Die Versuche, Nasrallahs Antisemitismus zu vertuschen Die Versuche, Nasrallahs Antisemitismus zu vertuschen
Verharmloser der anti-israelischen Terrorgruppen versuchen immer wieder, Zweifel ob der antisemitischen Äußerungen des Hisbollah-Chefs zu säen.
Von Gilead Ini
Es dürfte Sie nicht überraschen, zu erfahren, dass der Terrorist, der ein jüdisches Gemeindezentrum in die Luft sprengen ließ, Juden nicht mochte. Andererseits haben Sie das ja vielleicht gar nicht erfahren, da in so vielen Nachrufen auf Hassan Nasrallah sowohl der genannte Bombenanschlag als auch die dahinterstehende Bigotterie schlicht nicht erwähnt wurden.
Nasrallah war der Anführer der Hisbollah, als die Gruppe einen mit Sprengstoff beladenen Lieferwagen am jüdischen Zentrum Asociación Mutual Israelita Argentina (AMIA) in Buenos Aires zur Explosion brachte und dabei 85 Menschen tötete. Später bezeichnete er Juden als das »feigste und niedrigste Volk« der Welt und sagte, dass die Versammlung der Juden in Israel seinen Anhängern die Mühe ersparen würde, sie in der Diaspora verfolgen zu müssen.
Oder hat er das gar nicht gesagt? Da anti-israelische Terrorgruppen immer ihre Fürsprecher haben, wurden auch im Falle Nasrallahs Zweifel gesät, ob der Hisbollah-Chef die beiden Aussagen wirklich gemacht hatte:
- »Wenn wir den gesamten Globus nach einem in seinem Geist, seiner Denkweise, seiner Ideologie und seiner Religion feigeren, niedrigeren, schwächeren und gebrechlicheren Individuum absuchen, dann werden wir nie jemanden wie den Juden finden – und ich sage nicht den Israeli: Wir müssen den Feind kennen, den wir bekämpfen.«
- »Zu den Zeichen und Signalen, die uns leiten, gehört in den islamischen und nicht nur in den jüdischen Prophezeiungen, dass dieser Staat [Israel] gegründet werden wird und sich die Juden aus allen Teilen der Welt im besetzten Palästina versammeln werden. Dies nicht, um den Antichristen und das Ende der Welt herbeizuführen, sondern vielmehr, weil Allah, der Herrliche und Höchste, euch davor bewahren will, bis ans Ende der Welt gehen zu müssen. Denn sie haben sich an einem Ort versammelt, und dort wird die letzte und entscheidende Schlacht stattfinden.«
Charles Glass, ein ehemaliger ABC-Journalist, hat behauptet, dass beide Aussagen gefälscht seien. Nachdem er in der New York Review of Books warmherzig über die Hisbollah geschrieben hatte – in der Einleitung seines Artikels verglich er die Hisbollah mit der gegen die Nationalsozialisten kämpfenden französischen Resistance und griff damit genau dieselbe Analogie auf, die Nasrallah verwendet hatte –, nutzte er den Leserbriefbereich der Zeitschrift, um sich mit Kritikern auseinanderzusetzen, die auf die antisemitischen Äußerungen des Hisbollah-Chefs Bezug nahmen.
Glass beharrte darauf, dass das letztgenannte Zitat »aller Wahrscheinlichkeit nach« eine »Erfindung« sei. Warum? Das ist unklar. Vielleicht, weil es »auf neokonservativen Websites weit verbreitet wurde«, wie Glass in seiner Erwiderung feststellte. Vielleicht, weil ein libanesischer Journalist, der über das Zitat berichtete, später »nach Washington zog«.
Ein Redakteur habe die Agenda dieses Journalisten infrage gestellt, wie Glass seinen Lesern mitteilte, und ein anderer habe ihm gesagt, dass der zu Debatte stehende Journalist Nasrallah nie direkt interviewt habe. Das wäre aber auch gar nicht nötig gewesen, denn Nasrallahs Worte wurden nicht in einem Interview geäußert, sondern waren Teil einer öffentlich übertragenen Rede, deren Audioaufnahmen Yair Rosenberg einige Jahre später auf der Website des Tablet Magazine veröffentlichte. So viel zum Thema Erfindung.
