Khamenei droht mit „noch größerem Schlag“ – und inszeniert Stärke mit gewohntem PathosKhamenei droht mit „noch größerem Schlag“ – und inszeniert Stärke mit gewohntem Pathos
Irans oberster Führer warnt vor neuen Angriffen – und spricht einmal mehr vom Widerstand gegen die „Zionisten“ und die USA. Zwischen markigen Sprüchen und geopolitischer Ernstlage bleibt die Frage: Wer glaubt ihm eigentlich noch?
Ayatollah Ali Khamenei hat am Mittwoch eine weitere seiner typischen Drohreden gehalten – und dieses Mal erneut mit einer Kampfansage an den Westen. „Wir sind bereit, auf jeden neuen Angriff zu antworten“, erklärte der oberste Führer des Iran im staatlichen Fernsehen – und versicherte, dass Teheran zu einem „noch größeren Schlag“ imstande sei als während des 12-tägigen Iran-Israel-Krieges im Juni.
Ob der Tonfall eine neue Eskalation vorbereitet oder lediglich innenpolitisches Theater ist, bleibt offen. Sicher ist: Khamenei weiß, wie man Schlagzeilen produziert – und Feindbilder pflegt.
Al-Udeid, die Atomfrage – und ein alter Reflex
In der Rede verwies Khamenei auf die iranische Raketenattacke auf die US-Basis Al-Udeid in Katar als einen „sensiblen Gegenschlag“. Doch es klingt fast schon wie ein Werbespot in eigener Sache: Der Iran, so die Botschaft, sei bereit, „den USA und deren Hund an der Leine, dem zionistischen Regime“, noch viel mehr zuzufügen.
Khamenei wiederholt, was in Teheran seit Jahren zum Standardrepertoire gehört: Man handle nie „aus einer Position der Schwäche“, sei stets souverän, und die Diplomaten des Landes sollten ihre Arbeit „gemäß den Richtlinien“ fortführen. Welche Richtlinien das sein sollen, bleibt wie immer nebulös.
Dass Israel und die USA vor wenigen Wochen gezielt iranische Nuklearanlagen angriffen, spielt in Teherans Erzählung nur eine Nebenrolle. Während der Westen aufklären will, ob Iran tatsächlich an der Bombe arbeitet, behauptet Teheran weiterhin, das Programm diene „zivilen Zwecken“. Ein Narrativ, das kaum jemand außerhalb Irans noch ernsthaft glaubt.
Ultimaten aus dem Westen, Trotz aus Teheran
Frankreich, Deutschland, Großbritannien und die USA haben ein klares Ultimatum gesetzt: Bis Ende August soll es ein neues Nuklearabkommen geben – andernfalls droht die Rückkehr zu harten UN-Sanktionen. Khamenei ignoriert das geflissentlich. Stattdessen veröffentlichte das iranische Parlament eine eigene Stellungnahme: Solange die USA Vorbedingungen stellen, werde es keine Gespräche geben.
Diese Reaktion ist kaum überraschend. Der Iran wittert in jedem internationalen Mechanismus ein Werkzeug westlicher Bevormundung – und inszeniert sich daher lieber als Opfer einer „feindlichen Allianz“, während es innenpolitisch immer enger wird. Die ökonomische Krise im Land und der wachsende Unmut der Bevölkerung spielen in offiziellen Reden jedoch keine Rolle.
Große Worte – mit begrenzter Wirkung?
Ob Khameneis Worte in Washington oder Jerusalem tatsächlich Alarm auslösen, ist fraglich. Die letzte militärische Auseinandersetzung hat gezeigt, dass Teherans Handlungsspielraum durchaus begrenzt ist. Die iranische Antwort auf die israelisch-amerikanische Operation war heftig – aber kontrolliert. Die Rückkehr zum Säbelrasseln wirkt daher weniger wie ein glaubwürdiges Drohszenario, sondern eher wie ein altbekannter Reflex.
Für Israel bleibt die Lage dennoch ernst. Das Regime in Teheran setzt weiter auf Konfrontation, innenpolitisch wie außenpolitisch. Sollte das Ultimatum des Westens ungehört verhallen, ist mit neuen Spannungen zu rechnen – sei es in Syrien, im Libanon oder am Golf.
Khameneis Rede liefert also wenig Neues – außer vielleicht die Erkenntnis, dass sich manche Dinge in Teheran nie ändern. Und genau das macht die Lage so gefährlich.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild KI generiert
Mittwoch, 16 Juli 2025