Konzentriert und entschlossen: Scharfschützinnen wehren im Gazastreifen Bedrohungen für die IDF abKonzentriert und entschlossen: Scharfschützinnen wehren im Gazastreifen Bedrohungen für die IDF ab
Eine Seltenheit im Militär: Zwei weibliche Scharfschützen aus der IDF-Einheit Bardelas teilen ihre Erfahrungen von der Front im Gazastreifen
Von Ariel Yakir, Israel haYom
Plötzlich entdeckte Feldwebel (d.R.) S von weitem eine Frau in einem langen Kleid, die auf ein Gebäude zuging. S. meldete das ihren Vorgesetzten und wartete auf Anweisungen. Laut Meldungen hatte die IDF den Gaza-Zivilisten übermittelt, dass jeder, der das Gebiet unbedingt betreten wollte, als jemand in Verdacht steht, der den Streitkräften Schaden zufügen will und entsprechend sein Leben riskiert.
„Es wurde entschieden einen Schuss in die Nähe der Frau abzugeben, um sie dazu zu bringen umzukehren und wegzugehen“, verrät S. erstmals über ihr Verhalten als eine der wenigen weiblichen Scharfschützen im israelischen Militär. „Das ist eine Warnung, damit sie für die IDF-Kräfte nicht zur Bedrohung wird. Sie sollten wissen, dass wir sie nicht ohne Grund töten, sondern ein Auge auf sie haben.“
„Als sie weiter vorwärts ging, gab ich einen zweiten und dritten Schuss in die Nähe ihrer Füße ab. Die Frau schien entschlossen und duckte sich nicht, ging nicht zur Seite. Sie ging weiter auf die Soldaten zu. Ich schoss ihr ins Bein und sie stoppte und fiel dann hin. Sie schrie oder weinte nicht. Fallschirmjäger näherten ihr und behandelten sie, während ich weiter den Weg beobachtete.
Plötzlich sah ich einen alten Fiat mit Höchstgeschwindigkeit näher kommen. Ich schoss einmal auf das Fahrzeug, als Warnung. Durch das Zielfernrohr sah ich, dass der Fahrer schwarze Kleidung , eine dunkle Sonnenbrille und eine Baseball-Kappe trug. Er fuhr nicht eine Sekunde langsamer und es war klar, dass er entschlossen war den Soldaten zu schaden, die der Frau halfen. Ich zielte auf seine Brust und schoss einmal. Das Auto stoppte, der Fahrer kroch heraus und fiel blutend zu Boden.
Ich behielt ihn im Auge, während Pioniere sich ihm vorsichtig näherten und den Wagen sprengten. Der Lärm, das Feuer und die Wucht machten klar, dass das Auto mit Sprengstoff vollgestopft war. Ich hatte das Gefühl mit in dem Film „American Sniper“ im Irak zu befinden. Bin das wirklich ich hier? Ich verhinderte einen Anschlag mit vielen Opfern.
Hinterher dachte ich über die Erbarmungslosigkeit der Hamas-Terroristen nach, die einen alte Frau als menschlichen Köder schickten. Diese Terroristen kennen keine Grenzen und ihnen ist Kollateralschaden egal. Sie lassen Kinder und Frauen sterben. Die die Frau retteten, waren IDF-Soldaten.“
Obwohl rund 20 Frauen als Scharfschützinnen in den geschlechtergemischten Grenzverteidigungs-Bataillonen dienen – Bardelas, Caracal, Löwen des Jordantals und Löwen des Tals – erhält dieses Detail keine Aufmerksamkeit der Medien und erscheint in keinem Wikipedia-Eintrag oder auf der Internetseite der IDF. Selbst in Hollywood, das süchtig nach Kriegsfilmen im Irak und Afghanistan ist, gibt es keine Spur von Frauen, die in Scharfschützen-Einheiten dienen.
Jetzt hat Israel HaYom zwei Scharfschützinnen der Bardelas interviewt, S. und Feldwebel L., die ihre herausfordernde Rolle schildern, ihr Einrücken in den Gazastreifen, die Eliminierung von Terroristen und die Momente, als sie sich in Lebensgefahr befanden.
