Ehemaliger Al-Qaida-Terrorist warnt: Großanschläge in Großbritannien jederzeit möglichEhemaliger Al-Qaida-Terrorist warnt: Großanschläge in Großbritannien jederzeit möglich
Er plante selbst Anschläge, kannte die Architekten des globalen Terrors und arbeitete später für den britischen Geheimdienst. Nun schlägt Ayman Dean Alarm. Al-Qaida verfüge über hunderte schläfer Zellen im Vereinigten Königreich. Die Bedrohung sei akut.
Die Warnung kommt von einem Mann, der beide Seiten kennt. Ayman Dean, einst aktiver Terrorist von Al-Qaida und später über Jahre hinweg einer der wichtigsten Informanten des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6, zeichnet ein düsteres Bild der Sicherheitslage in Europa. Nach seiner Einschätzung könnten Anschläge von der Größenordnung des 11. September oder der Londoner Bombenanschläge vom 7. Juli 2005 innerhalb kürzester Zeit Realität werden.
Dean spricht nicht von abstrakten Risiken. Er spricht von Bereitschaft. In Großbritannien, so seine Einschätzung, lebten heute mindestens mehrere hundert schlafende Al-Qaida-Aktivisten. Menschen, die integriert wirken, unauffällig leben und jederzeit aktiviert werden könnten. Die Frage sei nicht, ob es zu Anschlägen komme, sondern wann.
Besonders brisant ist Deans Analyse der geopolitischen Dimension. Während europäische Sicherheitsdebatten sich stark auf Russland konzentrierten, liege die eigentliche Gefahr aus seiner Sicht woanders. Iran sei der zentrale Motor islamistischer Radikalisierung, sowohl ideologisch als auch operativ. Teheran habe Al-Qaida über Jahrzehnte hinweg Schutz, Infrastruktur und Bewegungsfreiheit gewährt. Diese langfristige Duldung habe es ermöglicht, Netzwerke aufzubauen, die heute tief in westlichen Gesellschaften verankert seien.
Dean verweist dabei auch auf frühere Anschläge mit britischen Opfern außerhalb Europas, unter anderem in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Diese Taten seien Teil derselben Struktur, nicht isolierte Einzelfälle. Iran fungiere aus seiner Sicht als Katalysator, der verschiedene jihadistische Strömungen indirekt zusammenhalte.
Die Warnung erhält zusätzliches Gewicht durch Deans persönliche Geschichte. Als Jugendlicher traf er Khalid Sheikh Mohammed, den Hauptverantwortlichen der Anschläge vom 11. September. In Afghanistan lernte er über Monate hinweg den Bau von Sprengsätzen und arbeitete mit führenden Al-Qaida-Kadern zusammen, darunter Abu Khabab, der für die Entwicklung besonders tödlicher Waffen verantwortlich war.
Der Wendepunkt kam 1998 mit den Anschlägen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania, bei denen rund 200 Menschen ermordet wurden. Danach kehrte Dean der Terrororganisation den Rücken. Kurz darauf wurde er vom MI6 rekrutiert, nachdem britische Dienste überzeugt waren, dass sein Ausstieg glaubwürdig war. Über Jahre hinweg lieferte er Informationen aus dem Innersten der jihadistischen Szene, half dabei, Anschläge zu verhindern und rettete nach eigenen Angaben zahlreiche Menschenleben, darunter durch die Aufdeckung eines geplanten Attentats auf die New Yorker U-Bahn.
Seine Tarnung flog später auf, nachdem ein Bericht im Time Magazine Details veröffentlichte, die eine Identifizierung ermöglichten. Dean musste fliehen, erhielt eine neue Identität und lebt seither unter strengem Schutz. Seine Warnungen heute sind daher keine theoretischen Einschätzungen, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrung.
Dass seine Aussagen nicht aus der Luft gegriffen sind, zeigen aktuelle Entwicklungen. Erst vergangene Woche erhob die britische Justiz Anklage gegen zwei Islamisten des sogenannten Islamischen Staates, die Anschläge auf jüdische Einrichtungen planten. Ermittler sprachen von potenziell den tödlichsten Terrorakten in der Geschichte des Landes.
Für Europa und insbesondere für Großbritannien ist Deans Warnung ein Weckruf. Der jihadistische Terror ist nicht verschwunden. Er hat sich angepasst, professionalisiert und wartet. Die schlafenden Zellen existieren. Die Ideologie wirkt weiter. Und der nächste Anschlag könnte näher sein, als viele glauben.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By DAVID HOLT from London, England - London June 5 2017 (5) London Bridge Closed, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=59632803
Sonntag, 28 Dezember 2025