Diese Weltkriegsveteranen lassen sich von Corona nicht unterkriegen

Diese Weltkriegsveteranen lassen sich von Corona nicht unterkriegen


Auf der Website des US-Verteidigungsministeriums erschien am 8. April 2020 dieser Artikel von Katie Lange über zwei Veteranen des Zweiten Weltkriegs, die sich mit dem Coronavirus infizierten.

Diese Weltkriegsveteranen lassen sich von Corona nicht unterkriegen

Einmal Kämpfer, immer Kämpfer.

Das trifft ganz besonders auf die zwei Veteranen aus Oregon zu, die den Zweiten Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise, die Spanische Grippe … und jetzt auch COVID-19 überlebt haben.

Das Virus hat sich im vergangenen Monat massiv in amerikanischen Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen verbreitet. Bis zum 7. April waren in den Vereinigten Staaten über 374.000 Fälle gemeldet und über 12.000 Todesfälle registriert worden. Experten zufolge könnte es noch schlimmer werden, bevor es wieder besser wird.

Aber der 95-jährige Bill Kelly und der 104-jährige William Lapschies können uns allen Hoffnung geben. Die beiden Veteranen des Zweiten Weltkriegs haben sich mit dem Virus infiziert und sind wieder genesen — eine echte Meisterleistung, da ältere Menschen mit Vorerkrankungen eine der besonders stark betroffenen Gruppen sind.

Wir wollten mehr über ihren Militärdienst und ihre Genesung erfahren und haben dazu Kontakt zu ihren Familien aufgenommen.

Navy Petty Officer 2nd Class Bill Kelly

Heutzutage beschäftigt sich der 95-jährige Bill Kelly meist mit seinen beiden Urenkeln, die fünf Jahre und elf Monate alt sind. Er wohnt bei seiner Enkelin, Rose Ayers-Etherington, und ihrem Ehemann, Isaac Etherington, in McMinnville (Oregon).

Foto: US-Verteidigungsministerium

Mitte März klagte der sonst rüstige Veteran über ein leichtes Fieber. Weil Etherington, der als Pilot medizinische Evakuierungsflüge durchführt, vor Kurzem möglicherweise mit COVID-19 infizierte Patienten ausgeflogen hatte, wurde Kelly auf das Virus getestet. An St. Patricks Day erhielt er den positiven Befund. Statt also seine irischen Wurzeln zu feiern, wurde Kelly in sein Schlafzimmer in Quarantäne geschickt.

Während des Zweiten Weltkriegs war Kelly etwa zwei Jahre lang im Südpazifik stationiert. Er trat gleich nach der Highschool 1943 in die Marine ein und wurde als Kunstschlosser dem 53rd U.S. Naval Construction Battalion zugewiesen. Die besser als Seabees bekannte Einheit begleitete die 3. Division der Marineinfanteristen auf die Salomonen und die Marianen. Als die Marineinfanteristen nach Iwo Jima ausliefen, wurde seine Einheit nach Guam geschickt.

„Der Gedanke war damals, Guam wie ein zweites Pearl Harbor aufzubauen und auf diese Weise näher beim Feind zu sein“, erklärte Kelly. „Wir haben dort Landepisten für die B-29 und einen Teil der Autobahn Marine Corps Drive gebaut.“

Der Krieg endete, als Kelly noch in Guam war; kurz darauf wurde er aus dem Dienst entlassen. Kelly meinte, diese Erfahrungen weit weg von seiner Heimat hätten ihm geholfen, die Isolation jetzt zu überstehen.

„Wir haben dort einiges an Disziplin gelernt, ja, das hat mir sehr geholfen. Ich hatte viel Zeit, mich auszuruhen, und die brauchte ich auch“, sagte er. „Ich lag hier in meinem kleinen Zimmer, und meine beiden kleinen Urenkel spielten vor der Tür. Ich konnte sie hören, das hat sehr geholfen.“

Abgesehen von der dauernden Müdigkeit, so Kelly, seien seine Symptome nicht allzu schlimm gewesen. Seine Enkelin ist da allerdings anderer Meinung. Sie sagt, er verharmlose seinen Zustand.