„Im Gazastreifen gibt es keine Sekunde Ruhe“, sag L. „Meiner Einschätzung nach fanden die Terroristen irgendwann heraus, dass wir in dem Gebäude waren und versuchten auch uns zu treffen. Mir war klar, dass es die Möglichkeit gab, dass mein Leben hier enden würde, aber ich habe mich auf den Auftrag konzentriert.“
Frage: Hast du deinen Eltern vorher einen Brief geschrieben?
„Ich habe mich dagegen entschieden, Ich hatte Angst das Schicksal herauszufordern, die Tatsache zu akzeptieren und den Tod über mich zu bringen.“
Aussehen wie Lara Croft
Sucht man online nach Frauen, die als Scharfschützen dienen, dann taucht nur der Name von Ludmilla Pawlitschenkow auf, die im Zweiten Weltkrieg in der russischen Armee diente und alleine 309 Soldaten der Wehrmacht eliminierte. Darüber hinaus gibt es keinen Hinweis auf diese Kämpferinnen.
S. (21) und L. (20) begreifen, dass sie einzigartig sind, ziehen es aber vor im Schatten zu bleiben, wo es am einfachsten ist sich einzupassen und zu verschwinden – einen Steinwurf weit entfernt vom südlichsten Ende der ägyptischen Grenze. Die Rolle der Kämpfer der Bardelas besteht darin Infiltrationen zu verhindern und Waffen- sowie Drogenschmuggel zu vereiteln, während Scharfschützen von Höhen herab sichern und, wenn notwendig, auf große Distanz schießen. Gibt es keine operationellen Bedarf für Scharfschützen, dann dienen sie auch als normale Kämpfer und beteiligen sich an Verfolgungen und Verhaftungen mit.
Diese Woche war es an der Grenze ruhig. Keine Füchse oder Wildesel streiften den ägyptischen Zaun entlang und die gelben Berge glühten in der Einöde unter der brennenden Sonne. Ein gigantisches Schild, teilweise abgeblättert, warn auf Hebräisch, Arabisch und Englisch, dass jeder, der ihn übersteigt oder berührt sein Leben riskiert.
Trotz der großen Hitze klettern S. und L. mit riesigen Schutzhüllen, die ihre schweren Scharfschützengewehre enthalten, auf einen hohen Beobachterposten. Sie springen gewandt über richtige Felsen und sehen einen Moment lang wie Kopien von Lara Croft aus, nur zusätzlich in IDF-Uniformen ohne die an dem Oberschenkel geschnallten Messer.
Wenn sie geschickt die weitreichende Waffe auspacken, die bis zu 500m weit reicht, dann legt sich einen ernsten Ausdruck über ihre Gesichter. Sie richten ihre blonden Haare, setzen das Magazin ein, legen sich auf den scharfen Felsen nieder ohne zu blinzeln oder vor Schmerz zu weinen und begeben sich unter das Tarnnetz, da ihre gesamte Körper abdeckt. Nur der Lauf ihres Gewehrs und die Finger mit dem bunten Nagellack ragen heraus.
„Das ist Absicht“, lächelt L. „Der Nagellack ist das offensichtlichste Zeichen, das zeigt, dass es sich im weibliche Kämpfer handeln, keine männlichen. Mit den Uniformen, Westen, Helmen und Gesichtsmasken kann man nicht erkennen, dass es sich um eine Scharfschützin handelt. Wir haben nur unsere Fingernägel und den Haarzopf, der nicht immer zu sehen ist.“
Frage: Wusstet ihr, dass weibliche Kämpfer in der kurdischen Armee starkes Makeup trugen und den ISIS-Terroristen in Syrien „kololo“ zuriefen, damit die wussten, dass sie Frauen waren? ISIS-Gläubige glauben, wer durch die Hand einer Frau fällt, seinen Platz im Paradies verliert.
