Iran verdurstet – und das Regime verliert die Kontrolle

Iran verdurstet – und das Regime verliert die Kontrolle


In Teheran wird das Wasser nachts abgestellt, in Maschhad sind die Reservoirs fast leer. Die schwerste Dürre seit 60 Jahren bringt Iran an den Rand des Zusammenbruchs – und legt offen, wie korruptes Missmanagement und religiöser Dogmatismus eine ganze Nation austrocknet.

Iran verdurstet – und das Regime verliert die Kontrolle

Der Iran erlebt den Kollaps einer über Jahrzehnte ignorierten Realität. Was einst als „vorübergehende Trockenperiode“ verharmlost wurde, hat sich zur schlimmsten Wasserkrise in der Geschichte des Landes entwickelt. Inzwischen betrifft sie nicht nur ländliche Regionen, sondern auch die beiden größten Städte: Teheran und Maschhad.

Die Hauptstadt hat begonnen, nachts die Wasserzufuhr zu stoppen und den Druck in den Leitungen zu reduzieren. Was wie eine technische Maßnahme klingt, ist in Wahrheit ein Symbol des Zusammenbruchs. Haushalte bleiben stundenlang ohne Wasser, Stadtviertel organisieren improvisierte Sammelpunkte, und die Regierung ruft die Bevölkerung dazu auf, „mit Geduld zu beten“.

Doch der Blick nach Nordosten zeigt ein noch düstereres Bild. Maschhad, die zweitgrößte Stadt Irans und religiöses Zentrum des schiitischen Islam, steht kurz vor dem Austrocknen. Nach offiziellen Angaben sind die Wasserreservoire, die die Stadt versorgen, auf gerade einmal drei Prozent ihrer Kapazität gesunken. „Das ist keine Empfehlung mehr, sondern eine absolute Pflicht“, erklärte Hossein Esmaeilian, Leiter der städtischen Wasserbehörde. „Wenn der Verbrauch nicht um mindestens zwanzig Prozent sinkt, werden wir Maschhad in den kommenden Monaten nicht mehr versorgen können.“

Während die Bürger verzweifelt versuchen, sich an das Knausern mit Trinkwasser zu gewöhnen, verschärft sich die Lage täglich. Der Niederschlag im Nordosten Irans liegt laut Behörden bei 0,4 Millimetern – ein Zwanzigstel des Vorjahreswertes. Fünf der Staudämme, die Teheran mit Wasser versorgen, stehen kurz vor dem Austrocknen, einer davon ist bereits völlig leer.

Präsident Massoud Pezeshkian, der erst seit wenigen Monaten im Amt ist, sprach am Wochenende von einem Szenario, das bislang undenkbar schien: Sollte es nicht bald regnen, müsse „gegebenenfalls über eine Evakuierung Teherans“ nachgedacht werden. Eine Evakuierung einer Zehn-Millionen-Metropole – ein Satz, der für viele Iraner das ganze Ausmaß des Desasters verdeutlicht.

Während die Regierung auf Beten und symbolische Appelle setzt, steigen die Preise für Wasser, Tanks und Filteranlagen ins Unermessliche. Das Energieministerium rät Familien, private Wassertanks zu installieren, doch viele können sich die Anschaffung nicht leisten. In einem Land, in dem der Wert der Währung täglich sinkt, bedeutet ein 500-Liter-Tank mittlerweile mehr als ein halbes Monatsgehalt.

Die Behörden machen – wie so oft – das Volk verantwortlich. Man solle „maßvoll leben“ und „auf den Segen des Himmels hoffen“. Doch Experten sprechen eine andere Sprache: Jahrzehntelange Misswirtschaft, politisierte Landwirtschaft, der Bau unzähliger Dämme ohne ökologische Planung und die grenzenlose Ausbeutung von Grundwasser haben das Land buchstäblich ausgetrocknet.

Was sich heute als Dürre zeigt, ist das Resultat eines politischen Systems, das Wissenschaft durch Ideologie ersetzt hat. Statt Wassermanagement zu betreiben, investierte das Regime Milliarden in Staudammprojekte, die lokale Ökosysteme zerstörten, und in Prestigevorhaben, die religiös begründet, aber ökologisch ruinös waren. Bauern wurden ermutigt, wasserintensive Kulturen anzubauen, während ganze Regionen austrockneten.

Selbst regimetreue Medien sprechen inzwischen von einer Katastrophe. Die reformorientierte Zeitung Shargh schrieb: „Dieser Notstand ist längst kein Umweltproblem mehr, sondern der Spiegel eines politischen Bankrotts – die Politik hat den Verstand ersetzt, der Glaube die Planung.“

Das Regime reagiert wie gewohnt: mit Zensur und Einschüchterung. Umweltaktivisten, die auf den Ernst der Lage hinweisen, werden verhaftet oder mundtot gemacht. Universitäten, die Daten zu Grundwasserverlusten veröffentlichen wollten, wurden aufgefordert, „nationale Sicherheitsinteressen“ zu berücksichtigen.

Gleichzeitig verschärft sich die soziale Spannung. In mehreren Städten kam es zu kleineren Protesten, nachdem Wasserlieferungen ausfielen. Die Regierung reagierte mit Warnungen und dem Einsatz von Sicherheitskräften – ein gefährlicher Schritt in einem Land, das in den letzten Jahren ohnehin durch Massenproteste erschüttert wurde.

Die Wasserkrise trifft den Iran in einem Moment wirtschaftlicher Schwäche und außenpolitischer Isolation. Während die Führung weiterhin Milliarden in militärische Projekte und Stellvertreterorganisationen investiert, bricht die Infrastruktur im Innern zusammen. Und während der Präsident vor der „Evakuierung Teherans“ warnt, schweigt der Oberste Führer Ali Chamenei.

So wird die Dürre zur Metapher für das ganze Land: ein ausgetrockneter Staat, der seine Ressourcen verschwendet, seine Bürger moralisch belehrt und zugleich ihre Zukunft verdurstet. Die Flüsse sind versiegt – und mit ihnen die Glaubwürdigkeit des Regimes.


Autor: Redaktion
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Dienstag, 11 November 2025

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