Hinrichtung als Machterhalt: Irans Regime führt einen Krieg gegen die eigenen Bürger

Hinrichtung als Machterhalt: Irans Regime führt einen Krieg gegen die eigenen Bürger


Über tausend Menschen seit Jahresbeginn hingerichtet – ein Ausmaß staatlicher Gewalt, das an die dunkelsten Kapitel der Islamischen Republik erinnert. Hinter den Zahlen steht ein System, das seine Schwäche mit Blut kaschiert.

Hinrichtung als Machterhalt: Irans Regime führt einen Krieg gegen die eigenen Bürger

In Iran vollzieht sich seit Monaten ein beispielloser Ausbruch staatlicher Repression. Die Zahl der vollstreckten Todesurteile hat eine Höhe erreicht, die selbst für ein Regime, das seit Jahrzehnten Gewalt als Herrschaftsmittel einsetzt, außergewöhnlich ist. Mehr als 1.025 Menschen wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 2025 hingerichtet – ein Rekord seit den politischen Massenmorden von 1988. Die Bilanz übersteigt bereits jetzt die Hinrichtungszahlen des gesamten Vorjahres.

Der September war besonders grausam: 204 Menschen wurden innerhalb eines Monats getötet, darunter sechs Frauen. Seit Jahresbeginn sind es 37. Es ist ein industriell organisierter Apparat der Angst, der jeden Morgen noch vor Sonnenaufgang zuschlägt. Die Gefangenen werden mit verbundenen Augen aus engen Zellen geholt, Familien erhalten die Nachricht vom Tod ihres Angehörigen oftmals erst, wenn man ihnen eine Plastiktüte mit zusammengelegter Kleidung überreicht. Der Tod kommt lautlos, aber kalkuliert – als Werkzeug politischer Einschüchterung.

Die offiziellen Anklagen lauten meist auf Mord oder Drogenhandel. Doch Menschenrechtsorganisationen berichten übereinstimmend, dass viele dieser Verfahren der politischen Verfolgung dienen. Oppositionelle, vermeintliche Unterstützer der „Mudschahedin-e Chalq“, Angehörige der kurdischen, arabischen und belutschischen Minderheiten sowie junge Menschen aus der Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“ sind besonders betroffen. Die Justiz des Regimes nutzt Strafrechtsparagrafen, um politischen Widerspruch zu kriminalisieren und jede Forderung nach Freiheit zu unterbinden.

Das Regime bevorzugt weiterhin die öffentliche oder halböffentliche Hinrichtung durch den Strang – ein Verfahren, das nicht nur tödlich, sondern gezielt entwürdigend ist. Aus dem Gefängnis Qezel Hesar bei Teheran, einem Ort, der unter Iranern als „Gefängnis der Galgen“ bekannt ist, gelangen Berichte über Zustände, die an Folter erinnern: Überfüllte Zellen, ständiges Licht, Schlaf in Schichten, panische Stille vor jedem Schritt im Korridor. Manche Gefangene reagieren mit Hungerstreiks oder Gesängen im Dunkel der Nacht – verzweifelte Versuche, ihre Menschlichkeit gegen ein System zu behaupten, das sie auslöschen will.

Auch Anwälte geraten ins Visier. Wer versucht, Berufung einzulegen oder Fehler im Verfahren nachzuweisen, riskiert selbst Festnahme. Die Familien der Inhaftierten stehen oft ohne jede Information da. Ihre Ohnmacht ist Teil des Systems – ein kalkuliertes Zerbrechen sozialer Strukturen, damit politischer Widerstand gar nicht erst entsteht.

Die Wirtschaft bricht zusammen, die Gewalt steigt

Iran steckt in einer tiefen wirtschaftlichen Krise. Inflation, Massenarbeitslosigkeit, Energieengpässe und der Verlust internationaler Allianzen setzen das Regime unter Druck. Der 12-tägige Krieg mit Israel im Juni hat die innenpolitische Unsicherheit verstärkt. Oppositionelle Gruppen betonen, dass die wachsende Zahl der Hinrichtungen kein Zufall ist: Je schwächer der Staat auf internationaler Bühne dasteht, desto brutaler reagiert er im Inneren.

Auffällig ist, dass gleichzeitig bestimmte gesellschaftliche Vorschriften – etwa die Durchsetzung des Kopftuchzwangs – mancherorts gelockert erscheinen. Doch Experten warnen, dass es sich nicht um einen Richtungswechsel handelt. Vielmehr wolle die Führung große Straßendemonstrationen vermeiden, weil erneute Massenproteste das angeschlagene System gefährden könnten. Während nach außen der Eindruck von Entgegenkommen entsteht, läuft im Hintergrund ein repressiver Apparat auf Hochtouren.

Hinrichtung als politische Botschaft

Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass das Regime unter Ajatollah Ali Chamenei systematisch die Schrauben anzieht. Die Todesstrafe ist dabei nicht bloß ein Mittel der „Kriminalitätsbekämpfung“, sondern ein politisches Instrument. Sie soll den Iranerinnen und Iranern vor Augen führen, dass jeder Widerspruch, jede Forderung nach Freiheit, jedes Zeichen von Aufbegehren tödlich enden kann. Wer wegen angeblicher Zusammenarbeit mit Israel angeklagt wird, hat kaum Aussicht auf ein faires Verfahren. Seit den Kämpfen im Juni wächst auch die Zahl solcher Anklagen.

Aus Sicht vieler Menschenrechtler verschwimmt inzwischen die Grenze zwischen Justiz und staatlicher Gewalt vollständig. Das Regime lässt selbst darin keinen Zweifel: Es hat Angst vor seinem eigenen Volk – und es versucht, diese Angst mit Gewalt zu ersticken.

Doch der Mut jener, die singen, hungern oder in den letzten Sekunden ihres Lebens Parolen der Freiheit rufen, zeigt etwas anderes: Die Idee von Freiheit lässt sich nicht hinrichten. Und je größer der staatliche Terror wird, desto klarer tritt hervor, wie brüchig die Macht eines Regimes ist, das nur noch mit Galgen und Gefängnissen regieren kann.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild KI generiert


Donnerstag, 20 November 2025

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