„Klasse Idee“, lacht S. „Das nächste Mal werde ich ‚kololo‘ trällern, wenn ich eine Kugel losschicke.“
Vor und eineinhalb Monaten wurde S. aus dem regulären Dienst entlassen und am nächsten Tag rückte sie bis Ende November in die Reserve ein. „Als jemand, die im Süden aufwuchs, schaute ich selbst als Kind schon zu den Soldaten auf, die mein Zuhause beschützten“, sagt sie. „In der Oberstufe wusste ich, dass ich Architektur und Innenarchitektur studieren will, also suchte ich in der Armee etwas Gegenteiliges und Experimentelles, das im es im Zivilleben nicht gibt. Mir war klar, dass ich in der kämpfenden Truppe sein und nicht vor einem Computer sitzen wollte und ich entschied mich für die Grenzschutz-Infanterie, um als Kämpferin zu dienen.“
Frage: Wurdest du von Anfang vom Scharfschützen-Team akzeptiert?
S.: „Nein. Nach der Grundausbildung erhält jeder ein Waffenpaket und ich bekam eine Präzisionsgewehr, das genauer ist und eine relativ große Reichweite hat. Ich war mit dem Schießen auf große Entfernungen vertraut und wollte zu den Scharfschützten wechseln, aber es war kein Platz frei. Als die damals zwei einzigen Scharfschützinnen des Teams gesundheitliche Probleme bekamen und keine Angriffe mehr mitmachen konnten, nutzte ich die Gelegenheit.“
L., die im Norden wohnt, wollte ebenfalls in eine Kampfeinheit dienen, hatte aber nicht von der Bardelas gehört, die neun Jahre zuvor aufgestellt wurde und entschied sich für die Einheit Oketz. „Ich bin vor zwei Jahren eingezogen worden und war bereits während der Grundausbildung sehr daran interessiert als Scharfschützin zu werden“, lächelt sie.
„Das Scharfschützen-Team war voll, also diente ich als Einsatzfahrerin. Es gab wegen Schmuggel an der Grenze einiges zu tun und ich habe das wirklich genossen, aber als im Krieg mehr Scharfschützen gebraucht wurden, meldete ich sofort Interesse an. Im Kurs war ich die einzige Kämpferin unter lauter Männern. Sie behandelten mich wie einen der ihren und machten kein Thema daraus, dass ich eine Frau bin. Ich schaffte es, bei ein paar Überfällen dabei zu sein, bevor ich den Bescheid kam, dass ich in den Gazastreifen gehe.“
Eine Kugel zum Gedenken an die Gefallenen
Den Morgen des 7. Oktobers erlebte L Zuhause, während S. in ihrer Kaserne bei Eilat war. „Ich war in einem Raum ohne Empfang und um Nachrichten zu erhalten musste man nach draußen gehen“, erinnert sie sich. „Ich wachte gegen 10 Uhr auf, als eine Soldatin ihren Wachdienst beendete und sich Kaffee machte. Sie sagte mir nichts von der Hamas-Invasion und dem Drama im Land.
Nach ein paar Minuten ging ich aus dem Raum, um auf meinem Handy nachzusehen, wer versuchte hatte mich zu kontaktieren und ich war geschockt. Ermordet, verschleppt, zur Hölle. Ich erkannte, dass wir im Krieg waren. Meine Mutter war hysterisch, weil sie mich nicht erreichen konnte und fürchtete, dass ich getötet worden wäre. Bis ich sie beruhigt hatte, waren alle Kämpfer und das Scharfschützen-Team des Bataillons bereits angekommen. Nach zwei Tagen schickten sie uns nach Talmei Yosef im Kreis Eschkol.“
L.: „Ich war auch da und die Raketen hörten nicht auf. Normalerweise hörte ich ein ‚Bumm‘ und erst dann kam die Sirene. Wir patrouillierten in Gewächshäusern und kontrollierten die Obsthaine um sicherzustellen, dass dort keine Terroristen mehr waren und wir sicherten die Einwohner, die nicht evakuiert werden wollten. Es gab dort keinerlei Atempause.“
Im November ging L. in die Scharfschützen-Ausbildung, während S. zur Routine-Aktivitäten an der ägyptischen Grenze zurückkehrte. „Wenn wir früher zu einem Überfall ausführten, gab es immer Informationen vom Geheimdienst. In diesen Tagen waren wir von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang draußen“, sagt S. „Wir schliefen kaum und meine Tage und Nächte waren wie auf den Kopf gestellt. Ich fühlte mich abgeschnitten, weil sie uns nicht immer erlauben unsere Handys anzumachen und ich wollte immer aktuelle Informationen über Geiseln, gefallene Soldaten und die Aktivitäten der IDF-Streitkräfte haben.“
Frage: Wann habt ihr den Bescheid bekommen, dass ihr in den Gazastreifen geht?
