frei erfundenen Ritualmordlegende, die durch Folter, willkürliche Verhaftungen und massiven Druck europäischer Diplomaten damals internationale Aufmerksamkeit erregte. Der Mythos wurde vollständig widerlegt, doch wie so oft in der Geschichte wirkt er über Generationen weiter – und tauchte nun in einem Hörsaal einer renommierten britischen Universität wieder auf.
Eine Universität zieht die Grenze
Die Teilnahme Maqusis erfolgte im Rahmen einer Veranstaltung von Students for Justice in Palestine (SJP). Wie inzwischen bekannt wurde, hat ein Studierender den Vortrag heimlich aufgezeichnet. Die Aufnahmen gelangten in die Öffentlichkeit – und lösten eine Welle der Empörung aus. UCL-Präsident Michael Spence fand klare Worte und verurteilte Maqusis Aussagen als „abstoßend“ und „antisemitisch“.
Maqusi ist zwar nicht mehr an der Universität beschäftigt, doch die Verantwortlichen verhängten ein Campusverbot, meldeten den Vorfall der Polizei und kündigten eine umfassende Untersuchung an. Die SJP-Gruppe wurde vorläufig suspendiert und darf bis zum Abschluss der Untersuchungen keine Veranstaltungen mehr organisieren.
Maqusi wiederholte in ihrem Vortrag nicht nur das alte Blutlügenmotiv. Sie behauptete zudem, Juden kontrollierten das Finanzwesen und Zionisten beherrschten öffentliche Erzählungen über Israels Geschichte. Diese Muster sind klassische Elemente antisemitischer Ideologien, die seit Jahrhunderten benutzt werden, um Juden als manipulativ, mächtig oder unrechtmäßig einflussreich darzustellen.
Die historische Dimension der Damaskus-Affäre
Die Damaskus-Affäre von 1840 gilt als Wendepunkt jüdischer Geschichte in der Moderne. Nach dem Verschwinden des Priesters Thomas und seines muslimischen Dieners wurden mehrere führende Juden der Stadt verhaftet, gefoltert und teilweise zu Tode geprügelt. Die angeblichen Beweise waren frei erfunden – darunter Knochen, die sich später als Knochen eines Hundes herausstellten.
Die Rettung der Überlebenden wurde zu einer der ersten großen internationalen Kampagnen des jüdischen Bürgertums. Persönlichkeiten wie Moses Montefiore und Adolphe Crémieux reisten nach Syrien, um die Freilassung zu erreichen. Ihre erfolgreiche Intervention gilt als Grundlage für die spätere Gründung der Alliance Israélite Universelle – einer Organisation, die sich dem Schutz jüdischer Gemeinden weltweit verschrieb.
Dass eine wissenschaftlich ausgebildete Referentin im Jahr 2025 diese Legende als wahr darstellt, zeigt die anhaltende Kraft antisemitischer Narrative – und wie schnell sie in politisierten Umfeldern wiederbelebt werden.
Warum dieser Vorfall Israel unmittelbar betrifft
Für Israel ist die Angelegenheit mehr als ein Vorfall in einer Londoner Universität. Antisemitische Mythen wie die Blutrüge haben historisch den Boden für Verfolgung, Pogrome und politische Dämonisierung bereitet. Heute dienen sie radikalen Gruppen – darunter der Hamas – als Werkzeug zur Delegitimierung jüdischer Selbstbestimmung und des Staates Israel.
Wenn solche Konstruktionen Einzug in akademische Räume halten, schaffen sie ein Klima, in dem israelische Studierende und jüdische Gemeinschaften in Europa zunehmend Anfeindungen erleben. UCL hat nun eine klare Linie gezogen: Antisemitische Inhalte werden nicht toleriert. Doch die Episode zeigt, wie wachsam Gesellschaften bleiben müssen, wenn uralte Lügen plötzlich wieder als vermeintliche Fakten kursieren.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X
Donnerstag, 20 November 2025