In Israel sollten religiöse Gesetze in beide Richtungen gehen

In Israel sollten religiöse Gesetze in beide Richtungen gehen


Selbst wenn säkulare Israelis ihren Willen bekommen, müsste keine Synagoge unter der Obrigkeit des Oberrabbinats Zivilehen schließen und kein religiöser Mensch müsste am Sabbath öffentliche Transportmittel benutzen.

In Israel sollten religiöse Gesetze in beide Richtungen gehen

Von Jason Shivli, Israel haYom

Vor zwei Wochen forderte Bezalel Smotrich, dessen Religiös-Zionistische Partei es bei der aktuellen Wahl schaffte 14 Sitze zu gewinnen und zur drittgrößten Fraktion in der Knesset zu werden, dass Israels Fußball-Profiliga keine Spiele mehr auf Samstage legt. Er argumentiert, dass es für Juden nicht fair ist Spielen nicht zusehen zu können, weil sie den Sabbath einhalten. Da hat er durchaus recht. Viele der jüdischen Bürger Israels entscheiden sich den Sabbath einzuhalten und schließen samstags stattfindende Spiele sie praktisch davon aus zu diesen Spielen zu gehen. Ich glaube, dass diese Forderung vernünftig ist.

Damit, denke ich, gibt es auch ein paar weitere vernünftige Forderungen, die Smotrich überlegen sollte. Wie wäre es z.B. damit öffentlichen Transportmittel am Sabbath zuzulassen, damit säkulare israelische Bürger, die nicht den Luxus haben ein privates Fahrzeug zu besitzen, einfacher von einem Ort zum anderen kommen können? Wie wäre es damit Zivilehen und -scheidungen für Israelis zuzulassen, die nicht von der Gnade des Oberrabbinats und seinen strikten Regeln abhängig sein wollen? Vielleicht sollten Smotrich und seine Freunde erwägen nicht orthodoxen Strömungen des Judentums Gleichbehandlung zuzugestehen.

Israels säkulare Bürger sind sehr daran gewöhnt der religiösen jüdischen Öffentlichkeit entgegenzukommen, daher sollten die religiöseren der israelischen Bürger überlegen sich zu revanchieren. Lasst die Säkularen unter uns am Sabbath Zugang zu Bussen und Bahnen haben. Niemand sagt den religiösen Juden des Landes, sie seien gezwungen am Sabbath öffentliche Transportmittel zu nutzen. Wir können sogar Vereinbarungen treffen, damit Busse und Bahnen an Samstagen nicht durch religiöse Viertel fahren.

In gleicher Weise könnten religiöse Juden wie Smotrich auch, wenn der säkularen israelischen Öffentlichkeit die Möglichkeit der Zivilehe und -scheidung gegeben würde, immer noch ihre persönlichen Dinge vom Oberrabbinat regeln lassen, wie es ihnen gefällt. Nichts würde sich ändern, außer dass zum ersten Mal in der Geschichte des jüdischen Staates sowohl säkulare als auch religiöse Juden die Gelegenheit haben zu wählen, wer die Zuständigkeit für ihren persönlichen Status hat. Wenn die religiös-jüdische Öffentlichkeit sich besser fühlt, können wir es sogar so machen, dass zivile Eheschließungen nicht innerhalb der Räumlichkeiten nationaler jüdischer Institutionen stattfinden. Mit anderen Worten: Keine Synagoge in der Zuständigkeit des Oberrabbinats müssten zivile Eheschließungszeremonien vornehmen.

Gleichzeitig wäre es allerdings nicht fair vom Oberrabbinat, sollte es sein Monopol auf Kaschrut und die Verwaltung der jüdischen heiligen Stätten behalten. Wie würden sich letzten Endes religiös-orthodoxe Juden in Israel fühlen, wenn sich plötzlich heilige Stätten wie die Westmauer unter der ausschließlichen Kontrolle der Bewegung der Reformjuden befänden? Und wie würden sie sich fühlen, wenn diese Reformbewegung ihnen sagen würde, dass es auf keinen Fall nach Männern und Frauen getrennte Gebetsbereiche geben würde? Ein solches Szenario würde die Fähigkeit der religiös-orthodoxen Bevölkerung gefährden, in Israel so Gottesdienst zu feiern, wie sie es möchten. Es wäre eine Verletzung ihres fundamentalen Rechts auf freie Religionsausübung. Zum Glück ist ein solches Szenario undenkbar.

Bedauerlich ist allerdings, dass Leute wie Smotrich glauben, den religiösen Überzeugungen anderer entgegenzukommen sollte eine Einbahnstraße sein. Sie glauben, dass die Säkularen den Religiösen entgegenkommen müssen, aber nicht umgekehrt. Herr Smotrich und der Rest der religiös-orthodoxen Öffentlichkeit des jüdischen Staates müssen einsehen, dass sie, wenn sie wollen, dass säkulare Juden ihnen entgegenkommen sollen, manchmal bereit sein müssen sich zu revanchieren.


Dieser Artikel wurde zuerst hier veröffentlicht.

Autor: Heplev
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Mittwoch, 30 November 2022

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