S.: „Am Tag bevor wir reingingen, Anfang Dezember. Ich war sehr aufgeregt, aber es gab auch Bedenken. In der Bardelas sind wir Steine, Sand und Wüste gewohnt, keine urbane Kriegsführung.“
L.: „Ich erhielt den Bescheid ein paar Stunden, bevor wir in den Gazastreifen abrückten. Das war etwa eine Woche, nachdem ich die Scharfschützen-Ausbildung beendet hatte. Ich wusste nicht, was ich einpacken sollte, denn ich neige dazu meinen ganzen Haushalt überallhin mitzunehmen. Mir war es wichtig Hygiene- und Pflegeprodukte mitzunehmen, weil der Auftrag im Gazastreifen nicht mit meinem Wunsch kollidiert eine Frau zu bleiben.“
Frage: Wolltet ihr dort mitkämpfen?
L.: „Mir war das wichtig. Zu Beginn des Krieges verlor ich einen meiner besten Freunde, Hauptfeldwebel Aviel Melkamu, einen Kämpfer der Egoz, der in Kissufim fiel. Ich wollte für ihn kämpfen. Ich beschloss die erste Kugel, die meinen Lauf im Gazastreifen verließ, ihm zu widmen. Ich wusste, dass das auch unser Moment als weibliche Kämpfer und Scharfschützen an der Front war. Sie glaubten in der IDF nicht immer an Soldatinnen, dann kam der 7. Oktober. Leider war es der Krieg, der unsere Fähigkeiten zeigte.“
Frage: Erinnert ihr euch an den Augenblick, als ihr die Grenze zum Gazastreifen überschritten habt?
S.: „ich erinnere mich an die Fahrt in Humvees durch den Be’eri-Walt zu dem Ort, wo die Terroristen den Zaun durchbrachen. Ich war erstaunt, wie kurz die Straße nach Khan Junes war. Wir fuhren vielleicht zehn Minuten. Kein Wunder, dass die Terroristen so schnell in den Grenzgemeinden waren.“
Das Scharfschützen-Team positionierte sich auf dem Boden einer Fabrik und machte daraus einen organisierten Beobachtungsposten. Sie deckten die Fenster mit speziellen Tarnnetzen ab, stellten einen Tisch vor das Fenster zur Straße und stellten das lange Scharfschützen-Gewehr darauf. Dann zogen sie ein Bücherregal heran und machten daraus einen Küchenschrank für Lebensmittel, stellten einen Gasherd auf, auf dem sie Nudeln kochten. Nach ein paar Tagen kamen Reservesoldaten des Bataillons dorthin und hielten eine bewegende Feier für die Scharfschützen.
