Ein durchschaubares Manöver: Warum Teheran die Atomaufsicht plötzlich wieder zulässt

Ein durchschaubares Manöver: Warum Teheran die Atomaufsicht plötzlich wieder zulässt


Iran öffnet seine Tore für internationale Kontrolleure – aber nur dort, wo nichts wirklich zu sehen ist. Ein Schritt der Schwäche oder ein letzter Bluff, um neue Sanktionen abzuwenden?

Ein durchschaubares Manöver: Warum Teheran die Atomaufsicht plötzlich wieder zulässt

Nach zwei Monaten völliger Abschottung gegenüber der Internationalen Atomenergie-Organisation hat Teheran überraschend erklärt, wieder Inspektoren ins Land zu lassen. Doch der vermeintliche „Neuanfang“ entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als taktischer Taschenspielertrick. Die Inspektoren dürfen zwar in die Reaktoranlage von Buschehr und in ein Forschungszentrum in Teheran – zwei Einrichtungen, die weder Ziel israelischer noch amerikanischer Angriffe waren und deren Relevanz für ein mögliches Waffenprogramm überschaubar ist. Verboten bleibt ihnen jedoch jeder Zugang zu den wirklich entscheidenden Orten: Fordo, Natanz und Isfahan, den Zentren des militärisch relevanten Urananreicherungsprogramms.

Dass die Entscheidung in Iran selbst auf scharfe Kritik stößt, überrascht nicht. Präsident Masud Paseschkian, ohnehin unter Druck, muss sich im Parlament vorwerfen lassen, mit dem Abbruch der Beziehungen zur Atomaufsicht internationales Recht gebrochen zu haben. Gleichzeitig werfen ihm die Hardliner nun Schwäche vor, weil er die Rückkehr der Kontrolleure zugelassen hat. Tatsächlich aber steckt dahinter weniger ein Kurswechsel als vielmehr nackte Not: Europa droht, den sogenannten SnapBack-Mechanismus aus dem Atomabkommen von 2015 zu ziehen und sämtliche Sanktionen des UN-Sicherheitsrats automatisch wieder in Kraft zu setzen. Für die von Krieg und Wirtschaftskrise gezeichnete Islamische Republik wäre das ein Schock mit unkalkulierbaren Folgen.

In Wahrheit versucht Teheran, Zeit zu gewinnen. Indem es scheinbar Entgegenkommen zeigt, hofft es, Berlin, Paris und London von drastischen Schritten abzuhalten. Doch diese Fassade wird immer brüchiger. Denn solange die Hauptanlagen verschlossen bleiben, solange keine Transparenz über die Bestände hochangereicherten Urans geschaffen wird, bleibt die Sorge bestehen: Iran könnte längst weit näher an der Bombe sein, als die Weltöffentlichkeit glaubt.

Besonders alarmierend ist, dass selbst Rafael Grossi, der Chef der Atomenergie-Organisation, inzwischen unter massivem Schutz der österreichischen Antiterroreinheit „Cobra“ steht. Geheimdienstinformationen zufolge soll es iranische Pläne geben, ihn zu ermorden. Allein diese Tatsache zeigt, wie tief das Misstrauen inzwischen reicht – und wie sehr die Islamische Republik internationale Institutionen als Feinde betrachtet, die beseitigt werden müssen.

Die Rückkehr einzelner Inspektoren ändert nichts am eigentlichen Problem: Iran versucht seit Jahren, die internationale Gemeinschaft zu täuschen, indem es kleine Gesten der Kooperation zeigt, während es im Verborgenen weitermacht. Die Kriegsschäden an Natanz oder Fordo sollen offenbar genutzt werden, um neue Anlagen unter dem Radar aufzubauen. Es ist ein Muster, das sich wiederholt: Immer dann, wenn massiver Druck von außen droht, zeigt Teheran eine Scheingefälligkeit, um Zeit zu kaufen.

Für Israel ist diese Entwicklung ein Warnsignal. Der Iran-Krieg hat gezeigt, dass militärische Schläge die nuklearen Ambitionen des Regimes empfindlich treffen können. Doch solange die internationale Gemeinschaft bereit ist, sich mit halben Zugeständnissen zufriedenzugeben, wird Teheran die Pause nutzen, um sein Programm weiterzuentwickeln. Europa steht nun vor einer Entscheidung: Glaube ich dem Manöver oder setze ich die längst überfälligen Sanktionen durch?

Dass die Islamische Republik die Kontrolleure nur dorthin lässt, wo keine Gefahr besteht, beweist, dass es nichts mit echter Transparenz zu tun hat. Es ist ein politisches Schauspiel – durchschaubar, verzweifelt und gefährlich. Die Welt sollte sich davon nicht täuschen lassen.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Khameni.ir+ By Parsa 2au CC BY-SA 4.0 Wikimedia


Mittwoch, 27 August 2025

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