Befreiung Palästinas oder islamische Eroberung?

Befreiung Palästinas oder islamische Eroberung?


Was treibt muslimische Feindseligkeit gegenüber Israel an? Brüderliche Liebe zu „unterdrückten“ Palästinensern oder religiöser Hass gegen „ungläubige“ Juden?

Befreiung Palästinas oder islamische Eroberung?

Von Raymond Ibrahim

Ein aktueller Vorfall in Jerusalem reicht weit zurück, um diese Frage zu beantworten. Hizb al-Tahrir – die „Befreiungspartei“ – veranstaltete eine große Außenveranstaltung nahe der Al-Aqsa-Moschee, um den Jahrestag der islamischen Eroberung von Konstantinopel (29. Mai 1453) zu begehen. Dort, machte der palästinensische Kleriker Nidhal Siam, wie er es schon früher tat, klar, dass aus einer islamischen Perspektive heraus Befreiung und Eroberung ein und dasselbe sind.

Nachdem all die tabkirs („Allah -Akbar“-Sprechchöre) abklangen, sprach Siam:

"Oh Muslime, der Jahrestag der Eroberung (fath/فتح , buchstäblich: „Öffnung“) von Konstantinopel bringt Kunde von Dingen, die noch bevorstehen. Er bringt Kunde, dass Rom in der nahen Zukunft erobert werden wird. So Allah will… Wir nähern uns der Erfüllung dreier Prophezeiungen und wir beten, dass Allah diese Prophetien durch unsere Hände erfüllen wird. Die erste Prophetie ist die Gründung eines rechtgeleiteten Kalifats nach der Art des Propheten. Die zweite Prophetie ist die Befreiung der Al-Aqsa-Moschee und die Gründung Jerusalems als Hauptstadt des Kalifatstaats. Die dritte Prophetie ist, dass der Islam seine Nachbarn niederwirft und dass seine Reichweite sich über den ganzen Osten und Westen dieser Erde spannt. Das ist Allahs Versprechen und Allah bricht seine Versprechen nicht."

Er und die versammelte Menschenmenge skandierten dann wiederholt: „Über das Kalifat und die Festigung der Macht besiegte Mehmed der Eroberer Konstantinopel!“ und „Deine Eroberung, oh Rom, ist gewiss!“

Überlegen Sie einen Moment lang die Bedeutung dieser Aussagen – so wie sie von den Palästinensern kommen; die stellen sich, wenn sie sie aussprechen und Mitgefühl der internationalen Gemeinschaft anstreben, oft als unterdrücktes Volk dar, deren Land unrechtmäßig besetzt ist.

Zu allererst war die islamische Eroberung von Konstantinopel genau das – eine brutale und grausame Eroberung. deren einzige Legitimitierung in der Macht der Waffen bestand. Wie die Muslime es Jahrhunderte früher schon in Nordafrika und dem Nahen Osten gemacht hatten, drangen sie ein und eroberten „Neu-Rom“ – nicht weil es irgendeine Ungerechtigkeit begangen hatte, sondern weil der Islam die Unterwerfung von Nichtmuslimen befiehlt, wie Siam deutlich machte. Darüber hinaus hatte der Islam Konstantinopel als „ultimativen Preis“ schon lange ins Ziel genommen – angefangen mit seinem Propheten Mohammed, der die dortigen Frauen begehrte.

Was nach Rom führt: Was hat das mit dem arabisch-israelischen Konflikt zu tun, dass auch diese Stadt es verdient erobert zu werden? Absolut nichts – außer dass der  Islam seit der Eroberung Konstantinopels Rom als den symbolischen Kopf der christlichen Welt betrachtet hat und es daher dringend unterworfen werden muss. Oder mit den Worten des Islamischen Staats: „Wir werden euer Rom erobern, eure Kreuze zerbrechen und eure Frauen versklaven, mit Erlaubnis Allahs… [Wir werden] Angst in die Herzen der Kreuzesanbeter [gießen].“

Höchst aufschlussreich ist Siams Wortwahl „dritte Prophezeiung“ – unter donnerndem Applaus übermittelt: „…dass der Islam seine Nachbarn niederwerfen wird und er seine Reichweite über den Osten und den Westen dieser Erde erreichen wird“. Mit anderen Worten: Kein Nichtmuslim ist vor dem Schwert des Jihad sicher.

Das alles muss sicherlich surreal erscheinen, wenn es in Kontext gesetzt wird, oder? Wie können Muslime danach streben die Palästinenser als erobertes und unterdrücktes Volk zu präsentieren, deren Land gestohlen wurde – während sie im selben Atemzug ehemalige Eroberungen preisen und auf Eroberungen in der Zukunft hoffen, die voller Unterdrückung und Raub des Landes anderer Völker sind, nur weil sie Nichtmuslime waren/sind.

Weiter unterstreicht Siam die Idee, dass die „Befreiung Palästina“ aufs Engste mit der Eroberung der nichtmuslimischen Welt verbunden ist; er rief die Muslime auf daran zu arbeiten, dass die „drei Prophetien“ erfüllt werden, nämlich „(1) das Kalifat zu gründen, (2) die Al-Aqsa-Moschee zu befreien und (3) Rom zu erobern“.

Beachten Sie, dass die „Befreiung der Al-Aqsa“ sich um Vorstellungen umfassender Gerechtigkeit und die Beseitigung von Unterdrückung drehen könnte, es aber bei der Gründung eines Kalifats, wie es durch die gesamte Geschichte hindurch gewesen ist, um Eroberung und Ausdehnung geht – ganz abgesehen von dem offenen Wunsch Rom zu unterwerfen oder gar den gesamten „Osten und Westen dieser Welt“ zu erobern. Dennoch werden alle drei Ziele als Teil der nämlichen Vision des Islam vorgestellt.

Die Botschaft ist klar: Für zu viele Muslime sind Wünsche „Palästina zu befreien“ in Wirklichkeit Wünsche „Israel zu erobern“ – nicht weil Israelis ungerecht sind, sondern weil sie Ungläubige sind.

 

Übersetzt von Heplev - Foto:


Autor: Heplev
Bild Quelle: Screenshot


Sonntag, 02 Februar 2020