L.: „Das war an Hanukka. Einer der Reservisten brachte eine Mesusa mit und befestigte sie am Eingang zur Fabrik, die ziemlich zerstört war. Er sprach berührende Worte und sagte, dass Hamas-Terroristen an Simchat Thora in unsere Zuhause eindrangen und unser Volk niedermetzelten. Es gibt nichts Symbolischeres, als dass wir an einem anderen jüdischen Feiertag in ihren Heimen Festungen einrichten, eines der jüdischen Symbole aufstellen und unser Volk beschützen. Ich war noch nie so ergriffen.“
In einer mit Sprengfallen gespickten Wohnung
Die Tancher-Route wurde zum Hauptweg, über den humanitäre Hilfe transportiert wurde. Gelegentlich gingen auch Zivilisten auf geordnete und genehmigte Weise in den nördlichen Gazastreifen, hielten weiße Flaggen in den Händen. „Wir sahen Zivilisten mit Bettdecken und Taschen und wir sahen sie durch das Zielfernrohr“, sagt S. „Manchmal bedauerte ich sie, aber ich hatte das Gefühl, dass sie diese Situation selbst herbeigeführt hatten.“
„Wir waren immer auf der Hut und mit einem Auge am Zielfernrohr. Wir wussten, dass die Infanterie-Soldaten auf uns zählten und wir befanden uns praktisch an der Front. Die Streitkräfte waren hinter der Fabrik. Es war klar: Wenn wir einen Terroristen verpassten, würde er zu den Kämpfern vordringen und ihnen Schaden zufügen oder sie konnten auch in die Fabrik eindringen.“
L.: „Wir mussten wachsam sein wie nur irgend möglich, selbst wenn wir im Moment keine Schichte hatten. Die Gegend war nicht frei von Terroristen und es gab Schächte und Tunnel um uns herum. Einmal haben sie einen Schacht im Hof der Fabrik gefunden und mussten uns ein paar Stunden lang von dort wegbringen; ein anderes Mal fiel ein Mörser gegenüber unserer Position nahe am Gebäude.
Eines Abends sahen wir Lichter aus dem Nachbarhaus. Der Ort sollte leer sein, weil die Bewohner evakuiert waren. Sann hörten wir Gewehrfeuer. Wir waren sicher, dass es auf uns gerichtet war und bereiteten uns darauf vor zurückzuschießen. Im letzten Moment stellte sich heraus, dass eine der Patrouillen sich dort eingerichtet hatte und zum Glück brach zwischen ihnen und uns kein Kampf aus.“
Frage: Habt ihr an die Geiseln gedacht und ob sie in der Umgebung sein könnten?
S.: „Nach dem 15. Dezember, dem Tag, an dem die Geiseln Yotam Haim, Alo Shamriz und Samar Fouad Talalka versehentlich erschossen wurden – das war die größte Angst.“
L.: „Ich stellte mir vor, dass sie ein paar Häuser weiter sind und wir das nicht wissen. Ich habe gehofft, dass die Streitkräfte es in unserer Zeit dort schaffen würden einige von ihnen zu retten. Der Platz im Gazastreifen verändert sich ständig und die größte Angst ist, auf jemanden zu schießen, der wie ein Terroristen aussieht und sich dann herausstellt, das war eine Geisel.“
Frage: Habt ihr auf Terroristen geschossen?
„Ich habe auf zwei geschossen“, sagt S. „Das erste Mal war etwa einen Monat, nachdem wir in den Gazastreifen gingen. Ich war nicht auf Schicht und sollte ausruhen, konnte aber nicht. Ich hatte meine persönliche Waffe bei mir und sah durch eine der Spalten, die von den Bomben der Luftwaffe geschaffen wurden. Plötzlich sah ich zwei Leute. Sie gingen selbstbewusst und schienen zu wissen, wohin sie gingen. Wir konnten nicht sehen, ob sie Schusswaffen oder Messer dabei hatten. Sie hätten auch Beobachter sein können.
Eine der Scharfschützinnen schoss auf sie, aber daneben und sie rannten auf Seite. Wir sprangen sofort auf. Eine der Kämpferinnen und ich schossen mit unseren persönlichen Waffen in ihre Richtung und sahen sie fallen. Eine Gruppe Fallschirmjäger näherten sich ihnen und untersuchten sie. Es stellte sich heraus, dass einer einen Sprengsatz an sich trug und der andere wahrscheinlich sein Assistent war. Wir hatten keinen Zweifel, dass sie gekommen waren , um sich mit den Soldaten in die Luft zu sprengen.“
Frage: War das das erste Mal, dass du einen Menschen getötet hast?
