Der Mythos vom Arabischen Juden

Der Mythos vom Arabischen Juden


Post- und Antizionisten ignorieren weiterhin, was die meisten Juden in arabischen Ländern aufgewachsene Juden sagen und fühlen, weil `Diskriminierung´ von Mizrahim als nützlicher Knüppel zum Einprügeln lauf den Zionismus dient.

Der Mythos vom Arabischen Juden

Von Lyn Julius,, Israel haYom

Jeder, der mit dem wachsenden akademischen Feld der Mizrahi/Sephardisch-Studien (mizrahi: orientalisch, aus dem Nahen Osten; sephardisch: aus dem Spanien vor der Inquisition kommend) mithalten will, kann nicht anders als festzustellen, dass die überwiegende Mehrheit der Arbeiten sich auf angeblicher „Diskriminierung“ oder „Rassismus“ durch das aschkenasische Establishment konzentriert.

Typisch dafür ist die Arbeit einer Sarah Louden, „Israelischer Nationalismus: die Konstrukte des Zionismus und seine Auswirkungen auf interjüdischen Rassismus, Politik und radikalen Diskkurs“. Sie hat 455 Ansichten, mehr als jede andere Arbeit ihres Genres. Sie hält sich nicht mit Angriffen auf den „Rassismus“ des Zionismus zurück. Ihre Quellen sind fast ausschließlich mizrahische Antizionisten wie Ella Shohat.

Shohat ist Professorein an der New York University; sie machte sich einen Namen mit der Anwendung von Edward Saids Orientalismus-Theorie auf Israel und behauptete, dass sowohl Mizrahi-Juden als auch Araber Opfer des Westens (der Aschkenasim) sind.

Von mizrahischen Juden und Arabern wird angenommen, dass sie mehr miteinander gemeinsam haben als Juden aus dem Osten mit Juden aus dem Westen. Mizrahim, behaupten Shohat und Ihresgleichen, wurden vom Zionismus und Kolonialismus aus ihrer komfortablen „arabischen“ Umgebung gerissen und zu unfreiwilligen Feinde verwandelt.

Diese Akademiker nehmen weitgehend an, dass Mizrahi-Juden in Israel dem Likud und rechten Parteien anhängen, um sich beim von der Arbeitspartei dominierten ascheknasischen Establishment zu „revanchieren“.

Aber Louden und die andere wie sie erwähnen kaum einmal das Offensichtliche: Die unterschwellige Erinnerung an arabische und muslimische Verfolgung, die Eltern und Großeltern aus der arabischen Welt vertrieben hat.

Ist es nicht plausibel, dass Mizrahi-Juden die Raketenangriffe und Bombenanschläge, die Israel nur als letztes Kapitel einer langen Geschichte arabischen und muslimischen Antisemitismus heimsuchen, betrachten? Dass sie für den Likud stimmen, weil sie glauben, dass nur die Rechte die notwendige harte Antwort liefern kann?

Darüber hinaus verwenden westliche Akademiker fast unausweichlich den Ausdruck „arabische Juden“. Der Begriff tritt im Titel eines Buches von Prof. Sasson Somekh auf: „The Last Arab Jew“ (Der letzte arabische Jude).

Somekh starb letzte Woche. Weit links stehende Medienseiten betrauern ihn weiter als einen „arabischen Juden“.

Der 1933 in Bagdad geborene Somekh veröffentlichte zwei Autobiografien. Die erste, „Baghdad, Yesterday: The Making of an Arab Jew“ (Bagdad gestern: Die Entstehung eines arabischen Juden) behandelte sein Leben im Irak; die zweite, „Life After Baghdad: Memoirs of an Arab-Jew in Israel“ (Das Leben nach Bagdad: Memoiren eines arabischen Juden in Israel), behandelt sein Leben im jüdischen Staat.

Somekh war der Guru der Studien der Arabischen Literatur an der Universität Tel Aviv und verbrachte zwei Jahre in Kairo, wo er ein enger Freund des ägyptischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Naguib Mahfouz wurde, dessen Werk Somekh beansprucht einem größeren Publikum näher gebracht zu haben.

Einige der Jünger Somekhs in der Fakultät für Arabische Literatur der Universität Tel Aviv waren Antizionisten der Art von Somekh, aber Somekh betrachtete sich nie als arabischen Juden in ihren Begrifflichkeiten.

Er sagte Almog Behar, einem seiner früheren Studenten: „Die Tendenz bei führenden Mizrah-Intellektuellen der jüngeren Generation von sich als arabischen Juden zu sprechen, ist in erster Linie eine politische Position; heißt: Ihr Wunsch scharf gegen den Gefühl der Diskriminierung zu protestieren, von dem sie das Gefühl haben, sie richtet sich gegen die Mizrahim. Sie wollen tatsächlich ihre Abneigung herausstellen Teil des zionistischen Bestandes des Staates zu sein. Ich habe kein Problem mit diesen Haltungen, aber für mich ist das nicht die Art, wie die arabisch-jüdische Identität definiert wird.“

Für Somekh ist ein „arabischer Jude“ die „kulturelle Definition eines Juden, der Arabische spricht und in einem muslimischen Umfeld aufwuchs“. Er wollte betonen, dass „seine Identität aus seinem Blickwinkel als Person stammt, die in einer arabischen Kultur aufwuchs und sich weiterhin mit dieser Kultur beschäftigt“.

Der Irak war eines der wenigen arabischen Länder, in denen Juden eine führenden Rolle in der arabischen kulturellen und literarischen Renaissance der 1920-er und 1930-er Jahre einnahmen.

„Ich bin der letzte arabische Jude“, sagte Somekh. „Deshalb schrieb ich ‚Baghdfad, Yesterday‘ um das Leben eines jüdisch-arabischen Kinders zu dokumentieren. Jeder, der sich als arabische Jude definiert, um andere zu attackieren, der aber kein Arabisch spricht … zählt nicht als solcher. Ich definiere mich zwar selbst nicht als Zionisten, wenn Zionist zu sein bedeutet, dass alle Juden herkommen sollten, aber ich bin ein israelischer Patriot.“

Mit anderen Worten: Somekh betrachtete sich selbst nicht als ethnischen Araber, sondern als einen israelischen Juden mit Affinität für die arabische Kultur.

Ein weiterer Professor arabischer Herkunft, Reuven Snir von der Universität Haifa, stimmte zu: Juden, die im 20. Jahrhundert Literatur auf Arabisch schrieben, verspürten keine Notwendigkeit sich zu Arabern zu erklären, sagte er.

Eine Konferenz, die vor rund 10 Jahren von irakischen Juden veranstaltet wurde, lehnte den Ausdruck „arabischer Jude“ als Identitätskennzeichen lautstark ab. Die überwiegende Mehrheit der Juden aus der arabischen Welt hat sich historisch nicht als Araber identifiziert – sie würden sogar von einem solchen Etikett vor den Kopf gestoßen sein.

Aber post- und antizionistische Akademiker schlagen das in den Wind, was die meisten in arabischen Ländern aufgewachsenen Juden sagen und fühlen, solange „Diskriminierung“ von mizrahischen Juden als nützlicher Knüppel dient, mit dem man auf den Zionismus einprügeln kann.

 

Übersetzt von Heplev - Foto: Museum des sephardischen (orientalischen) Judentums.


Autor: Heplev
Bild Quelle: Martin Stone from Reading, United Kingdom [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)]


Donnerstag, 24 Oktober 2019