Liebe Leserinnen und Leser,
heute am Heiligabend stehen viele von uns im Zeichen der Nähe und Verantwortung.
haOlam.de arbeitet ohne Verlag und ohne institutionelle Unterstützung.
Damit wir unsere Berichterstattung auch 2026 fortführen können, müssen wir bis Jahresende 6.000 Euro erreichen - ideal wären 10.000 Euro. Uns bleiben nur wenige Tage. Jede Unterstützung zählt jetzt besonders. Kontakt bei Fragen: kontakt@haolam.de
Iran beschleunigt Raketenproduktion und Israel steht vor einer neuen strategischen Entscheidung

Iran beschleunigt Raketenproduktion und Israel steht vor einer neuen strategischen Entscheidung


Teheran arbeitet mit Hochdruck am Wiederaufbau seiner Raketenindustrie. Für Israel entsteht ein enger Zeitkorridor, in dem Abschreckung, Prävention und politische Realität neu austariert werden müssen.

Iran beschleunigt Raketenproduktion und Israel steht vor einer neuen strategischen Entscheidung

Sechs Monate nach dem Ende des direkten militärischen Schlagabtauschs zwischen Israel und Iran verdichten sich die Hinweise, dass Teheran seine Lehren gezogen hat. Während das iranische Atomprogramm vorsichtiger und fragmentierter wiederaufgebaut wird, konzentriert sich die Führung in Teheran zunehmend auf ein anderes Instrument strategischer Macht: ballistische Raketen.

Nach aktuellen Einschätzungen, die in den vergangenen Tagen in den Vereinigten Staaten diskutiert wurden, arbeitet Iran daran, seine Produktionskapazitäten für Langstreckenraketen deutlich auszuweiten. Sollten die beschädigten Anlagen wieder vollständig funktionsfähig sein, könnte das Regime nach diesen Einschätzungen in der Lage sein, mehrere hundert Raketen pro Monat herzustellen. Erste Anzeichen deuten darauf hin, dass die Produktion bereits teilweise wieder angelaufen ist.

Für Israel ist diese Entwicklung mehr als ein technisches Detail. Sie berührt den Kern der eigenen Sicherheitsdoktrin. Raketen sind für Iran nicht nur ein militärisches Mittel, sondern ein strategischer Ersatz für eine schwache Luftwaffe. Sie dienen als Abschreckung, als Drohkulisse und als politisches Druckmittel gegen Israel, die Golfstaaten und den Westen.

Israels politische und militärische Führung reagiert darauf mit ungewöhnlich klaren Signalen. In öffentlichen Reden betonten Regierungschef und Militärspitze zuletzt, dass Israel nicht nur den Wiederaufbau nuklearer Fähigkeiten, sondern auch die massive Aufrüstung mit konventionellen Langstreckenwaffen nicht akzeptieren werde. Diese Aussagen sind kein rhetorisches Beiwerk. Sie markieren eine Verschiebung roter Linien.

Bislang galt in Israels Sicherheitspolitik ein klarer Grundsatz. Präventive Kriege wurden nicht wegen konventioneller Aufrüstung geführt, sondern wegen existenzieller Bedrohungen wie einem möglichen nuklearen Durchbruch. Sollte Israel nun auch bei Raketenprogrammen militärisch eingreifen, wäre das ein strategischer Präzedenzfall. Ein Signal, dass nicht mehr allein die Absicht, sondern bereits die Fähigkeit als Auslöser gilt.

Diese Entwicklung steht im direkten Zusammenhang mit den Gesprächen, die Israels Regierung in den kommenden Tagen in Washington führen will. Dabei geht es nicht nur um militärische Optionen, sondern um politische Rückendeckung. Eine erneute israelische Operation gegen iranische Ziele würde kaum ohne zumindest stillschweigende Zustimmung der Vereinigten Staaten möglich sein. Vor allem deshalb, weil Israel im Falle eines iranischen Gegenschlags auf amerikanische Unterstützung bei der Raketenabwehr angewiesen wäre.

Gleichzeitig ist das Verhältnis zu Washington komplex. In Teilen der US Administration wächst die Sorge, Israel könne zu schnell zur militärischen Option greifen und damit regionale Stabilisierungsvorhaben gefährden. Aus israelischer Sicht hingegen wächst der Druck, bevor Iran seine Fähigkeiten vollständig wiederherstellt und die Kosten eines Eingreifens weiter steigen.

Auch die arabischen Staaten der Golfregion beobachten die Entwicklung mit wachsender Nervosität. Sie wissen, dass ein Iran mit hunderten zusätzlicher Raketen pro Monat nicht nur Israel bedroht. Die iranische Führung selbst macht keinen Hehl daraus, dass sie ihr Raketenprogramm als unverhandelbaren Bestandteil nationaler Sicherheit betrachtet. In offiziellen Stellungnahmen wird es als rein defensiv bezeichnet, ein Begriff, der in der Region kaum jemandem noch glaubwürdig erscheint.

Hinzu kommt ein weiterer Aspekt. Iran versucht aus den militärischen Rückschlägen der vergangenen zwei Jahre eine strategische Neuaufstellung zu formen. Die Schwächung seiner regionalen Stellvertreter und die empfindlichen Schläge gegen militärische Infrastruktur haben das Regime verwundbar gemacht. Raketen gelten in Teheran als schnellster Weg, verlorene Abschreckung wiederherzustellen.

Israel steht damit vor einer Entscheidung, die weit über eine einzelne Operation hinausgeht. Ein Angriff auf das Raketenprogramm würde die Konfrontation mit Iran auf eine neue Stufe heben. Ein Zögern wiederum könnte dazu führen, dass sich das strategische Gleichgewicht zu Ungunsten Israels verschiebt.

Die Debatte ist deshalb nicht nur militärisch, sondern zutiefst politisch. Sie berührt die Frage, wie viel Risiko Israel bereit ist einzugehen, um künftige Risiken zu begrenzen. Und sie zeigt einmal mehr, dass die Phase relativer Ruhe nach dem Krieg trügerisch ist.

Iran arbeitet leise, systematisch und mit langfristigem Ziel. Israel weiß das. Die kommenden Monate dürften zeigen, ob Jerusalem bereit ist, diese Entwicklung zu akzeptieren oder ob es erneut versucht, die Spielregeln zu verändern.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Official website of Ali Khamenei - http://english.khamenei.ir/photo/3331/Leader-s-Meeting-with-Air-Force-Commanders-and-Personnel, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46931509


Freitag, 26 Dezember 2025

haOlam via paypal unterstützen


Hinweis: Sie benötigen kein PayPal-Konto. Klicken Sie im nächsten Schritt einfach auf „Mit Debit- oder Kreditkarte zahlen“, um per Lastschrift oder Kreditkarte zu unterstützen.
empfohlene Artikel
weitere Artikel von: Redaktion
Newsletter


meistgelesene Artikel der letzten 7 Tage