Die Bundeslade - Das Artefakt

Die Bundeslade - Das Artefakt


Die Frage, was mit der Bundeslade passiert ist, fasziniert seit Jahrhunderten Theologen, Bibelstudenten und Archäologen - und nicht nur die.

Die Bundeslade - Das Artefakt

Von Sharon Oppenheimer

Heute wird der Tempelberg in Jerusalem von einem muslimischen Schrein gekrönt, der errichtet wurde, als der Islam im 7. Jahrhundert nach Eretz  Israel kam. Aber vorher stand hier ein jüdischer Tempel – er soll die Ruheplatz G-ttes gewesen sein. Große Geheimnisse umhüllten diese Tempelanlage.

Anders, als eine moderne Synagoge oder ein Tempel irgendwo sonst auf der Welt, durfte außer der Priesterschaft niemand das Gebäude betreten. Das Zentrum des Tempels war das Allerheiligste, eine dunkle Kammer. In dieser Kammer befand sich das geheimnisvollste Artefakte der Bibel: die Bundeslade.

Vor 3000 Jahren stand auf dem Tempelberg Salomons Tempel. Die Tora hinterlässt uns eine grafische Beschreibung seines Aussehens. Das Heiligtum war in drei Kammern unterteilt: einen kleinen Vorraum, die Haupthalle und schließlich das geheime Allerheiligste, ein dunkler Raum.

Der Tempel bestand aus lokalem Sandstein, der mit Zedernholz bedeckt und mit reinem Gold überzogen war. Es wird angenommen, dass im Inneren des Allerheiligsten G'ttes Geist anwesend war. Nur der Hohepriester hatte einmal im Jahr Zutritt. Jeder andere wurde von einer übernatürlichen Macht mit dem sicheren Tod bestraft.

Was machte das Allerheiligste so gefährlich? Die Tora sagt uns aufgrund dessen, was sie enthielt, den Grund für die Existenz des Tempels: Eine seltsame, vergoldete Holzkiste, auf der zwei goldene Cherubim platziert waren - die Bundeslade genannt.

Gemäß dem Buch Exodus wurde die Bundeslade auf Befehl G-ttes erschaffen und gibt detaillierte Anweisungen dafür. Einmal gebaut, begann das Artefakt übernatürliche Kräfte zu entwickeln.

Es war den Menschen verboten, sie zu berühren oder sich ihm auch nur zu nähern. Eine ungeheure Aura des Mysteriums und der Macht umgab ihn.

Der Hohepriester betrat das Allerheiligste, einen fensterlosen Raum, nur an einem Tag in ihrem Jahr zu Yom Kippur. An Jom Kippur – dem heiligsten Tag des jüdischen Jahres betete er für die Erlösung der Menschen. Vor dem Betreten des Allerheiligsten legte man ein goldenes und ein scharlachrotes Seil eng um die Taille des Priesters.

Weihrauch haltend sprach er den geheimen Namen G-ttes. Ein Name, der Moses offenbart und heimlich von Generation zu Generation weitergegeben wurde.

Wenn der Hohepriester erfolgreich war, färbte sich das scharlachrote Seil weiss. Dies war der Hinweis darauf, dass G-tt dem Volk Israel vergeben hatte. Wenn seine Gebete unbeantwortet blieben, verlor der Hohepriester sein Leben durch eine übernatürliche Kraft. Der einzige Zweck des goldenen Seils war es, den Leichnam des Hohepriesters aus dem Allerheiligsten zu ziehen.

Nach ihrer Erschaffung wurde die Bundeslade von den Israeliten während ihrer 40-jährigen Wanderschaft in der Wüste mitgeführt. Wann immer die Israeliten lagerten, wurde die Bundeslade in einem separaten Zelt, dem sog. Mischkan oder Stiftshütte aufbewahrt.

Später wurde das  Artefakt jedoch nach Shiloh gebracht. Laut talmudischen Quellen blieb das Heiligtum drei Jahrhunderte lang in Shiloh bis sie von den Philistern erbeutet wurde. Die Bundeslade wurde von den Philistern zu Dagons Tempel in Ashdod geschafft. Am nächsten Morgen fanden sie das Bildnis des Götzen Dagon zerbrochen vor der Bundeslade liegen. Die Philister schickten die Lade wieder nach Israel zurück.

König David verbrachte das Artefakt nach Jerusalem, dem Sitz seines Königreichs. Die Bundeslade wurde schließlich in den ersten Tempel gestellt, der von Davids Sohn Solomon gebaut wurde (I Sam. 5-6). Sie blieb die nächsten vierhundert Jahre im Tempel.

586 v. Chr. durchbrach der babylonische König Nebukadnezar die Mauern Jerusalems und eroberte die Stadt Stadt.

 Nach dem Fall Jerusalems am 9. Tag des Monats Av wurde die Stadt geplündert, Salomons Tempel wurde zerstört und eine große Anzahl von Juden wurde in die Gefangenschaft nach Babylon verschleppt. Was mit der Bundeslade geschah, ist unbekannt.

