So reich ist die Familie Abbas

So reich ist die Familie Abbas


Immer mehr Palästinenser beklagen sich öffentlich über die Palästinensische Autonomiebehörde, die nach Meinung vieler nicht nur korrupt ist, sondern Land und Bevölkerung seit vielen Jahren im Stich lässt.

So reich ist die Familie Abbas

Anfang September streikten in Israel arbeitende Palästinenser gegen eine kürzlich erlassene Verordnung der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), die sie verpflichtet, ihre Gehälter auf palästinensische Banken zu überweisen, statt sie sich wie bisher bar ausbezahlen zu lassen. Laut Haggay Etkes vom Institute for National Security Studies (INSS) der Universität Tel Aviv deuten Proteste wie diese auf einen völligen Vertrauensverlust der Palästinenser in die PA hin. Das mangelnde Vertrauen in ihre Administration veranlasste die Arbeiter, sich gegen eine Maßnahme zu wehren, die ihnen eigentlich helfen sollte, sowohl im Kampf gegen den Handel mit Arbeitsgenehmigungen als auch bei der Überweisung zwischen verschiedenen Vertragspartnern.

Etkes zufolge war das Wachstum der palästinensischen Wirtschaft in diesem Jahr zwar akzeptabel, was aber auf einen Anstieg der Handels- und Importsteuern zurückzuführen sei und nicht auf die Industrie oder die Landwirtschaft. Nicht nur machen die Einnahmen aus Israel etwa ein Viertel des palästinensischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus, sondern die Löhne dort sind auch viel höher, was Auswirkungen auf die Beschäftigungsstruktur der Westbank habe:

»Wenn ein Maurer in Israel viel mehr verdient als ein Angestellter oder Akademiker in Ramallah, dann wirkt sich das auf die Struktur der Gesellschaft aus. Letztlich funktioniert das Prinzip, wonach Bildung ein Wachstumsmotor sein soll, nicht wirklich, und der Status von Ausbildung auf dem Territorium der Autonomiebehörde wird beschädigt.«

Wenn er mit palästinensischen Arbeitern spreche, werde stets klar, dass einer der Hauptgründe Grund für das mangelnde Vertrauen die grassierende Korruption der PA sei. Als Beispiel zitierte Etkes Amjad aus der Gegend von Hebron, der seit Jahren in Israel arbeitet, und der auf die Frage, warum er sich weigert, seinen Lohn über die palästinensischen Banken zu überweisen, geantwortet habe:

»Ihr [die Israelis] arbeitet mit der korrupten Palästinensischen Autonomiebehörde zusammen, und die Amerikaner tun es auch. Jeder Cent, der in die PA fließt, geht an die Korrupten. Was tun sie für uns? Straßen bauen? Schulen bauen? Nichts. Alles kommt aus dem Ausland oder aus Israel, und was sie bekommen, fließt in ihre Taschen. Sehen Sie sich die Villen an, die sie in Rawabi [einer prestigeträchtigen neuen Stadt südlich von Ramallah] bauen, und der korrupteste Führer [Mahmud Abbas] – sehen Sie sich an, auf wie viel Geld seine Söhne sitzen.«

Abbas‘ Söhne »zufällig« steinreich
Wie berechtigt diese Vorwürfe sind untermauern zahlreiche Untersuchungen internationaler Medien im Laufe der Jahre. Der Vorsitzende der PA, Mahmud Abbas, hat drei Söhne. Sein ältester Sohn Mazen – der seinem Vater den Spitznamen Abu Mazen gab unter dem er allgemein bekannt ist – starb 2002 an einem Herzinfarkt. Die beiden anderen Söhne, Jassir und Tarek, sind international tätige und wohlhabende Geschäftsleute.

Jassir, der zweite Sohn, baute ein Geschäftsimperium mit Verbindungen zu den Golfstaaten auf. Im Jahr 1997 ließ er sich in Ramallah nieder und gründete Unternehmen in den Bereichen Computer und Kommunikation. Im Zuge von Recherchen entdeckte die Nachrichtenagentur Reuters, dass Ausschreibungen der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID) im Wert von Millionen Dollar und in einer Vielzahl von Bereichen wie »zufällig« in Yassers Hände fielen.

Die amerikanische Zeitschrift Foreign Policy hatte zuvor eine umfassende Untersuchung über die Söhne von Abu Mazen veröffentlicht und dabei unter anderem auf das Monopol von Jassir Abbas auf den Verkauf amerikanischer Zigaretten hingewiesen. Neben der Zigarettenfirma ist Yasser Vorsitzender der Falcon Holdings Group, die Unternehmen in den Bereichen Bauwesen, Elektronik, Immobilien und Mobilfunk besitzt.

Die Recherche eines arabischen Medienunternehmens aus der Golfregion ergab, dass das von Jassir Abbas geleitete Unternehmen 2009 von den Amerikanern 35 Millionen Dollar für die Durchführung lokaler Geschäftsprojekte wie den Straßenbau im Auftrag der Palästinensischen Autonomiebehörde erhalten hat. Israelischen und palästinensischen Quellen zufolge wurden die meisten dieser Projekte, wenn überhaupt, nur teilweise umgesetzt, um Kosten zu sparen, und ohne tatsächliche Überwachung durch die Geberländer.

Der jüngere Bruder, Tarek, ist Inhaber der Werbe- und PR-Firma Sky, der größten in der Palästinensischen Autonomiebehörde. Fast jedes Produkt, das von internationalen Unternehmen in den Palästinensischen Autonomiegebieten vermarktet wird, läuft über diese Firma. Sky besitzt auch die Exklusivrechte für Werbung im palästinensischen Staatsfernsehen.

Im Jahr 2015 wurden Dokumente veröffentlicht, aus denen hervorging, dass Jassir Abbas mehrere Wohnungen in einem angesehenen Wohnkomplex in Ramallah für beträchtliche Summen erworben hatte. Er verklagte Foreign Policy wegen Verleumdung, seine Klage wurde jedoch abgewiesen. In einem Interview mit Globes aus dem Jahr 2009 behauptete Jassir Abbas, dies habe nichts mit seinen familiären Beziehungen zu tun. Generell sei es weder im Privat- noch im Geschäftsleben hilfreich, der Sohn von Abu Mazen zu sein. »Der Schatten des Vaters ist im Weg. Man versucht, sich eine eigene Persönlichkeit aufzubauen, der zu sein, der man ist, aber die Leute sehen einen als ›den Sohn von‹ an.«

 


Dieser Artikel wurde zuerst hier veröffentlicht.

Autor: Mena-Watch
Bild Quelle: Screenshot


Mittwoch, 21 September 2022

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