„Ja, aber das hat mir keine Probleme gemacht. Ich habe automatisch gehandelt. Das ist ein Terrorist und es gibt einen Grund, warum wir im Gazastreifen sind. Das Leben der Kämpfer am Boten ist in meiner Hand. Es ist entweder der Terrorist oder sie. Hinterher sank die Erkenntnis ein, dass ich ein Leben beendet habe, aber es fühlte sich nicht schlecht an, weil er kam, um uns zu ermorden. Der Terroristen mit dem Sprengsatz-Fiat zwei Wochen davor kam ebenfalls, um Soldaten zu töten. Ich habe kein Albträume wegen denen.“
L.: „Ich bin nicht dazu gekommen Terroristen zu töten, weil sie während meinen Schichten nicht kamen und meine Rolle hauptsächlich darin bestand im Gazastreifen Explosiv-Drohnen zu orten und auszuschalten. Ich war auch an geheimer Sammlung von Informationen beteiligt, was für die Art Scharfschützenarbeit ungewöhnlich ist. Aber ich habe mein Versprechen nicht vergessen. Jeden Morgen gibt es eine Morgengrauen-Bereitschaft, wenn die Terroristen rauskommen und wir schießen und warnen sie sich uns nicht zu nähern. Die erste Kugel war immer viel gewidmet, möge er in Frieden ruhen.
Außerdem war ich bei einem Vorfall dabei, als ein Terrorist versuchte sich am Gebäude zu sprengen. Er kam über den Weg und sah wie ein Zivilist aus, ging aber Zickzack, als sei er betrunken oder high. Wir nahmen über Funk mit einem der Kompaniechef vor Ort auf und er bat uns nicht zu schießen, damit er den Zivilisten befragen konnte. der plötzlich anfing zu lächeln und mit den Händen zu fuchteln. Unsere Kommandantin bat uns am Fenster ganz still zu stehen. Sie beschloss nahe an die Füße des Zivilisten zu schießen und das war ein Glück.
Er bekam Angst, drehte sich auf der Stelle um und rannte davon. Der Kompaniechef bat die Scharfschützinnen ebenfalls, ihm nahe an die Füße zu schießen und er hielt an. Infanteristen fingen ihn ein und es stellte sich heraus, dass er einen Sprengstoffgürtel am Körper hatte. In solchen Fällen verinnerlicht man die Gefahren und Bedrohungen. Im Gazastreifen gab es keine einzige Sekunde Entspannung.“
Die Intensität und operationelle Anspannung wurden gelegentlich von Ereignissen unterbrochen, die die Scharfschützinnen lächeln lasen. Aber in diesen Tagen waren sie angespannt und wachsam und versanden, wie dünn die Linie dazwischen ist einen Terroristen zu eliminieren und einen unschuldigen Zivilisten zu treffen.
„Eines Abends sah ich ein kleines Mädchen auf dem Weg, vielleicht 4 Jahre alt“, erinnert sich L. „Sie war allein, hatte einen Schlafanzug an und hielt eine große Tasche, die auf dem Boden schleifte. Wir dachten, Terroristen hätten sie geschickt, um unsere Position zu entdecken und dass sich in der Tasche vielleicht ein Sprengsatz befand. Es gab viele Theorien und Möglichkeiten, aber es wurde entschieden sie auf dem Weg vorbeizulassen, ohne in ihre Richtung zu schießen. Sie tat uns leid.“
S.: „Es war einer der eher bizarren Anblicke, die wir dort erlebten. Das Mädchen ging vorwärts, aber kehrt immer ihren Kopf von uns weg, als ob sie nach jemandem suchen würde. Lange Minuten ging sie immer weiter, bis sie außer unserem Blickfeld war.