„Er hatte ein paar schlimme Tage. Wir haben uns ganz schön Sorgen um ihn gemacht. Er war aschfahl und hat versucht, stark zu sein“, erzählt Ayers-Etherington. „Aber wir konnten sehen, wie sehr es ihn mitgenommen hat. Er hatte wirklich schlimme Gliederschmerzen. In einigen Nächten konnte er vor Schmerzen überhaupt nicht schlafen. Aber ich glaube, dass er mit uns und den Kindern hier zu Hause war, hat viel ausgemacht.“

Sie sagt, Kelly personifiziere den amerikanischen Kampfgeist. Er habe ihr einmal davon erzählt, wie sein Vater sich während der Weltwirtschaftskrise mit einer Glasscherbe rasierte, weil sie nichts anderes hatten. „Er meinte, ‚gemeinsam haben wir das durchgestanden. Wir schaffen das‘“, so Ayers-Etherington. Auf die Frage, ob er bereit sei, wieder mit den Enkelkindern zu spielen und sich jung zu fühlen, antwortete Kelly: „Ich fühle mich viel besser! Absolut. Ich bin bereit, hier wieder mitzumischen!“

Army Corporal William Lapschies 

William Lapschies kam am 1. April 1916 zur Welt und war zwei Jahre alt, als in den Vereinigten Staaten die Spanische Grippe wütete. Er steckte sich nicht an, aber der Krankheit fielen weltweit mindestens 50 Millionen Menschen zum Opfer, unter ihnen 675.000 Amerikanerinnen und Amerikaner.

Foto: US-Verteidigungsministerium

25 Jahre später wurde Lapschies gegen Ende des Zweiten Weltkriegs 1943 in die Armee eingezogen. Seine Enkelin Jamie Yutzie sagt, er spreche nicht viel von seiner Militärzeit. Er hat der Familie aber erzählt, dass er auf den Aleuten vor der Küste Alaskas als Disponent für schweres Gerät eingeteilt war. Nach Kriegsende wurde er ehrenhaft entlassen und führt seitdem wieder ein Leben in Zivil.

Am Ende eines erfüllten Lebens mit zwei Töchtern, acht Enkelkindern und vielen Urenkeln zog der 103-jährige Lapschies 2019 in das Edward-C.-Allworth-Veteranenheim in Lebanon (Oregon). Bisher wurden dort 18 der insgesamt rund 140 Bewohner positiv auf COVID-19 getestet. Drei Patienten sind an dem Virus gestorben, aber 13 weitere, unter ihnen auch Lapschies, haben sich offiziellen Angaben zufolge wieder davon erholt.

Yutzie zufolge hatten die Ärzte gesagt, der Veteran würde sich von dem Virus nicht unterkriegen lassen. Er habe schwache Symptome gezeigt und zu keinem Zeitpunkt Atemwegsprobleme gehabt, so die Ärzte.

Am 1. April — seinem 104. Geburtstag — wurde er für coronavirusfrei erklärt. Lapschies‘ Familie brachte ihm Luftballons und Kuchen mit, um mit ihm zu feiern — natürlich unter Wahrung eines angemessenen Abstands. Die Pflegekräfte brachten ihn unter Beachtung der Abstandsregeln zum ersten Mal seit Wochen nach draußen.

Yutzie sagt, ihr Großvater höre schlecht, er antworte also nicht viel, wenn man ihm Fragen stelle. Bei seiner Geburtstagsfeier habe er seine Veteranenkappe aus dem Zweiten Weltkrieg aufgehabt und seine neueste Überlebensgeschichte treffend so zusammengefasst: „Ich habe es endlich geschafft.“


Autor: Amerika Dienst
Bild Quelle: US-Verteidigungsministerium


Donnerstag, 07 Mai 2020

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