Zwei Monate nach dem Krieg: Iran droht erneut mit Konfrontation – Alltag in Teheran bleibt im AusnahmezustandZwei Monate nach dem Krieg: Iran droht erneut mit Konfrontation – Alltag in Teheran bleibt im Ausnahmezustand
Während die Weltöffentlichkeit langsam den 12-Tage-Krieg zwischen Israel, den USA und Iran hinter sich lässt, ist das Leben in Teheran auch zwei Monate später weit entfernt von Normalität.
GPS-Störungen legen seit Wochen den Alltag der Millionenmetropole lahm, die wirtschaftliche Not wächst, und aus den Reihen der Revolutionsgarden mehren sich Drohungen, dass der Krieg bald wieder aufflammen könnte. Gleichzeitig wird bekannt, dass hochrangige iranische Vertreter im Geheimen Kontakte zu den Taliban knüpfen – offenbar mit brisanter sicherheitspolitischer Dimension.
Der iranische Taxifahrer Farshad schilderte der Nachrichtenagentur AFP seinen Alltag: „Ich kann nicht mehr arbeiten, die Navigations-App erkennt meinen Standort nicht. Die Kunden sind wütend, und ich verliere jeden Tag Stunden.“ Seit Beginn der Störungen habe er die Hälfte seines Einkommens verloren. Was zunächst wie ein technisches Problem wirkt, ist in Wahrheit ein Symptom für die tiefe Unsicherheit, die das Land seit dem Krieg nicht loslässt.
Nach Angaben des iranischen Kommunikationsministeriums dienen die Störungen „Sicherheits- und Militärzwecken“. In Wahrheit ist es eine weitere Bestätigung, dass sich das Regime in Teheran noch immer im Kriegsmodus befindet und die Tarnung militärischer Aktivitäten rund um die Hauptstadt höchste Priorität genießt. Experten gehen davon aus, dass die Störungen durch gezielte GPS-Spoofing-Technologie ausgelöst werden, die nicht nur militärische Einrichtungen abschirmt, sondern das gesamte zivile Leben in der Millionenstadt beeinträchtigt – von Navigationsdiensten über Rettungssysteme bis hin zu Lieferketten.
Doch die technischen Störungen sind nur ein Teil des Problems. Iran steckt gleichzeitig in einer multiplen Krise: die Inflation liegt bei historischen Höchstwerten, die Strom- und Wasserversorgung kollabiert regelmäßig im heißen Sommer, und die Bevölkerung lebt in permanenter Unsicherheit.
Drohende Rückkehr der Konfrontation
Während viele Iraner hoffen, dass die Waffenruhe von Dauer sein könnte, heizt das Regime die Kriegsrhetorik wieder an. General Yahya Rahim Safavi, enger Berater des Revolutionsführers Ali Khamenei, erklärte diese Woche unmissverständlich: „Wir befinden uns nicht in einem Waffenstillstand. Dies ist nur eine weitere Phase im Kampf. Es gibt kein Abkommen mit den Zionisten oder den Amerikanern.“ Seine Botschaft ist klar: Iran müsse in allen Bereichen – militärisch, diplomatisch, cyber und medial – aufrüsten, da „in der Welt die Schwachen zermalmt werden“.
Die Drohungen fallen nicht zufällig. Israel und die USA haben wiederholt signalisiert, dass erneute iranische Schritte in der Urananreicherung oder beim Wiederaufbau zerstörter Atomanlagen sofortige Konsequenzen nach sich ziehen könnten. Damit bleibt der Konflikt ungelöst, die nächste Runde jederzeit möglich.
Geheime Treffen mit den Taliban
Zusätzliche Brisanz erhält die Lage durch neue Enthüllungen aus Großbritannien: Führende Kommandeure der Revolutionsgarden sollen sich heimlich in Kabul mit der Taliban-Führung getroffen haben. Ziel der Gespräche soll es gewesen sein, eine hochsensible Liste in die Hände zu bekommen – die Namen von rund 25.000 ehemaligen afghanischen Mitarbeitern westlicher Militärs und Geheimdienste, die nach dem Abzug 2021 um ihr Leben fürchten.
Die Liste, die auf ein britisches Sicherheitsleck im Jahr 2022 zurückgeht, enthält nicht nur afghanische Regierungsangestellte und Soldaten, sondern auch britische Agenten und Mitglieder der Spezialkräfte. Für Teheran wäre ein Zugriff darauf ein mächtiges Druckmittel im geopolitischen Ringen mit London und dem Westen – vor allem in den laufenden Auseinandersetzungen um das Atomprogramm. Im Gegenzug hoffen die Taliban auf offizielle Anerkennung durch den Iran, ein außenpolitisches Ziel, das sie seit ihrer Machtübernahme in Kabul nicht erreicht haben.
Ein Sprecher der Taliban bestätigte die Kooperation und erklärte, die Lage afghanischer Flüchtlinge im Iran bleibe zwar schwierig, doch eine enge Zusammenarbeit könne die Chancen auf internationale Anerkennung erhöhen. Aus London hieß es nur knapp, es handle sich um „eines der schwersten Sicherheitslecks der britischen Geschichte“.
Zwischen Kriegsdrohung und Alltag
Iran versucht, Stärke zu demonstrieren – und offenbart dabei seine Schwäche. Das Regime redet vom Kampf gegen „Zionisten“ und „Amerikaner“, während Millionen Bürger nicht in der Lage sind, mit einer Navigations-App durch ihre Stadt zu fahren oder ihre tägliche Arbeit zu erledigen. Die Diskrepanz zwischen den Drohgebärden der Machthaber und den existenziellen Nöten der Bevölkerung könnte kaum größer sein.
Die Signale sind eindeutig: Die islamische Republik hat die Niederlage im Krieg nicht verdaut und sucht nach Wegen, geopolitische Stärke zurückzugewinnen. Ob durch Drohungen, durch technische Kriegsführung im eigenen Land oder durch geheime Absprachen mit islamistischen Kräften in Afghanistan – Teheran zeigt, dass der Konflikt mit Israel und dem Westen nicht beendet, sondern lediglich vertagt ist.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Official website of Ali Khamenei - http://english.khamenei.ir/photo/3331/Leader-s-Meeting-with-Air-Force-Commanders-and-Personnel, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46931509
Montag, 18 August 2025