Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem es kroch: Antisemitismus und die Deutschen

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem es kroch:

Antisemitismus und die Deutschen


Antisemitismus und die Deutschen

Isi Leibler, Israel HaYom, 1. März 2013

Nach dem Holocaust hat eine deutsche Regierung nach der anderen peinlich genau ihre Verpflichtungen dem jüdischen Volk gegenüber hochgehalten. Über den Holocaust zu lernen ist Pflichtteil des staatlichen deutschen Lehrplans, Holocaustleugnung wird als Verbrechen klassifiziert und Rückerstattungsverpflichtungen werden eingelöst und sogar übertroffen.

Kanzlerin Angela Merkel ist eine wahre Freundin der Juden und trotz intensivem politischem Druck und gelegentlichen unbedeutenden Schwankungen hat sie Israel beständig unterstützt; seine Sicherheit hat sie als „Teil der Staatsraison“ bezeichnet. Doch in den vergangenen Jahren hat sich die deutsche Öffentlichkeit, wie in anderen europäischen Ländern, gegen Israel gewendet, das sie als Hauptbedrohung von globaler Stabilität und Frieden wahrnimmt. Diese Feindseligkeit hat zunehmend antisemitische Töne angenommen.

Es gibt zunehmenden Unmut gegen Juden, die für die Auferlegung übertriebener Betonung kollektiver nationaler deutscher Schuld für den Holocaust verantwortlich gemacht werden.

Antijüdische Feindseligkeit wird oft in „politisch honorigerer“ Dämonisierung des jüdischen Nationalstaats zum Ausdruck gebracht und hat angeblich nichts mit Antisemitismus zu tun, obwohl die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) solches Verhalten ausdrücklich als antisemitisch definiert.

Die deutsche Linke hat Israel Kriegsverbrechen, Besatzung und Rassismus beschuldigt; sie betreibt umgekehrte Holocaust-Bildsprache, mit der sich Israel enthusiastisch beschuldigt sich angeblich gegenüber den Palästinensern so zu verhalten, wie es ihre Nazi-Vorfahren es gegenüber den Juden machten.

Tadelt man sie dafür, dass sie Antisemitismus betreiben, verurteilt die Linke die „globale zionistische Propagandamaschine“ dafür, dass sie den Deutschen das Recht verweigern wollen israelische Regierungspolitik zu kritisieren.

Diese Trends werden von der beträchtlichen islamischen Einwanderergemeinschaft verstärkt – die inzwischen vier Millionen zählen – die aggressiv gegen Israel agitieren, nutzen obszöne Plakate auf Demonstrationen und skandieren „Vergast die Juden“ oder „Tod den Juden“. Muslime stehen in der ersten Reihe der gegen als solche identifizierbare Juden in städtischen Gebieten, besonders in Berlin, wo einige jüdische Gemeindeleiter den Juden jetzt raten in der Öffentlichkeit keine Kippa zu tragen.

Die Regierung hat allerdings die Einwanderung von fast 200.000 ehemaligen sowjetischen Juden begrüßt und viel Geld in die Wiederrichtung einer lebhaften jüdischen Gemeinschaft und die Förderung jüdischer Bildung investiert.

Obwohl sie staatliche Subventionen erhält, beweist die jüdische Führung ihre Unabhängigkeit und äußert sich regelmäßig, wenn sie das Gefühl hat, dass die Regierung ihren Verpflichtungen der jüdischen Gemeinschaft gegenüber nicht erfüllt oder Israel gegenüber nicht ausgewogen ist.

Allerdings haben die Intensivierung der extrem antiisraelischen Feindseligkeit zusammen mit einer neuen Flut beunruhigender Vorfälle innerhalb der jüdischen Gemeinschaft Angst ausgelöst.

Letztes Jahr gab es eine traumatische nationale Diskussion, die üble antisemitische Untertöne annahm, nachdem ein Gericht in Köln urteilte, dass die Beschneidung von Jungen „körperlichen Schaden“ anrichten und erklärte der Brauch illegal ist. Das wurde erst durch die direkte Intervention von Kanzlerin Merkel gelöst, die die Verabschiedung eines Gesetzes initiierte, das die Beschneidung legalisierte.

Im April 2012 beschuldigte der 84-jährige Nobelpreisträger Günter Grass die israelische Regierung in einem provokativen Ausbruch bitter die Bevölkerung des Iran ausradieren zu wollen. Er warnte, dass der jüdische Staat, den er als „geisteskrank und skrupellos“ ansieht, das Haupthindernis für Frieden in der Region ist und forderte seine Regierung auf die Lieferung des letzten deutschen Delfin-U-Bootes zu stornieren.

