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Arzt in Österreich entlassen: Auschwitz-Vergleich gegenüber Patientin löst Empörung aus

Arzt in Österreich entlassen: Auschwitz-Vergleich gegenüber Patientin löst Empörung aus


Ein Chefarzt verliert seinen Posten, nachdem er eine übergewichtige Patientin mit Auschwitz in Verbindung brachte. Der Fall zeigt, wie sensibel Österreichs gesellschaftliches Klima geworden ist und wie stark historische Muster in den Alltag zurückkehren.

Arzt in Österreich entlassen: Auschwitz-Vergleich gegenüber Patientin löst Empörung aus

In einem regionalen Krankenhaus in Niederösterreich ist ein Chefarzt nach einer internen Meldung entlassen worden, weil er im Gespräch über eine Patientin gesagt haben soll, „nur Auschwitz würde hier helfen“. Die Äußerung fiel während einer Besprechung unter Kolleginnen und Kollegen, doch sie blieb nicht folgenlos. Ein anonymes Schreiben aus dem Team machte den Vorfall öffentlich und beschrieb zugleich eine Arbeitsatmosphäre, die durch Einschüchterung, lautstarke Anweisungen und zunehmende Distanzierung des Pflegepersonals geprägt gewesen sei.

Die Gesundheitsagentur des Landes reagierte schnell. Der Arzt wurde zunächst suspendiert und nach einer arbeitsrechtlichen Prüfung entlassen. Die Behörde erklärte, solche Formulierungen seien unvereinbar mit den Grundsätzen des öffentlichen Gesundheitswesens und stellten einen massiven Verstoß gegen die berufliche Verantwortung dar. Die klare Entscheidung unterstreicht, wie wenig Spielraum in Österreich für Anspielungen besteht, die NS Verbrechen verharmlosen oder zur Provokation genutzt werden.

Der Vorfall hat jedoch weit über das Krankenhaus Horn hinaus Aufmerksamkeit erregt. Er führt in eine breitere Debatte, die Österreich seit Jahren begleitet. Meinungsforscher verzeichnen stabile und teils steigende Werte für Parteien, die am rechten Rand oder im Umfeld rechtsextremer Strukturen angesiedelt sind. Parallel dazu berichten Beobachter von einem zunehmenden Auftreten enthemmter Sprache, von Grenzüberschreitungen im Berufsalltag und von NS Bezügen, die nicht mehr nur in extremistischen Gruppen zu hören sind, sondern immer häufiger im öffentlichen Raum auftauchen. Viele Stimmen sehen darin keine zufällige Parallelität, sondern eine Entwicklung, in der politische Radikalisierung und sprachliche Enthemmung einander verstärken.

Besonders irritierend wirkt der Vorfall auch deshalb, weil das Landesklinikum Horn als wichtiger Standort im Gesundheitssystem gilt. Erst vor wenigen Wochen wurde ein Investitionspaket beschlossen, das den Ausbau des Krankenhauses sichern soll. Dass eine Einrichtung dieser Größenordnung nun mit einem Fall dieser Art Schlagzeilen macht, hat in der Region für spürbare Verunsicherung gesorgt.

Der jetzige Fall ist zudem nicht der erste dieser Art in Horn. Bereits 2023 geriet ein Abteilungsleiter in Kritik, weil er eine hochbetagte Patientin in abwertender Weise angesprochen haben soll. Obwohl der Arzt später in den Ruhestand ging, löste auch dieses Ereignis Diskussionen über ethische Standards im medizinischen Alltag aus. Die Kombination beider Fälle lässt nun erneut Fragen darüber aufkommen, wie eng Arbeitskultur, gesellschaftlicher Tonfall und politische Strömungen miteinander verflochten sind.

Österreich verfügt über strenge Gesetze, die jede Form von NS Verharmlosung untersagen. Der aktuelle Fall zeigt jedoch, dass rechtliche Rahmen allein nicht ausreichen. Sprache, Haltung und das Bewusstsein für historische Verantwortung müssen im beruflichen Alltag immer wieder neu eingeübt und verteidigt werden. Dass dieser Prozess nie abgeschlossen ist, wird durch den Vorfall in Horn schmerzhaft deutlich.


Autor: Samuel Benning
Bild Quelle: By Federico Pizano, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=55248029


Donnerstag, 11 Dezember 2025

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