Ermittler stufen Giftanschlag auf jüdische Familie als antisemitisches Verbrechen einErmittler stufen Giftanschlag auf jüdische Familie als antisemitisches Verbrechen ein
Der Prozess gegen eine algerische Betreuungskraft, die eine jüdische Familie in der Region Paris vergiftet haben soll, lenkt den Blick auf eine wachsende Bedrohungslage. Die Anklage geht inzwischen von einem antisemitischen Motiv aus und beschreibt den Fall als Teil eines deutlichen Anstiegs feindseliger Aktionen gegen Juden seit dem Massaker der Hamas vom siebten Oktober.
Die Ermittlungen offenbaren ein Zusammenspiel aus radikalisierten Vorstellungen, Täuschung und gezielter Gefährdung innerhalb eines privaten Haushalts.
Ermittlungen zu toxischen Substanzen in Lebensmitteln
Die Beschuldigte, eine zweiundvierzigjährige Algerierin, soll Reinigungsstoffe und weitere chemische Substanzen in Wein, Saft, Spirituosen und Speisen der Familie gemischt haben. Die Bewohner bemerkten bereits Ende Januar 2024 ungewöhnliche Gerüche und Reizungen. Laboruntersuchungen bestätigten danach das Vorhandensein von Stoffen wie Polyethylenglykol und weiteren reizenden Chemikalien, die erhebliche gesundheitliche Schäden auslösen können.
Die Betreuungskraft hatte sich unter falscher Identität beworben und im Haushalt gewohnt. Nach Angaben der Familie hatten ausschließlich sie, die Eltern und die Kinder Zugang zu den betroffenen Räumen. Die Polizei stellte verschiedene Flaschen und Reinigungsmittel sicher.
Aussagen der Kinder und Hinweise aus dem Umfeld
Eine fünfjährige Tochter berichtete der Mutter von einem Vorfall, bei dem die Betreuerin eine seifenartige Flüssigkeit in eine Flasche mit der Aufschrift Jerusalem gefüllt habe. Zusätzlich fanden Ermittler im Telefon der Beschuldigten Suchanfragen zu jüdischen Familien, jüdischen Frauen sowie zu religiösen Praktiken.
Ein Schulwächter, der die Familie kennt, schilderte gegenüber den Behörden, die Betreuerin habe sich abfällig über Juden geäußert und behauptet, die Familie sei wohlhabend und halte sie finanziell klein. Diese Aussagen stützen die neu eingestufte Annahme eines klaren antisemitischen Antriebs.
Anklage wegen rassistisch motivierter Körperverletzung
Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau unter anderem vor, schädliche Substanzen in Lebensmitteln verabreicht zu haben und dabei aus religiöser oder rassistischer Motivation gehandelt zu haben. Die Richter begründen die Einstufung damit, dass die Beschuldigte nachweislich stereotype und feindselige Vorstellungen über Juden geäußert habe.
Obwohl ein erster Tatverdacht auf versuchten Mord laut Gutachten nicht haltbar war, gilt der Vorfall juristisch als gezielte Schädigung. Die Frau befindet sich seit Februar 2024 in Untersuchungshaft.
Strittige Darstellung der Verteidigung
Die Anwältin der Beschuldigten weist den Vorwurf eines antisemitischen Motivs zurück und bezeichnet die Tat als Ausdruck persönlicher Kränkungen und finanzieller Konflikte. Die Beschuldigte habe ihre Aussagen revidiert und bestreite eine feindselige Absicht. Dies steht in deutlichem Widerspruch zu den gefundenen digitalen Spuren und Zeugenangaben.
Breitere Bedeutung im Kontext steigender antisemitischer Vorfälle
Vertreter der jüdischen Gemeinden bewerten die Tat als Beispiel für eine Form alltäglicher Anfeindung, die sich im privaten Umfeld äußert und deren Gefährdungspotenzial häufig unterschätzt wird. Anwälte der Familie sprechen von einer intimen Form des Hasses, die durch die gesellschaftlichen Spannungen nach den Hamas Angriffen zusätzliche Schärfe erhalten habe.
Der Dachverband der jüdischen Organisationen in Frankreich schaltet sich in das Verfahren ein und verweist auf eine strukturelle Dynamik antisemitischer Gewalt. Seine Vertreter werden vor Gericht aussagen und erwarten, dass die besondere Schwere des Falls klar benannt wird.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X
Dienstag, 09 Dezember 2025