Weil er ursprünglich seinen Dienst in der Waffen-SS der Nazis verschwiegen hatte, ist er eigentlich diskreditiert; doch Grass‘ Attacke auf Israel wurde, obwohl auch von vielen Politikern und Journalisten verurteilt, von vielen Deutschen begeistert begrüßt.

Kurz nach diesem Vorfall lud das vom Staat finanzierte Jüdische Museum Berlin Judith Butler ein, eine berüchtigte jüdische Vertreterin des BDS gegen Israel, als Gastreferentin ein. Butler erhielt von den 700 Personen Publikum enthusiastischen Applaus, als sie – unter Behauptung in Einhaltung der höchsten moralischen Werte der Juden zu handeln – die Forderungen zum Boykott Israels und die „Abschaffung des politischen Zionismus“ wiederholte, um einen binationalen palästinensischen Staat zu gründen.

Einer derart unverblümt antiisraelischen Aktivistin in einem staatlich finanzierten jüdischen Museum in Berlin eine Plattform zu bieten, ist wohl obszön, aber nicht ohne Beispiel. Die ehemals israelische Kolumnistin Felicia Langer lebt in Deutschland, wo sie die deutsche Regierung wegen der Unterstützung Israels verdammt, Israelis ständig mit Nazis gleichsetzt, zur Verhandlung gegen Israelische Führungspersönlichkeiten als Kriegsverbrecher fordert, Israel als Apartheid-Regime beschreibt und sogar den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinejad preist. Im August 2009 schockierte der deutsche Präsident Horst Köhler, der vier Jahre zuvor vor der Knesset sprach, die jüdische Gemeinde dadurch, dass er Langer mit dem Bundesverdienstkreuz, Deutschlands prestigeträchtigsten Orden, verlieh.

2010 lud trotz Protesten der israelischen Botschaft Frankfurts Bürgermeisterin Petra Roth Alfred Grosser ein, einen in Deutschland geborenen Juden, der für seine fiebrige Feindseligkeit gegenüber Israel bekannt ist, die jährliche Kristallnacht-Ansprache in der Paulskirche der Stadt zu halten. Er nutzte die Gelegenheit, um Parallelen zwischen dem Verhalten Israels und der Nazis zu ziehen und wurde von den Medien dafür gepriesen.

Ein weiterer, andauernder Skandal herrscht im Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin vor, das als wichtigstes mit dem Thema beschäftigtes deutsches Institut gilt. Bis letztes Jahr wurde es von Professor Wolfgang Benz geleitet, der seinen Doktor bei Professor Karl Bosl erhielt, einem ehemaligen SA-Nazi, der weiterhin Beziehungen mit rechtsextremistischen Gruppen unterhält. Bis heute verteidigt Benz seinen Mentor.

Benz setzt Islamophobie mit Antisemitismus gleich; er behauptet, was Islamkritiker tun erinnere an die antisemitischen Angriffe der Nazis auf den Talmud. Er bestritt gerade erst, dass die muslimisch-terroristischen Morde von Toulous „eine antisemitische Dimension“ haben. Er qualifiziert Bedenken zur Muslimbruderschaft als an antisemitische Phobien erinnernd ab, wie die Protokolle der Weisen von Zion; dazu beschwert er sich auf abenteuerliche Weise, dass die Aufmerksamkeit auf die Tatsache zu lenken, dass Muslime 70 Prozent der Berliner Häftlinge stellen, mit Hitlers Rasereien zur „Tatsache, dass 89% der Berliner Kinderärzte in den 1930-er Jahren Juden waren“, vergleichbar sei.

Das Zentrum konzentriert sich auf Rechtsextremismus; weitgehend ignoriert es linken und islamischen Antisemitismus oder spielt ihn herunter. Doch trotz Protesten wurde kein Versuch unternommen die Aktivisten dieses von der Regierung finanzierten Instituts in eine andere Richtung zu lenken.

Der neueste Aufruhr brach in Reaktion auf eine vom Simon-Wiesenthal-Zentrum in den USA zusammengestellten Liste aus, die behauptete die zehn schlimmsten antisemitischen Äußerungen des Jahres 2012 ausfindig gemacht zu haben. Dazu gehörten Ahmadinedschad, die Muslimbruderschaft, der Gründer der Nation of Islam, Louis Farrakhan und europäische Antisemiten. Der Neunte auf der Liste war Jakob Augstein, Herausgeber des Magazins Der Freitag, der auch Kolumnen für den SPIEGEL, Deutschlands führende Wochenzeitschrift, schreibt, die von seinem Vater gegründet wurde.

