„Polen ist für Polen“ – Abgeordneter Braun schürt Judenhass direkt vor Auschwitz

„Polen ist für Polen“ – Abgeordneter Braun schürt Judenhass direkt vor Auschwitz


Vor dem einstigen Vernichtungslager Auschwitz hat der polnische Politiker Grzegorz Braun Worte gesprochen, die Europa erneut erschüttern. Mit offener Verachtung gegenüber jüdischem Leben instrumentalisiert er einen Ort, der für Erinnerung und Demut steht – und zwingt Polen zu einer klaren Reaktion.

„Polen ist für Polen“ – Abgeordneter Braun schürt Judenhass direkt vor Auschwitz

Es gibt Momente, in denen Sprache Macht gewinnt, weil sie an einem Ort ausgesprochen wird, der sich nicht wehren kann. Auschwitz-Birkenau, Symbol der Schoah, spricht durch seine Stille. Doch diese Stille wurde zerrissen, als Grzegorz Braun – Abgeordneter des ultrarechten Spektrums und führende Stimme der „Konföderation des Polnischen Krönigreichs“ – vor den Toren des ehemaligen Vernichtungslagers seine anti-jüdische Botschaft verkündete. Seine Worte waren bewusst gewählt, hart und unmissverständlich: Polen gehöre den Polen, Juden hätten dort keinen Platz, und die Förderung jüdischen Lebens sei eine Gefahr.

Dass Braun diese Tirade ausgerechnet dort hielt, wo die Spuren der Vernichtung noch immer sichtbar sind, hebt seine Aussagen aus dem Bereich politischer Polemik heraus. Sie wirken wie ein gezielter Angriff auf die Grundlagen einer Gesellschaft, die sich seit Jahrzehnten darum bemüht, Verantwortung und Erinnerung zu verbinden.

Eine Grenzüberschreitung, die Polen aufrüttelt

Brauns Behauptung, Juden wollten in Polen eine Sonderstellung einnehmen, folgt bekannten antisemitischen Mustern. Dass er gleichzeitig die polnische Polizei der Gefolgschaft bezichtigt, verstärkt die Botschaft, die er aussendet: Misstrauen, Ausgrenzung, Abwertung. Seine Worte zur geplanten nationalen Strategie gegen Antisemitismus – die er mit dem Zuzug eines kannibalistischen Filmmonsters verglich – trafen auf ein Land, das den Zweiten Weltkrieg im kollektiven Gedächtnis trägt.

Die Reaktion der polnischen staatlichen Institutionen ließ nicht lange auf sich warten. Justizminister Waldemar Zurek erklärte öffentlich, er werde die Aussagen nicht folgenlos lassen. Äußerungen dieser Art, so Zurek, beschädigten das Ansehen Polens weltweit und vergifteten das gesellschaftliche Klima im Innern. Seine Worte sind Ausdruck eines Landes, das weiß, wie sehr die Gegenwart von der Verantwortung der Vergangenheit geprägt ist.

Rechtlich bewegt sich Braun auf einem gefährlichen Terrain. Das polnische IPN-Gesetz verbietet die Leugnung und Verzerrung der nationalsozialistischen Verbrechen. Schon früher war Braun durch entsprechende Andeutungen aufgefallen – etwa durch Aussagen, die die Existenz der Gaskammern infrage stellten. Dass die Staatsanwaltschaft nun erneut prüft, ist folgerichtig.

Eine politische Strategie – und ein Publikum, das zuhört

Wer Braun seit Jahren beobachtet, erkennt ein klares Muster. 2021 löschte er die Chanukka-Kerzen im Parlament mit einem Feuerlöscher und bezeichnete die Chanukkia als „anti-polnisch“. Er lehnt Entschädigungen für Holocaustüberlebende ab. Seine Partei kämpft systematisch gegen jüdische Institutionen. Seine jüngsten Aussagen sind daher nicht überraschend – sie sind konsequent.

Besorgniserregend bleibt jedoch, dass er bei den Präsidentschaftswahlen den vierten Platz erreichte. Das zeigt: Diese Worte fallen nicht in ein Vakuum. Sie erreichen Menschen, die in Angstmotive und Identitätsfantasien flüchten. Sie bedienen Ressentiments, die längst überwunden geglaubt waren.

Europa hört zu – und sieht genauer hin

Dass ausgerechnet Polen mit einer solchen Episode konfrontiert wird, hat eine bittere Ironie. Es ist ein Land, das Millionen jüdischer Bürger verlor, das den Krieg in seinen Städten, Dörfern und Familien trägt und das den Schmerz aus Tradition und Verlust kennt.
Wenn ein Abgeordneter diesen Ort missbraucht, dann trifft er nicht nur Jüdinnen und Juden. Er trifft Polen selbst, seine Würde und seine historische Selbstverortung.

Brauns Auftritt zeigt, wie fragil Erinnerungskultur bleibt, wenn sie gezielt angegriffen wird. Aber er zeigt auch, wie ein Staat reagieren kann, wenn demokratische und moralische Linien überschritten werden. Polen hat diese Linien klar markiert.

Die Frage, die bleibt, richtet sich an ganz Europa: Wie schützt eine Gesellschaft historische Verantwortung, wenn der politische Wettbewerb sie gegen Minderheiten richtet?


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Zalasem1 - Own work, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=148895119


Mittwoch, 26 November 2025

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