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Britische Hochschulen als Hotspot des Antisemitismus – Auswanderung nach Israel nimmt zu

Britische Hochschulen als Hotspot des Antisemitismus – Auswanderung nach Israel nimmt zu


An britischen Universitäten wächst ein Klima, das jüdisches Leben aus dem öffentlichen Raum drängt. Ereignisse wie das offene Auftreten von BDS-Aktivisten zeigen, wie Antisemitismus normalisiert wird – und warum junge Jüdinnen und Juden zunehmend den Weg nach Israel wählen.

Britische Hochschulen als Hotspot des Antisemitismus – Auswanderung nach Israel nimmt zu

Die Entwicklung an britischen Hochschulen verdeutlicht ein strukturelles Problem, das weit über Einzelfälle hinausgeht. In den vergangenen Jahren haben sich dort Milieus etabliert, in denen BDS-Aktivismus, antiisraelische Narrative und rassistische Ausgrenzung nahtlos ineinandergreifen. Für viele jüdische Studierende bedeutet das nicht nur politische Konfrontation, sondern einen Angriff auf ihre Identität. Die Folge: ein wachsender Trend zur Auswanderung nach Israel – nicht aus Abenteuerlust, sondern aus dem Gefühl heraus, dass die eigene Existenz im britischen Alltag infrage gestellt wird.

Ein Hochschulklima, das jüdische Identität problematisiert

Britische Universitäten waren lange stolz auf ihre Liberalität. Doch die Realität auf zahlreichen Campussen hat sich massiv verändert. BDS-Gruppen treten offensiv auf, platzieren Stände, Banner und politische Forderungen in zentralen Bereichen, oft unterstützt durch radikale Aktivistengruppen. Für jüdische Studierende entsteht dadurch ein Umfeld, in dem die eigene Religionszugehörigkeit nicht mehr als kulturelle Tatsache, sondern als politisches Angriffsziel behandelt wird.

Berichte aus verschiedenen Städten zeigen, dass Studierende bereits durch das bloße Tragen eines Davidsterns Anfeindungen ausgesetzt sind. Aus Gesprächen mit Betroffenen entsteht ein klares Bild: Wer sich sichtbar jüdisch zeigt, riskiert Ablehnung, verbale Drohungen oder Ausschluss aus studentischen Gruppen.

Ein besonders aufschlussreicher Fall betrifft eine jüdische Studentin, die eine Star-of-David-Kette unter dem T-Shirt versteckte, um einen BDS-Stand auf dem Campus anzusprechen. Die Reaktion der Aktivisten spricht Bände: Erst nach der Konfrontation und dem Offenlegen der jüdischen Identität brach das inszenierte Selbstbewusstsein zusammen – ein Muster, das die Zerbrechlichkeit solcher „politischer Überzeugungen“ offenlegt. Es sind Situationen wie diese, die zeigen, dass hier nicht politische Positionen verteidigt werden, sondern ein Feindbild.

BDS in Großbritannien: Kampagne oder politische Struktur?

Die BDS-Bewegung an britischen Hochschulen ist nicht spontan, sondern strukturell verankert. Viele studentische Verbände behandeln sie als moralische Pflicht. Auf diesen Plattformen wird Israel nicht kritisiert, sondern moralisch delegitimiert – ein entscheidender Unterschied. Der Staat der Juden wird als Quelle des Übels dargestellt, während das Leid jüdischer Menschen auch in Europa ausgeblendet oder relativiert wird.

Die typischen Elemente dieses Milieus sind deutlich wiedererkennbar:

  • eine radikale Politisierung des Campusraums

  • das Verschweigen jüdischer Sicherheitsbedenken

  • das Abwerten jüdischer Identität als „politisches Statement“

  • das Ausblenden israelischer Opfer und globalen Antisemitismus

  • die moralische Umkehr: Täter werden zu Opfern, Opfer zu Tätern

Wenn Studierende berichten, dass allein die Aussage „Ich bin jüdisch“ reicht, um unerwünschte Annäherungen zu beenden oder Distanz zu erzeugen, zeigt das die Tiefe des Problems. Es geht nicht nur um antiisraelische Politik – es geht um Judenfeindlichkeit in sozial akzeptierter Form.

Identitätsverlust und der Weg nach Israel

Für viele junge britische Juden entsteht eine paradoxe Situation: In der eigenen Heimat gilt es als Provokation, sichtbar jüdisch zu sein. In Israel dagegen gilt die eigene Identität nicht als Last, sondern als Normalität. Genau diese Differenz führt zu einem steigenden Trend: Jüdinnen und Juden zwischen 18 und 25 Jahren entscheiden sich zunehmend für Israel – nicht primär aus politischen Gründen, sondern weil Großbritannien sich für sie nicht mehr wie ein sicherer Ort anfühlt.

Eine junge Frau, die in London aufwuchs, beschreibt diesen Prozess nüchtern: Erst in Israel habe sie begriffen, dass man seine Identität nicht verstecken muss. Der Schritt zur Aliyah war für sie weniger eine Entscheidung gegen ein Land als eine Entscheidung für ein Zugehörigkeitsgefühl, das sie in England nie erleben konnte. Solche Fälle häufen sich – und sie zeigen, wie tief der gesellschaftliche Riss inzwischen ist.

Ein europäisches Problem, das Großbritannien beispielhaft zeigt

Die Entwicklungen in Großbritannien sind kein isolierter Fall. Sie stehen exemplarisch für die Lage vieler jüdischer Gemeinschaften in Europa. Antisemitismus wächst nicht an den politischen Rändern, sondern in den kulturellen und akademischen Zentren. Die Kombination aus BDS-Aktivismus, politischer Feindbildproduktion und sozialem Druck erzeugt ein Klima, in dem jüdisches Leben nur unter Vorbehalt akzeptiert wird.

Israel wird dabei zur moralischen Projektionsfläche – und jüdische Studierende zur Zielscheibe. Der Schritt Richtung Aliyah ist in diesem Kontext kein romantisches Ideal, sondern eine Reaktion auf eine gesellschaftliche Entwicklung, die sich immer weiter normalisiert.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Kiri of Karitane - Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=153498139


Donnerstag, 04 Dezember 2025

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