Iranische Raketen für Milizen in Irak: Das nukleare Täuschungsmanöver Teherans

Iranische Raketen für Milizen in Irak: Das nukleare Täuschungsmanöver Teherans


Die USA verhandeln mit Iran in Oman – währenddessen stationiert Teheran neue Raketen in Irak.

Iranische Raketen für Milizen in Irak: Das nukleare Täuschungsmanöver Teherans

Während Iran und die USA in Oman über das umstrittene Raketen- und Atomprogramm Teherans sprechen, liefert das Regime laut einem Bericht der britischen Times neue ballistische Raketen an schiitische Milizen im Irak. Diese gehören zur Dachorganisation Popular Mobilization Forces (PMF) und sind offizielle Teile der irakischen Sicherheitsstruktur. Doch hinter dieser Fassade betreibt Iran laut westlichen Geheimdiensten einen groß angelegten Aufrüstungsplan – mitten im Schatten der Verhandlungen mit Washington.

Dem Bericht zufolge wurden erstmals Langstreckenraketen an Milizen im Irak übergeben – mit Reichweiten, die potenziell auch europäische Ziele treffen könnten. Konkret geht es um neue Typen von Boden-Boden-Raketen sowie um zwei weitere Waffensysteme: die Marschflugkörper Quds 351 und ballistische Raketen vom Typ Jamal 69 – auch bekannt unter dem iranischen Namen Zolfaghar.

Der Quds 351, eine Version des iranischen Projekts 351, wurde bereits an die Houthi-Miliz im Jemen geliefert und bei Angriffen auf saudische Ziele eingesetzt. Diese Waffe hat je nach Ausführung eine Reichweite von bis zu 2.000 Kilometern. Die Jamal-69-Rakete wiederum wurde 2022 bei einer Kundgebung der pro-iranischen Harakat Hezbollah al-Nujaba im Irak gezeigt. Schon damals wurde sie als Mittel gegen Israel inszeniert. Laut iranischen Angaben hat sie eine Reichweite von etwa 700 Kilometern – weit genug, um aus dem Irak Israel zu treffen.

Täuschung durch Doppelstrategie

Brisant ist, dass diese Waffenlieferungen genau dann stattfinden, als ein anderer Bericht – diesmal von Reuters – behauptet, iranisch unterstützte Milizen im Irak seien bereit, sich zu entwaffnen. Die Quelle: anonyme Kommandeure von vier Milizen. Die US-Regierung hatte zuvor den Druck auf Teheran erhöht, unter anderem mit Luftangriffen auf Houthi-Stellungen im Jemen. Dass sich Iran ausgerechnet jetzt zu einem Rückzug entschließt, wirkt unglaubwürdig – und wird durch den neuen Times-Bericht konterkariert.

Vielmehr spricht alles für eine klassische iranische Doppelstrategie: Während sich Teheran in diplomatischer Zurückhaltung übt und angeblich zu Verhandlungen bereit ist, nutzt das Regime die Zeit, um seine Stellvertreter im Irak militärisch zu stärken. Das Ziel: ein möglichst großer Handlungsspielraum in künftigen Gesprächen – mit Waffen als Faustpfand.

Die Illusion vom „Entwaffnen“

Was unter dem Begriff „Entwaffnen“ tatsächlich gemeint ist, bleibt bewusst vage. In Wahrheit könnte es sich lediglich um eine kosmetische Maßnahme handeln – etwa die symbolische Übertragung der Waffen an den irakischen Staat, also an die PMF selbst, in der die Milizen ohnehin schon integriert sind. Die Bewaffnung bliebe bestehen – nur unter neuem Etikett.

Iran hat dieses Spiel bereits früher gespielt. 2018 berichtete Reuters, dass Teheran bereits damals ballistische Raketen an irakische Milizen geliefert habe, darunter die Modelle Zelzal, Fateh-110 und Zolfaghar. Es geht stets darum, regionale Gegner wie Israel oder Saudi-Arabien in Schach zu halten – und gleichzeitig Druck auf den Westen auszuüben.

Verhandlungen unter Vorbehalt

Auch in der aktuellen Phase ist dieses Muster zu erkennen. Während die USA in Oman auf ein neues Abkommen hinarbeiten, das Irans Raketen- und Atomprogramm einschränken soll, nutzt Teheran jede Gelegenheit, um seine Milizen zu stärken. Ähnliche Berichte gibt es aus dem Libanon, wo die Hisbollah angeblich zur Entwaffnung bereit wäre – jedoch nur, wenn Israel bestimmte Gebiete räumt. Auch die Houthi-Miliz im Jemen bietet Washington laut jüngsten Berichten einen Deal an – nicht aus Friedensliebe, sondern um eigene Positionen zu sichern.

Der Westen wird sich entscheiden müssen: Glaube an Verhandlungsbereitschaft oder nüchterner Blick auf die Realität. Denn Iran verknüpft seit Jahren sein Verhalten mit dem seiner Stellvertreter – und setzt genau dort an, wo es den meisten Druck erzeugen kann: im Irak, im Jemen, in Syrien und im Libanon. Das Ziel bleibt dasselbe: regionale Hegemonie und internationale Erpressbarkeit.


Autor: Andreas Krüger
Bild Quelle: Von Fars Media Corporation, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=122460164


Mittwoch, 09 April 2025

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