Tschechien meldet deutlichen Anstieg antisemitischer Vorfälle – trotz traditionell israelfreundlichem Kurs

Tschechien meldet deutlichen Anstieg antisemitischer Vorfälle – trotz traditionell israelfreundlichem Kurs


Ein neuer Bericht zeigt: Auch in einem der engsten Partner Israels in Europa nimmt Judenfeindlichkeit spürbar zu. Die meisten Übergriffe finden online statt, doch die Zahl der physischen Attacken steigt.

Tschechien meldet deutlichen Anstieg antisemitischer Vorfälle – trotz traditionell israelfreundlichem Kurs

Die jüdische Gemeinschaft in Tschechien schlägt Alarm: Das Land, das seit Jahren als einer der zuverlässigsten Verbündeten Israels in Europa gilt, verzeichnet einen deutlichen Anstieg antisemitischer Vorfälle. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht der Föderation der Jüdischen Gemeinden hervor, der am Freitag veröffentlicht wurde.

Demnach wurden im Jahr 2024 4.694 antisemitische Vorfälle registriert – ein Plus von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders auffällig ist der sprunghafte Anstieg nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023: In den Wochen danach schnellten die Meldungen um rund 90 Prozent nach oben.

Feindseligkeit gegen Israel wird salonfähig

Petr Papoušek, Präsident der Föderation, warnt vor einer „globalen Welle des Judenhasses, die unmittelbar nach dem 7. Oktober losgebrochen ist“. Dieser Hass zeige sich zwar in Tschechien seltener offen auf der Straße als in Westeuropa, doch auch dort habe sich die Stimmung spürbar verändert.

„Die Dämonisierung Israels ist zu einem gesellschaftsfähigen Ausdruck geworden und prägt inzwischen viele öffentliche Debatten“, sagte Papoušek. Der Bericht macht eine „beispiellose Allianz“ aus rechtsextremen, linksradikalen, islamistischen und verschwörungsideologischen Milieus aus, die ihre Botschaften gegenseitig verstärken.

Gewalt nimmt zu – wenn auch auf niedrigem Niveau

Rund 96 Prozent der dokumentierten Fälle entfielen auf das Internet: Beschimpfungen, Holocaust-Verharmlosungen, Verschwörungserzählungen und offene Unterstützung für Hamas und Hisbollah.

Doch erstmals seit Jahren kam es auch zu mehreren Gewalttaten:
vier körperliche Angriffe im Jahr 2024 – im Vorjahr waren es null
zwölf Fälle von Vandalismus, insbesondere auf jüdischen Friedhöfen und Gedenkstätten

Ein besonders schwerer Fall ereignete sich im Januar 2024, als fünf Jugendliche versuchten, die Synagoge in Brünn in Brand zu setzen. Sie waren laut Polizei über Online-Inhalte des „Islamischen Staats“ radikalisiert worden. Zwei der Tatverdächtigen wurden wegen Terrorismus angeklagt.

Auch 2025 rissen die Vorfälle nicht ab: Mehrfach wurde ein koscherer Laden im Prager Stadtteil Vinohrady mit antisemitischen Parolen wie „Holocaust 2025“ beschmiert.

Ein pro-israelisches Land mit wachsender Herausforderung

Tschechien gilt seit Jahrzehnten als einer der verlässlichsten Partner Israels in Europa. Das Land stimmte gegen die Aufwertung der Palästinenser bei den Vereinten Nationen, und nach dem 7. Oktober war Außenminister Jan Lipavský der erste europäische Regierungsvertreter, der nach Israel reiste, um Solidarität zu zeigen.

Doch selbst in einem Umfeld, das Juden traditionell wohlgesonnen ist, wirkt die internationale Radikalisierung nach – wenn auch auf anderem Niveau als in Deutschland, Frankreich oder Großbritannien.

Die Studie betont jedoch auch: Tschechien bleibt weiterhin eines der sichersten Länder Europas für Juden. Die Sicherheitsbehörden reagieren konsequent, politische Führung und Zivilgesellschaft positionieren sich klar gegen Antisemitismus.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X


Sonntag, 23 November 2025

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