Selbst wenn die Terroristen versucht haben sollten uns dazu zu bringen auf sie zu schießen oder versuchten zu sehen, wie wir auf ein kleines Kind reagieren, bin ich froh, dass sie nicht verletzt wurde. Ander als sie, denen das Leben des Mädchen nichts bedeutet, sind wir menschlich.“
Frage: Kamen viele Zivilsten wie sie versehentlich auf euch zu?
S.: „Einige. Das war ihre Hauptstraße gewesen. Ich hatte gerade eine Schicht hinter mir, als ein alter Mann auf das Gebäude zukam und eine Scharfschützin nahe an seine Füße schoss. Plötzlich fing er an sich auszuziehen und die Schüsse hörten auf, weil wir sahen, dass er keine Waffen oder einen Sprengsatz dabei hatte. Er nahm eine Zigarette heraus und senkte ließ dann seine Unterwäsche herunter, kam immer nähen, bis er außerhalb des Schussfelds des Scharfschützengewehrs war.
Ich ging zu einem der Löcher in der Wand und schoss ihm mit meiner persönlichen Waffe vor die Füße. Ein Stück vom Boden flog gegen ihn und traf ihn an den Genitalien. Er bekam Angst, sprang zur Seite und hielt an. Soldaten unten näherten sich ihm und nahmen ihn zur Befragung mit. Dann schickten sie ihn zurück auf den Weg. Es war klar, dass in seinem Kopf etwas nicht stimmte. Seitdem nennen die Soldaten mich ‚ Mohel‘.“ [Das ist ein Rabbiner, der Beschneidungen vornimmt. – d.Ü.]
Er und das Mädchen mit der Tasche waren die einzigen skurrilen Geschichten und ich schätze, dass die Terroristen ständig unsere operationelle Spannung austesten und wie wachsam wir sind. Vielleicht warteten sie darauf, dass wir Zivilisten verletzen, damit sie sich über die IDF beschweren können. Einmal gab es Kinder auf Fahrrädern; wir schossen neben sie und sie rannten weg. Einmal schossen wir auf einen Zivilisten, der trotz der Warnungen immer weiter ging; wir schossen ihm ins rechte Bein und er fiel hin und bewegtes ich nicht. Wir waren sicher, dass er tot war, aber plötzlich stand er auf und rannte trotz der Verletzung schnell weg.“
In Staub und Matsch liegen
Nach rund zwei Monaten in dem Beobachterposten in der Fabrik verließen die Scharfschützinnen den Gazastreifen. S., die etwa ein halbes Jahr vor ihrer Entlassung stand, hatte das Gefühl, sie habe den Zeitraum ausgeschöpft. „Ich vermisste meine Familie und wollte duschen, weil ich voller Staub war“, sagt sie. „Ich habe sogar die Toiletten vermisst, weil ich es leid war mich in Tüten zu entleeren. Obwohl wir so weit wie möglich unsere Hygiene aufrecht hielten und ich sogar ein Bild habe, wie ich meine Gesichtsmaske reinige, waren es immer noch zwei Monate, in denen wir nicht richtig sauber waren.“
L.: „Im Gazastreifen gab es fast keinen Kontakt mit der Familie zuhause oder mit Freunden. Ich wollte wissen, was es Neues gab und meine Eltern ein wenig beruhigen. Ich wusste, dass das, was wir machten, sehr wichtig war und dass ich in dem Moment, wo sie mich rufen, wieder reingehen würde. Sie riefen vor etwa einem Monat an, damit ich eine besondere Aktion in Rafah mit gepanzerten und Nahal-Truppen mitmache.
