Das bröckelnde Imperium der Ayatollahs – steht die Islamische Revolution vor ihrem Ende?

Das bröckelnde Imperium der Ayatollahs – steht die Islamische Revolution vor ihrem Ende?


Fünf Jahre nach der Tötung Soleimanis und Monate nach der Zerstörung der iranischen Atomanlagen wirkt Teheran erschöpft. Zwischen Sanktionen, Machtkämpfen und wachsender Entfremdung des eigenen Volkes verliert das Regime seine ideologische Basis – und mit ihr den revolutionären Mythos.

Das bröckelnde Imperium der Ayatollahs – steht die Islamische Revolution vor ihrem Ende?

Fünf Jahre sind vergangen, seit Qassem Soleimani, der legendäre Kommandeur der Quds-Einheit, in einem gezielten US-Schlag getötet wurde. Sein Tod war mehr als die Ausschaltung eines Generals – er war der Beginn eines langsamen, aber sichtbaren Zerfalls des iranischen Machtapparates. Der Mann, der einst als Architekt des „scharia-getränkten Imperiums“ galt, war das Bindeglied zwischen Ideologie, Geheimdienst und regionaler Expansion. Mit seinem Tod zerfiel das Geflecht, das die Islamische Republik über Jahrzehnte durch den Nahen Osten gespannt hatte.

Sein Nachfolger, General Esmail Qaani, erwies sich als blasser Schatten. Ihm fehlen nicht nur die strategische Weitsicht und das diplomatische Geschick Soleimanis, sondern auch die Autorität, die zahllosen schiitischen Milizen unter ein Kommando zu zwingen. In Bagdad wie in Beirut mehren sich kritische Stimmen – und in Sanaa, wo die Huthi-Bewegung zunehmend ihre eigenen Wege geht, bröckelt der Einfluss Teherans.

Das Ende der schiitischen Expansion

Der iranische Präsident Masoud Pezeshkian, Arzt und vermeintlicher Reformer, hat den Auftrag, ein sterbendes System am Leben zu halten. Seine vorsichtigen Worte über „wirtschaftliche Öffnung“ oder „Dialog mit dem Westen“ verhallen zwischen zwei Machtzentren: dem Revolutionsführer Ali Khamenei auf der einen Seite und den Revolutionsgarden auf der anderen. Das Resultat ist politische Lähmung.

Iranische Bürger wünschen sich Normalität – doch der Sicherheitsapparat hält an einem Dogma fest, das längst niemanden mehr nährt. Die Währung ist eingebrochen, die Inflation zerstört die Mittelschicht, und die Jugend wendet sich von der Religion ab. In Teheran herrscht heute die Müdigkeit einer Revolution, die nur noch durch Angst überlebt.

Der Tiefpunkt kam im Juni 2025: In einer koordinierten israelisch-amerikanischen Operation wurden die Atomreaktoren in Natanz, Fordo und Arak zerstört. Was als symbolischer Schlag gegen Teherans Ambitionen gedacht war, entpuppte sich als strategischer Wendepunkt. Iran verlor über Nacht den Kern seines Abschreckungspotenzials – und damit das letzte Element, das der Welt Respekt abverlangte.

Khamenei versuchte, die Katastrophe propagandistisch umzudeuten. Er erklärte, der Angriff beweise, „warum Iran eine nukleare Abschreckung um jeden Preis brauche“. Doch in Wahrheit ist das Programm tot. Wissenschaftler sind geflohen oder getötet, die Lieferketten zerschlagen, und selbst Russland und China – einst wohlwollende Partner – halten demonstrativ Abstand. Das einstige Symbol des Stolzes wurde zur Metapher nationaler Ohnmacht.

Israels strategischer Schlag und die neue Realität

Die gezielten Angriffe auf Kommandostrukturen in Damaskus und Teheran, die Tötung hochrangiger Kommandeure wie Mohammad Reza Zahedi und selbst die Eliminierung Hassan Nasrallahs in Beirut, haben gezeigt, wie tief Israels Nachrichtendienste inzwischen in den iranischen Apparat vorgedrungen sind. Die legendäre Aura der Unantastbarkeit, die die Islamische Republik Jahrzehnte lang umgab, ist zerstört.

Israel hat mit diesen Operationen nicht nur ein militärisches Ziel erreicht, sondern eine Botschaft formuliert: Abschreckung entsteht durch Tat, nicht durch Drohung. Die Zerstörung der Reaktoren war ein Signal an Teheran – und an die Welt –, dass Israel bereit ist, allein zu handeln, wenn seine Existenz bedroht ist.

Für Iran bedeutete dieser Schlag eine doppelte Niederlage: außenpolitisch, weil das Land sein Prestige verloren hat, und innenpolitisch, weil das Volk den Mythos der Stärke nicht länger glaubt. Heute sehen Millionen junger Iraner nicht Israel oder Amerika als Feind, sondern das eigene Regime, das sie seit 46 Jahren ihrer Zukunft beraubt.

Ein Reich ohne Glauben

Die Islamische Republik steht an einem Scheideweg. Der Revolutionsführer Khamenei ist alt und krank, die Revolutionsgarden sind zerstritten, und Pezeshkian versucht, mit moderatem Vokabular ein System zu retten, das längst auf Gewalt und Korruption basiert. Das einst mächtige Netzwerk der schiitischen Milizen – von Hisbollah über die Huthi bis zu den „Volksmobilisierungseinheiten“ im Irak – ist in Verteidigungsstellung.

Was Soleimani einst als „Achse des Widerstands“ konzipierte, ist heute ein zerbrochener Halbmond aus Misstrauen, Chaos und Müdigkeit. Der „Märtyrer-General“ sollte unsterblich werden; stattdessen hat sein Tod die Schwäche des Systems offengelegt.

Für Israel war die Zerstörung der Reaktoren ein historischer Wendepunkt: Sie beendete nicht nur eine existenzielle Bedrohung, sondern offenbarte, dass das iranische Imperium auf Sand gebaut war. Ohne Geld, ohne Technologie und ohne Rückhalt in der Bevölkerung ist aus der revolutionären Theokratie ein autoritärer Reststaat geworden, der seine Bevölkerung mit Repression an sich bindet.

Der Anfang vom Ende

Ob die Islamische Revolution tatsächlich zu Ende geht, wird die Zukunft zeigen. Doch ihre Ideologie, einst glühend und expansiv, ist heute leer. Die Iraner erinnern sich weniger an den Traum der Gerechtigkeit als an die jahrzehntelange Korruption der Revolutionswächter. Das Mullah-Regime hat keine Vision mehr – nur Angst.

Israel hat die Machtverhältnisse im Nahen Osten neu definiert. Die Ayatollahs werden versuchen, ihre Niederlage zu kaschieren, vielleicht mit neuen Stellvertreterkonflikten oder nuklearen Experimenten im Untergrund. Aber der Mythos der Unbesiegbarkeit ist gebrochen.

Das Reich der Ajatollahs – das einst bis zum Mittelmeer reichte – bröckelt. Es ist kein Kollaps über Nacht, sondern ein schleichendes Ende: die Erosion eines Systems, das die Welt in Angst versetzen wollte und nun an seiner eigenen Fäulnis zugrunde geht.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Avash Media, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=168137187


Sonntag, 02 November 2025

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