Spanische Großbank entschuldigt sich nach Kontosperren für israelische KundenSpanische Großbank entschuldigt sich nach Kontosperren für israelische Kunden
Berichte über blockierte Überweisungen und verschärfte Prüfungen für Israelis in Spanien haben politische Wellen geschlagen. Nun reagiert die Führung von Banco Sabadell mit einer offiziellen Entschuldigung und spricht von internen Fehlinterpretationen staatlicher Vorgaben.
Der Vorsitzende der spanischen Großbank Banco Sabadell, Josep Oliu, hat sich offiziell für Einschränkungen entschuldigt, die israelische Kunden in Spanien in den vergangenen Wochen bei Bankgeschäften erlebt hatten. In einem Schreiben an Isaac Herzog erklärte Oliu, es habe sich um ein internes Compliance Missverständnis im Zusammenhang mit neuen spanischen Regierungsmaßnahmen gehandelt. Die Bank habe ihre Verfahren inzwischen angepasst.
Auslöser der Affäre waren zahlreiche Berichte israelischer Privatpersonen und Unternehmen, die in Spanien tätig sind. Sie meldeten gesperrte Konten, verzögerte Überweisungen und zusätzliche Prüfungen bei Transaktionen mit Israel Bezug. In sozialen Netzwerken und jüdischen Medien war von einer faktischen Sonderbehandlung israelischer Kunden die Rede, ausgelöst durch neue politische Vorgaben aus Madrid.
In dem auf November 2025 datierten Schreiben betonte Oliu ausdrücklich die Unterstützung der Bank für stabile wirtschaftliche Beziehungen zwischen Spanien und Israel. Banco Sabadell habe allein im vergangenen Jahr mehr als zweitausend Unternehmen mit Israel Bezug betreut und Finanzdienstleistungen im Umfang von rund fünfhundert Millionen Euro abgewickelt. Dazu zählten Überweisungen, Akkreditive sowie Import und Exportgarantien.
Nach Darstellung des Bankchefs entstand die Irritation durch das spanische Königliche Gesetzesdekret 10 aus dem Jahr 2025. Dieses verpflichtet spanische Behörden zu verschärften Maßnahmen im Zusammenhang mit Israel, unter anderem zu einem vollständigen Waffenembargo sowie zu Importbeschränkungen für Waren aus israelischen Siedlungen in Gebieten, die Spanien als besetzt einstuft. Sabadell habe daraufhin interne Abläufe angepasst, um gesetzeskonform zu handeln und zugleich den normalen Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten.
Oliu räumte jedoch ein, dass die erste Umsetzung dieser Vorgaben in den internen Bankensystemen den Eindruck erweckt haben könnte, israelische Kunden würden pauschal benachteiligt. Diese Wahrnehmung sei weit entfernt von der tatsächlichen Haltung der Bank. Nachdem das Problem erkannt worden sei, habe man die Verfahren überarbeitet. Seitdem seien keine weiteren Beschwerden eingegangen. Er schloss den Brief mit einer ausdrücklichen Entschuldigung und der Bekräftigung, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Spanien und Israel weiter unterstützen zu wollen.
Im Zentrum der Kritik stand insbesondere die Praxis, von Kunden zusätzliche Erklärungen zu verlangen. Betroffene berichteten, sie hätten detaillierte Angaben zu Transaktionen machen müssen, einschließlich Endverbleib von Waren, Geschäftsadressen und schriftlicher Bestätigungen, dass bestimmte Produkte nicht aus israelischen Siedlungen stammen. Teilweise seien Gelder erst nach Einreichung umfangreicher Unterlagen freigegeben worden.
Die spanische Faktenprüfungsplattform Maldita.es griff die Vorwürfe in ihrer Rubrik Buloteca auf. Sie wies darauf hin, dass die Hinweise von Nutzern eingereicht worden seien und nicht eigenständig recherchiert wurden. Gleichzeitig dokumentierte sie die kursierenden Anschuldigungen und deren Wortlaut.
Ein juristischer Streitpunkt ist die Reichweite des spanischen Dekrets. Während die spanische Steuerbehörde betont, dass sich Artikel drei des Gesetzes ausschließlich auf den Zoll und die Einfuhr bestimmter Waren bezieht, argumentieren Banken, dass sie im Rahmen risikobasierter Prüfungen weitergehende Kontrollen vornehmen müssten. Finanzinstitute sind verpflichtet, Kunden und Transaktionen umfassend zu überprüfen, sobald neue staatliche Restriktionen eingeführt werden, auch wenn diese formal nicht primär den Bankensektor betreffen.
Kritiker werfen Banco Sabadell dennoch vor, über das gesetzlich Geforderte hinausgegangen zu sein und durch verlangsamte Abläufe faktisch Druck auf israelische Kunden ausgeübt zu haben. Befürworter der Bank verweisen dagegen auf erhebliche Haftungsrisiken, falls Finanzinstitute später beschuldigt würden, verbotene Geschäfte ermöglicht zu haben.
Der Vorfall fällt in eine Phase deutlich abgekühlter Beziehungen zwischen Israel und Spanien. Madrid hatte zuletzt Schiffen und Flugzeugen mit Waffenlieferungen an Israel den Zugang zu spanischen Häfen und Lufträumen untersagt. Gleichzeitig zeigte sich jedoch, dass wirtschaftliche Interessen weiterhin eine Rolle spielen. So erhielt der europäische Luftfahrtkonzern Airbus kürzlich eine Ausnahmegenehmigung, um israelische Technologie in spanischen Produktionsstätten weiter zu nutzen.
Für israelische Unternehmen und Privatpersonen in Spanien bleibt nun entscheidend, ob die von Oliu angekündigten Korrekturen tatsächlich zu verlässlichen und diskriminierungsfreien Bankdienstleistungen führen. Die Affäre hat deutlich gemacht, wie schnell politische Signale in praktische Benachteiligungen umschlagen können, selbst ohne formelles Verbot.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Eduardo - Banco Sabadell, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14583146
Mittwoch, 31 Dezember 2025