Ich bin immer noch im Wehrdienst, aber S. kam diesmal als Reservistin. Am Ende brauchten sie uns nicht und wir kehrten nach ein paar Tagen nach Israel zurück. Ich hatte das Gefühl, dass die Bardelas und die Scharfschützinnen mehr Aufmerksamkeit bekommen. Die Panzertruppen und Nahal forderten nach unserer Aktivität in Khan Junes ausdrücklich uns an. Sie lernten uns wertzuschätzen und wir lieben es andere Korps abzusichern. Wenn sie mich wieder in den Gazastreifen berufen, werde ich nicht zögern zu gehen.“
S.: „Mir scheint es so, als würde ich, sobald ich aus der Reserve entlassen werde, eine andere Richtung einschlage. Geht der Krieg weiter, werde ich anfangen zu arbeiten, nicht studieren, um die Kontinuität nicht zu unterbrechen, sollte ich wieder einberufen werden.“
Im Vergleich zur Sisyphos-Natur und hohen Intensität, mit der sie im Gazastreifen funktionierten, scheint der Dienst an der ägyptischen Grenze S. und L. ein wenig wie ein Sommerlager. „Ich habe das Gefühl, es gibt weniger Schmuggelversuche als früher und das hat wahrscheinlich mit dem Krieg zu tun. Aber man darf die Wichtigkeit unserer Aufgabe nicht unterschätzen“, sagt S. „Jede nach Israel gebrachte illegale Waffe könnte bei kriminellen Organisationen enden oder für Terrorismus benutzt werden.
Unsere Aufgabe ist nicht einfach und es ist nicht leicht Scharfschützin zu sein. Wir liegen auf Felsen und im Staub und im Sommer schwitzen wir unter unseren Uniformen. Im Winter ist es sehr kalt, wir werden vom Regen nass und sind schlammbedeckt. Einmal dauerte es wegen heftigem Sturzregen lange, bis ein Fahrzeug es schaffte die Kaserne zu verlassen und uns von unserem Beobachtungsposten abzuholen.“
Frage: Welche Qualitäten muss ein Scharfschütze haben?
S.: „Eine Menge Geduld, weil wir stundenlang im Feld sein müssen.“
L.: „Man muss Gelassenheit haben und die Fähigkeit sich zu konzentrieren und die Umgebung auszublenden.“
Frage. Welche Vorteile haben weibliche Scharfschützen im Vergleich mit Männern?
S.: „Die meisten Männer haben Hummeln im Hintern und Frauen haben mehr Geduld. Wir sind in der Lage stundenlang durch das Zielfernrohr zu sehen ohne uns zu rühren.“
L.: „Ich glaube, dass die Rolle des Scharfschützen uns erlaubt zu differenzieren. Ein regulärer Soldat kann uns nicht ersetzen, aber wir sind auch Kämpfer. Wenn wir nicht als Scharfschützen gebraucht werden, gehen wir mit den Soldaten auf Patrouille.
Etwa zwei Monate vor dem Krieg erhielt das Bataillon Informationen über eine Drogenschmuggel-Operation, die an einem bestimmten Ort stattfinden sollte. Ich ging mit einer anderen Soldatin hin, nicht als Scharfschützin und nicht weit weg sahen wir einen israelischen Zivilisten herumgehen. Er war immer in der Gegend, wenn die Alarme über möglichen Schmuggel eingingen und er behauptete immer, er ginge spazieren und mache Sport.
Wir näherten uns ihm, und riefen dabei eine Einheit der Grenzpolizei herbei. Er bestand darauf, er sei zum Wandern gekommen und erzählte uns unbedeutende Einzelheiten über seine Partnerin. Wir spielten mit, als würden wir ihm glauben, um Zeit zu gewinnen, bis die Grenzpolizei ihn festnahm. Später kamen wir zu der Stelle, die vom Geheimdienst angegeben worden war, sehr nahe an der, wo der Zivilist gewandert war. Da waren Schmuggler, die uns sahen und wegrannten; sie ließen vier Taschen zurück. Wir öffneten sie und darin befanden sich Drogen.“
Frage: Wie reagiert eure Umwelt auf die Tatsache, dass ihr in einer Rolle dient, die nicht viele Frauen haben?
S. lacht: „Sie unterstützen uns und das ziemlich begeistert. Sollte es einen Hollywood-Film über Scharfschützinnen geben, dann wissen wir, dass wir etwas erreicht haben.“
Autor: Heplev
Bild Quelle: Screenshot
Sonntag, 13 Oktober 2024