Echtheit bestätigt
Um die Echtheit des Zitats in Zweifel zu ziehen, wies Glass auch darauf hin, dass in einem Buch eine falsche Fußnote angefügt wurde. Und obwohl die Autorin dieses Buches Glass mitteilte, sie sei trotz dieses Fehlers sicher, dass das Zitat korrekt ist, zeigte er sich nicht besänftigt: »Bis jemand herausfindet, wo und wann Nasrallah die obigen Worte ausgesprochen hat, ist der Fall nicht bewiesen.«
Nasrallah äußerte die Worte am 13. September 1997. Dies geht aus einer gründlich recherchierten Zusammenstellung von Nasrallahs Reden hervor, die unter dem Titel Voice of Hezbollah: The Statements of Sayyad Hassan Nasrallahvon Nicholas Noe im Jahr 2007 bei Verso Books veröffentlich wurde.
Der Herausgeber der Zusammenstellung erklärte, sein Team habe »Archive der libanesischen Tageszeitung As Safirsowie mehrere auf dem Markt in Beirut erhältliche arabische Bände mit veröffentlichten Reden von Nasrallah« durchforstet. Es stützte sich dabei auch auf »von libanesischen Medien bereitgestellte Transkriptionen von Originalaufnahmen und von der libanesischen nationalen Nachrichtenagentur zur Verfügung gestellte, offizielle Abschriften sowie auf gebundene Bände des Hisbollah-Wochenmagazins Al Intiqad, die bis zu seiner Gründung Mitte der 1990er Jahre zurückreichen«.
Die Hisbollah wurde über die Materialien informiert, die der Herausgeber zu drucken beabsichtigte, und Kopien wurden der Organisation von einer durch sie genehmigten dritten Partei zur Verfügung gestellt, um eine Stellungnahme zur Richtigkeit der Texte und Übersetzungen abzugeben.
Noes Sammlung enthält auch Auszüge jener Rede, in der Nasrallah davon sprach, dass sich Juden in Israel versammeln, damit sie nicht auf der ganzen Welt gejagt werden müssen, die entsprechende Stelle fehlt aber. Das Buch hält dabei fest, dass es im Quellenmaterial Auslassungen gab. Während Noe anfangs argumentierte, der weggelassene Abschnitt enthalte wahrscheinlich nicht das vernichtende Zitat und dessen Echtheit infrage stellte, räumte er später die Authentizität des Zitats ein, nachdem der Forscher Tony Badran die ungekürzte Rede entdeckt hatte.
Weiterhin Falschinformation
Glass’ arrogante Leserbriefe betreiben weiterhin Falschinformation der Leser des New York Review of Books. Einem Wikipedia-Artikel über die Ideologie der Hisbollah ist zu entnehmen, dass Glass an einem der Zitate zweifelt, und es ist nicht überraschend, dass der Beweis für die Echtheit von Nasrallahs Worten in dem Zusammenhang nicht erwähnt wird. Und obwohl Liz Sly von der Washington Post daran arbeitete, Zweifel zu verbreiten, konnte sie sich nicht dazudurchringen, die Zweifel schürenden Falschinformationen offen zu korrigieren, nachdem sie widerlegt worden waren.
In seiner Korrespondenz mit Kritikern äußert Glass auch Zweifel an einem dritten Zitat, in dem Nasrallah den Holocaust leugnete und die Juden als »Krebsgeschwür« bezeichnete. Die Gründe seiner Skepsis sind, dass das Zitat »von der Website der israelischen Regierung stammt« und von einer Hisbollah-Sprecherin dementiert wurde. Bezeichnender Weise bestand die das Dementi herausgebende Hisbollah-Sprecherin auch darauf, dass das sehr reale Zitat über die Versammlung von Juden in Israel eine Erfindung sei. Sehr glaubwürdig scheint sie also nicht zu sein.
Ein Auszug aus der Rede, der 2002 an anderer Stelle veröffentlicht wurde, scheint älter zu sein als die Veröffentlichung auf der Website des israelischen Außenministeriums. Und wenn man Glass’ Bilanz – und die von Nasrallah – betrachtet, scheint es vernünftig anzunehmen, dass auch dieses Zitat korrekt ist.
Gilead Ini ist leitender Forschungsanalyst beim Committee for Accuracy in Middle East Reporting in America(CAMERA). Seine Kommentare sind in zahlreichen Publikationen erschienen, darunter The Jerusalem Post, The Christian Science Monitor, Columbia Journalism Review und National Review. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)
Dieser Artikel wurde zuerst hier veröffentlicht.
Autor: MENA Watch
Bild Quelle: Screenshot
Montag, 14 Oktober 2024