Ein Jahr nach seiner Eroberung Babylons durch die Perser beendete der persische König Kyros der Große das erzwungene Exil. Kyros erlaubte den Juden die Rückkehr nach Israel und den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem.

 

Das Allerheiligste im Zweiten Tempel war eine leere Kammer ohne die Bundeslade. Als der römische General Pompeius um 63 v. Chr. Jerusalem eroberte, verlangte er den Zutritt zum Allerheiligsten. Er kam heraus und sagte, er könne es nicht verstehen – es sei nur ein leerer, dunkler Raum.

Die Revolte gegen Rom im Jahr 66 AD führte zu einer der größten Katastrophen in der jüdischen Geschichte. Im Sommer des Jahres 70 schleiften die Römer die Stadtmauern Jerusalems und leiteten einen ein Orgie der Gewalt und Zerstörung ein. Sie zerstörten den Zweiten Tempel – wieder am 9. Tag des Monats Av. Es wird geschätzt, dass bei dieser Revolte gegen Rom 66-73 AD bis zu eine Million Juden starben. Tausende kamen in Gefangenschaft und wurden in die Sklaverei verkauft. Israel blieb für fast 1900 Jahre eine Nation im Exil. Die Klagemauer ist eine der letzten verbliebenen Mauern des Tempels in Jerusalem.

 

Aber was ist mit der Bundeslade passiert? Seit die Babylonier 586 v. Chr. Jerusalem eroberten, herrscht ohrenbetäubendes Schweigen darüber, was mit der Bundeslade passiert ist.

Die Babylonier trugen viele der geplünderten Gefäße und Geräte in ihre Hauptstadt. In den Schriften wird aber nicht erwähnt, dass die Babylonier die Bundeslade mitnahmen.

 

Seit ihrem Verschwinden gab es eine Reihe von Behauptungen, die Bundeslade sei entdeckt worden, und mehrere mögliche Orte wurden genannt, wo sie sich befinden könnte.

Nein, Indiana Jones hat die Bundeslade nicht gefunden. Pharao Shishak wird in Steven Spielbergs Film „Jäger des verlorenen Schatzes“ als derjenige erwähnt, der während seiner Überfälle auf Judäa die Bundeslade aus dem Tempel in Jerusalem raubte und in Tanis versteckt hatte.

Derzeit wird viel berichtet, dass sich die Bundeslade in Axum, Äthiopien befindet. Andere glauben, dass die Bundeslade von den Tempelrittern nach Frankreich gebracht wurde.

Die Lemba in Südafrika und Simbabwe wiederum sagen, ihre Vorfahren hätten die Bundeslade in den Süden getragen. Einige vermuten die Bundeslade auf den Berg Nebo im heutigen Jordanien.

Ein weiterer interessanter Hinweis könnte der mysteriöse jüdische Tempel auf der Nilinsel Elephantine sein. Dort existierte seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. ein jüdischer Tempel.

Doch alle diese Theorien scheinen unwahrscheinlich, da es an Beweisen mangelt.

Die Spuren führen zurück nach Jerusalem.

Das letzte Mal, dass die Bundeslade erwähnt wird, war, als König Josia (623 v. Chr.) befahl, die Bundeslade wieder in das Haus zu stellen (2 Chronik 35,3). Das hebräische Wort für Haus ist Bayit – ein Wort mit vielen Bedeutungen.

Daraus verstehen wir, dass die Priester während der Herrschaft gottloser Könige die Lade aus dem Tempel genommen und versteckt hatten.

Im Sommer 1981 besichtigten der frühere Oberrabbiner von Israel, Shlomo Goren, und mehrere andere Rabbiner gemeinsam mit Rabbi Yehuda Getz, der für das Ministerium für religiöse Angelegenheiten an der Klagemauer tätig war, eine Kammer unter dem Tempelberg, die Rabbiner Getz ausgegraben hatte. Angeblich behaupteten beide Rabbiner, Goren, wie auch Getz die Bundeslade gesehen zu haben.

Nachdem die Araber durch einen Medienbericht erfuhren, dass etwa einen Monat lang Israelis heimlich unter dem Tempelberg gruben, drohten sie mit allgemeiner Aufruhr und Gewalt. Daraufhin wurden die Ausgrabungen eingestellt.

Um den Frieden mit ihren muslimischen Nachbarn zu wahren, versiegelten die israelischen Behörden den Tunneleingang.

Welche Geheimnisse verbergen sich noch auf Jerusalems Tempelberg und warten darauf, entdeckt zu werden? Wir werden die Antwort auf dieses Rätsel vielleicht nie erfahren. Vielleicht ist die Suche selbst ein Teil der Antwort. Währenddessen geht das Leben in Jerusalem weiter, denn Jerusalem ist vor allem ein Ort der Hoffnung.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: James Tissot, Public domain, via Wikimedia Commons


Donnerstag, 28 Juli 2022

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