Ich habe eine Aversion gegen simplifizierende Listen, die Eiferer nach Priorität ordnen und nachdem ich einige der Ausbrüche Augsteins durchgesehen habe, denke ich, dass seine Einordnung zusammen mit Ahmadinedschad und Farrakhan sein Ansehen und seinen Einfluss auf absurde Weise vergrößern. Dennoch rechtfertigen es seine Ausbrüche nach jedem Maßstab ihn als Antisemitismus zu bezeichnen.

Augstein behauptete, wenn „Jerusalem anruft, wird Berlin sich seinem Willen beugen“; dass US-Präsidenten gezwungen sind sich „die Unterstützung der jüdischen Lobbygruppen zu sichern“; dass amerikanische Republikaner und die israelische Regierung von der Gewalt in Libyen, dem Sudan und dem Jemen profitieren; dass „die Regierung Netanyahu die Welt mit einem immer weiter anschwellenden Kriegsgeschrei an der Leine hält“; dass „Israel seine Gegner im Gazastreifen ausbrütet“; dass das jüngste Mohammed-Video, das die weltweiten Krawalle provozierte, von Israel initiiert wurde; dass ultraorthodoxe Juden genauso sind wie islamische fundamentalistische Terroristen, die „dem Gesetz der Rache folgen“.

Selbst die großzügigste Interpretation der OSZE-Definition würde eine solche Dämonisierung Israels und Anspielungen auf weltweite jüdische Macht als antisemitisch beschreiben.

In Reaktion darauf behauptete Augstein dreist, er würde sich gegen Judenhass zu stellen und das Simon-Wiesenthal-Zentrum „zutiefst respektieren“, weshalb er bestürzt sei, dass er als Antisemit diffamiert wurde.

Der prominente deutsch-jüdische Autor und Kommentator Henryk Broder war hinlänglich empört, so dass er Augstein als „lupenreinen Antisemiten“ bezeichnete, „der nur die Gelegenheit verpasste bei der Gestapo Karriere zu machen, weil er nach dem Krieg geboren wurde“.

Dieter Graumann, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland verurteilte zwar Augsteins „abscheulichen, widerlichen“ Artikel zu Israel, kritisierte aber seine Einordnung in eine solche Liste. Sein Vizevorsitzender Salomon Korn ging weiter und verteidigte Augstein töricht gegen Antisemitismus-Vorwürfe.

Juliane Wetzel vom Zentrum für Antisemitismusforschung gehörte zu denen, die Hinweise darauf, dass Augstein Judenhass verbreitet, zurückwies. Insgesamt verteidigte ihn der Großteil der deutschen Medien, wie auch linke und CDU-Politiker; sie bestanden darauf, dass er nur legitime Kritik an Israel übte.

Es ist von Bedeutung, dass 2010 zwei Bundestagsabgeordnete der Partei DIE LINKE an Bord der türkischen Mavi Marmara waren und dass zum ersten Mal die Linke und die Rechte sich im Parlament zusammentaten, um eine einstimmige Resolution beschlossen, die Israel wegen des Vorfalls mit der Gaza-Flottille tadelte. Das an sich mag noch einen Antisemitismus darstellen, spiegelt aber die Atmosphäre der zunehmenden Feindseligkeit gegen Israel, die in Deutschland vor nur ein paar Jahren unvorstellbar gewesen wäre.

Für Juden ist die positive Seite Deutschlands die offensichtliche Fülle an proisraelischen und gar philosemitischen Basis-Deutschen in allen sozialen Schichten. Dennoch bieten die gleichzeitige Intensivierungsanstrengungen von linken Aktivisten, die sich mit muslimischen Extremisten und gelegentlich sogar mit Nazis zusammenschließen, um Israel zu dämonisieren und Antisemitismus zu fördern, eine berechtigte Grundlage für Sorge um die Zukunft der Juden in Deutschland.

Sie Situation wird sich wahrscheinlich nach dem Höhepunkt von Angel Merkels Amtszeit als Kanzlerin drastisch weiter verschlechtern.

 

Übersetzung: Heplev

 

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Autor: fischerde
Bild Quelle:


Samstag, 16 März 2013

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