Iranischer Machtkampf nach geleakter Hochzeit: Luxus, Verrat und alte Rechnungen

Iranischer Machtkampf nach geleakter Hochzeit: Luxus, Verrat und alte Rechnungen


Ein Video aus Teheran löst im Iran politische Erschütterungen aus: Die Hochzeit der Tochter von Ali Schamchani, einem engen Berater des Obersten Führers, hat einen offenen Schlagabtausch innerhalb des Regimes entfacht. Der Vorwurf: politische Rache und Heuchelei in einem Land, das sich moralisch über seine Bürger erhebt.

Iranischer Machtkampf nach geleakter Hochzeit: Luxus, Verrat und alte Rechnungen

In der Islamischen Republik Iran sorgt derzeit ein geleaktes Hochzeitsvideo für einen politischen Skandal von seltenem Ausmaß. Das Video zeigt die Tochter von Ali Schamchani, einem der mächtigsten Männer des Regimes und langjährigen Sicherheitsberater von Ajatollah Ali Chamenei, in einem prunkvollen Saal – in einem Kleid, das nach iranischem Recht als unzüchtig gilt.

Der kurze Clip verbreitete sich rasant in sozialen Netzwerken und entfachte eine Welle öffentlicher Empörung. Während die Bevölkerung seit Jahren unter massiver Inflation, Repression und Arbeitslosigkeit leidet, wird der verschwenderische Lebensstil führender Funktionäre zunehmend zum Symbol staatlicher Doppelmoral.

„Die Braut der Reichen feiert im Palast – unsere Bräute liegen unter der Erde“, kommentierte die Frauenrechtsaktivistin Eli Omidvari, eine Anspielung auf die zahlreichen jungen Iranerinnen, die während der Proteste nach dem Tod von Mahsa Amini 2022 getötet wurden.

Eine Hochzeit, die alte Feindschaften neu entfacht

Wie iranische und arabische Medien berichten, wird hinter der Veröffentlichung des Videos eine gezielte politische Intrige vermutet. Demnach soll das Lager des ehemaligen Präsidenten Hassan Rohani hinter der Veröffentlichung stecken.

Hintergrund ist ein jüngst wieder aufgeflammter Konflikt: Schamchani hatte vor wenigen Wochen öffentlich behauptet, Rohani habe als Präsident im Jahr 2020 sofort über den Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeugs durch die Revolutionsgarden informiert gewesen – und die Wahrheit vertuscht.

Bei dem Vorfall waren 176 Menschen getötet worden, unter ihnen zahlreiche iranische und kanadische Staatsbürger. Das Regime hatte damals tagelang geleugnet, für die Katastrophe verantwortlich zu sein.

Die Veröffentlichung des Hochzeitsvideos wird nun als Vergeltungsschlag gewertet – ein Versuch, Schamchani öffentlich zu diskreditieren. Der Vorwurf: Doppelmoral und Dekadenz eines Funktionärs, der selbst über moralische Werte wacht.

Zwischen Intrige und Machterhalt

Beobachter sehen in der Affäre ein Symptom tieferer Spannungen innerhalb der politischen Elite Teherans. Nach dem Ende des Kriegs mit Israel und der militärischen Niederlage des Iran im Sommer 2025 ringen verschiedene Fraktionen um Einfluss – von Revolutionsgardisten über Geheimdienste bis zu reformorientierten Netzwerken.

Schamchani, einst Kommandeur der Revolutionsgarde und später Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, gilt als Schlüsselfigur im sicherheitspolitischen Machtgefüge. Zugleich wird er seit Jahren mit Korruptions- und Machtmissbrauchsvorwürfen konfrontiert.

Seine jüngste Reaktion auf X (vormals Twitter) unterstreicht die Eskalation:
„Bastarde, ich lebe noch!“, schrieb er in persischer und hebräischer Sprache – eine Anspielung auf den gescheiterten israelischen Anschlag auf ihn während des Iran-Kriegs. Ob er damit Israel oder politische Gegner im eigenen Land meinte, blieb offen.

Wut auf den Straßen – Schweigen im Regime

In oppositionellen Netzwerken kursieren seither Kommentare, die die Empörung des Volkes bündeln. Viele Iraner erinnern daran, dass Hochzeiten einfacher Bürgerinnen wegen angeblicher „Verstöße gegen den Islam“ gewaltsam beendet oder die Beteiligten festgenommen wurden – während Funktionäre ihre Feiern unbehelligt abhalten.

Der Vorfall trifft das Regime in einem Moment wachsender sozialer Spannungen. Die Wirtschaft steckt in der schwersten Krise seit Jahrzehnten, die Währung hat weiter an Wert verloren, und die Repression gegen Studierende und Frauen hat zugenommen.

Während die Regierung die Echtheit des Videos bisher nicht bestritten hat, bemühen sich regimenahe Medien, das Thema herunterzuspielen. Die Online-Zeitung al-Alam sprach von einem „feindlichen Medienangriff“, orchestriert von westlichen Geheimdiensten.

Doch das Misstrauen wächst – auch innerhalb der politischen Klasse. Der Vorfall gilt vielen als Anzeichen für den beginnenden Machtzerfall eines Systems, das seine Glaubwürdigkeit selbst untergräbt.

Ein Symbol für Irans moralische Erosion

Die Affäre um Schamchani und Rohani steht exemplarisch für ein Land, in dem Korruption, moralische Heuchelei und Machtmissbrauch längst Teil der politischen Kultur geworden sind.

Was mit einem geleakten Video begann, hat sich zu einer offenen „Kriegserklärung in den Reihen des Regimes“ entwickelt – ein Machtkampf, der weit über persönliche Rache hinausgeht.

Während Oppositionelle das Video als Symbol für die Doppelmoral der Machthaber feiern, versuchen die Eliten, den Schaden zu begrenzen. Doch für viele Iraner ist die Botschaft eindeutig:
Die Heuchelei des Regimes ist keine Schwäche mehr – sie ist sein System.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X


Mittwoch, 22 Oktober 2025

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