London prüft Sanktionen gegen Hamas-nahen Aktivisten und das Märchen von der humanitären ZivilgesellschaftLondon prüft Sanktionen gegen Hamas-nahen Aktivisten und das Märchen von der humanitären Zivilgesellschaft
Großbritannien steht vor einer heiklen, aber überfälligen Entscheidung. Ein britisch-palästinensischer Aktivist, der seit Jahren als zentrale Figur in Hamas-nahen Netzwerken in Europa gilt, könnte erstmals ins Visier harter staatlicher Sanktionen geraten. Der Fall zeigt exemplarisch, wie sich politischer Aktivismus, humanitäre Rhetorik und extremistische Strukturen über Jahre hinweg überlagern konnten.
Nach einem Bericht der britischen Zeitung The Telegraph prüft die britische Regierung derzeit, ob Sanktionen verhängt werden sollen. Zuständig ist das Office of Financial Sanctions Implementation im Finanzministerium. Grundlage wäre die Anti-Terror-Sanktionsverordnung von 2019, die unter anderem das Einfrieren von Vermögenswerten ermöglicht.
Der Verdacht wiegt schwer. Nach Einschätzung mehrerer Sicherheitsdienste handelt es sich um einen hochrangigen Hamas-Aktivisten in Europa. Ein israelisches Analysezentrum führt ihn bereits seit 2010 als Funktionär der Organisation. 2013 wurde er von Israel offiziell als Terrorist eingestuft.
Flottille als Fassade
Internationale Aufmerksamkeit erlangte der Aktivist im Jahr 2025 als einer der Hauptorganisatoren der Gaza-Flottille Madleen, an der auch prominente westliche Aktivisten teilnahmen. Öffentlich wurde die Aktion als humanitäre Mission präsentiert. Im September legte Israel nach eigenen Angaben in Gaza sichergestellte Dokumente vor, die auf eine direkte organisatorische und finanzielle Beteiligung der Hamas hinweisen.
In einem der Dokumente wird der Aktivist als Leiter eines Hamas-nahen Sektors einer internationalen palästinensischen Konferenzstruktur in Großbritannien bezeichnet. Die Unterlagen zeichnen das Bild einer gezielten Instrumentalisierung internationaler Unterstützer für politische und propagandistische Zwecke der Terrororganisation.
Die Vorwürfe weist der Betroffene zurück. Gegenüber arabischen Medien sprach er von erfundenen und politisch motivierten Anschuldigungen.
Jahrzehnte im Umfeld der Muslimbruderschaft
Ein Blick auf seine Biografie zeigt ein konsistentes Muster. Seit den frühen 1990er-Jahren lebt er in Großbritannien und war dort in zahlreichen Organisationen aktiv, die dem Umfeld der Muslimbruderschaft zugerechnet werden. Er bekleidete führende Funktionen in mehreren Vereinigungen, die von Sicherheitsbehörden und Regierungen als problematisch eingestuft wurden.
Er leitete ein palästinensisches Forum in Großbritannien, das von deutschen Behörden als eines der wichtigsten Propagandaforen der Hamas in Europa bezeichnet wurde. Zudem stand er einer Organisation vor, die Israel bereits 2010 als europäischen Organisationsarm der Hamas verbot.
Auch medial war er über Jahre präsent. Er arbeitete für einen in London ansässigen arabischsprachigen Fernsehsender, der eng mit Hamas-nahen Medien kooperierte.
Öffentliche Verteidigung der Hamas
Die Nähe zur Hamas beschränkte sich nicht auf verdeckte Strukturen. In Interviews mit Hamas-nahen Medien verteidigte er offen den bewaffneten Widerstand gegen Israel und stellte die Organisation als legitime politische Kraft dar. Die Einstufung der Hamas als Terrororganisation durch Großbritannien bezeichnete er öffentlich als politisch motiviert.
In sozialen Netzwerken finden sich zahlreiche Beiträge mit israelfeindlichen Inhalten, Karikaturen und positiven Bezügen auf führende Hamas-Funktionäre.
Sicherheitsrisiko im Herzen Londons
Bereits im Oktober 2023 warnten britische Abgeordnete öffentlich vor einem ernsthaften Sicherheitsrisiko. Parallel dazu geriet auch das Umfeld großer pro-palästinensischer Demonstrationen stärker in den Fokus der Sicherheitsbehörden. Mehrere der von ihm geführten oder unterstützten Organisationen spielen eine zentrale Rolle bei der Koordinierung dieser Proteste, darunter auch Veranstaltungen mit Nähe zu inzwischen verbotenen Gruppen.
Ein Testfall für den Rechtsstaat
Der Fall ist mehr als eine Personalie. Er wirft grundsätzliche Fragen auf. Wie lange können westliche Demokratien hinnehmen, dass extremistische Netzwerke unter dem Deckmantel von Aktivismus, NGOs und Menschenrechtsrhetorik agieren. Und wie glaubwürdig ist der Kampf gegen Terrorfinanzierung, wenn bekannte Schlüsselfiguren über Jahre unbehelligt bleiben.
Sollte Großbritannien tatsächlich Sanktionen verhängen, wäre das ein deutliches Signal. Nicht gegen Meinungsfreiheit oder legitime Kritik an Israel, sondern gegen die gezielte Vermischung von Terrorunterstützung und zivilgesellschaftlicher Fassade. Ein Schritt, der spät kommt, aber notwendig erscheint.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot
Sonntag, 21 Dezember 2025