Gaza am Rande des Zusammenbruchs

Gaza am Rande des Zusammenbruchs


Das Strom- und Wassersystem im Gazastreifen steht kurz vor einem Zusammenbruch. Das geht aus einem Bericht einer israelischen Organisation hervor, die sich für Palästinenser einsetzt. Hauptverantwortlich für diesen Zustand sei Israel.

Gaza am Rande des Zusammenbruchs

Rund 1,8 Millionen Bewohner des Gazastreifens seien immer wieder von Stromausfällen betroffen. Zudem erhielten sie nicht trinkbares Wasser in der Leitung und nutzten alte Netzverbindungen für Internet und Mobilfunk. Das Strom-, Wasser- und Internetsystem stehe kurz vor dem Zusammenbruch, heißt es in dem Bericht „Hand auf dem Schalter: Wer ist für die Infrastruktur-Krise von Gaza verantwortlich?“.

Herausgeber ist die linksgerichtete israelische Nichtregierungsorganisation „Gisha“. Sie setzt sich unter anderem für die Bewegungsfreiheit der Palästinenser – vor allem der Bewohner von Gaza – ein.

 

„Stromausfälle in Gaza dauern zwischen acht und zwölf Stunden täglich, und haben manchmal 20 Stunden erreicht“, besagt der Bericht. Gas zum Kochen und Kraftstoff für die Industrie und Fahrzeuge seien dauerhaft knapp. „Ohne eine andauernde Stromversorgung ist es unmöglich, ausreichende Gesundheits-, Bildungs- und Sozialversorgung zu leisten.“

 

Stromversorgung nicht ausreichend

 

Laut der Organisation verkauft Israel an Gaza täglich 120 Megawattstunden (MWh) Strom, Ägypten 28 MWh und Gazas Kraftwerk produziere 60 MWh im Durchschnitt. Der aktuelle Bedarf liege täglich jedoch bei 350 bis 400 MWh. Somit ist derzeit nur die Hälfte des täglichen Bedarfs gedeckt. Israel verkaufe Gaza täglich zudem 160 Tonnen Gas zum Kochen. Benötigt würden jedoch täglich 300 Tonnen.

 

Rund 90 Prozent des Wassers in Gaza kommt aus unterirdischen Grundwasserleitungen. Der Wasservorrat werde jedoch schneller erschöpft, als neues Wasser aufbereitet werden kann. Die Überbeanspruchung könne die Wasserqualität schädigen.

 

96 Prozent des Wassers aus Leitungen nahe der Küste sind nicht nutzbar als Trinkwasser oder zur Bewässerung. Das Abwasser wird zum Teil unbehandelt ins Meer geleitet. Dies wiederum ist eine Gefahr für das Grundwasser, die öffentliche Gesundheit und die Fischerei-Industrie, heißt es im Bericht. 28 Prozent der Gaza-Bewohner gaben an, in Gebieten ohne Abwasserinfrastruktur zu leben.

 

Bericht: Israel trägt Verantwortung

 

Die Organisation geht in ihrem Bericht auf die Rollen der einzelnen Akteure in der Krise ein wie etwa die Palästinensische Autonomiebehörde in Ramallah, die Hamas in Gaza und Israel. „Ein Akteur [...] sticht gegenüber allen anderen heraus mit seinen 50 Jahren bestehender Kontrolle über Gaza und seinem großen Einfluss, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart, auf so viele Lebensaspekte dort – der Staat Israel“, heißt es im Bericht. Die jahrzehntelange Anwesenheit in Gaza „schuf eine nahezu vollständige Abhängigkeit zur Strom-, Wasser- und Netzwerkversorgung“. Gazas Infrastruktur habe sich nicht mit den Bedürfnissen einer wachsenden Bevölkerung in einer sich schnell verändernden Welt entwickelt. Das Ergebnis sei: „Gaza wurde zurückgelassen.“

 

„Gisha“ empfiehlt, dass Israel die Einfuhr aller benötigten Materialien und Werkstoffe erlaube, um die Entwicklung einer zivilen Infrastruktur im Gazastreifen voranzubringen. Von Einfuhreinschränkungen soll Israel zurücktreten, wenn diese das Wirtschaftswachstum und die Entwicklung in Gaza verhindern. Zudem soll es mit regionalen Initiativen zusammenarbeiten, um Anlagen zur Wasser- und Stromversorgung zu errichten. Bei Kampfhandlungen soll sich Israel verpflichten, die elementaren Einrichtungen und die zivile Infrastruktur nicht zu beschädigen. „Gisha“ geht in ihrem Bericht weder auf Angriffe der Hamas auf Israel noch auf die Hintergründe der Abriegelung ein. Israel betont, dass diese Kontrolle Schmuggel verhindern soll und dass Bau-Material an die Hamas gelangt. Mit den Materialien könne die Terror-Organisation Geschosse und Tunnel bauen.

 

 

 

Von: mab - israelnetz / Foto: 

Straßenszene in Gaza: Die linksgerichtete Organisation „Gisha“ hat einen Bericht über die Wasser- und Stromsituation im Küstenstreifen veröffentlicht

Foto: Johannes Gerloff


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Montag, 30 Januar 2017