Ex-UNO-Soldat im Libanon: Waren der Hisbollah völlig ausgeliefert Ex-UNO-Soldat im Libanon: Waren der Hisbollah völlig ausgeliefert
Ein ehemaliger Soldat berichtete im Interview mit einer dänischen Zeitung, wie sehr die UNO-Truppen von der Hisbollah eingeschränkt wurden.
Der in dem am letzten Sonntag veröffentlichten Artikel der dänischen Boulevardzeitung B. T. »Michael« genannte dänische Staatsbürger war im Rahmen der UNTSO (U.N. Truce Supervision Organization) im Einsatz, die eng mit der U.N. Interim Force in Lebanon (UNIFIL) zusammenarbeitet. UNTSO hat die Aufgabe, Verstöße gegen die UNO-Resolution 1701 zu beobachten und zu melden, mit der 2006 der zweite Libanonkrieg beendet wurde und die Hisbollah auffordert, sich zu entwaffnen und hinter den Litani-Fluss zurückzuziehen, der rund dreißig Kilometer nördlich der israelisch-libanesischen Grenze parallel zu dieser verläuft.
»Wir waren der Hisbollah völlig ausgeliefert«, so der Ex-Militär. »Wir hatten eindeutig nur eine begrenzte Bewegungsfreiheit. Zum Beispiel haben wir aus Angst vor der Hisbollah nie nach Einbruch der Dunkelheit operiert. So hatten sie in den Abend- und Nachtstunden freie Hand.«
Der ehemalige Soldat betonte, dass er als Privatperson und nicht im Namen von UNTSO spreche. Während der Fahrt durch verschiedene Städte im Südlibanon wurden er und seine UNTSO- bzw. UNIFIL-Kameraden häufig von Hisbollah-Mitgliedern angehalten, wenn sie sich Zutritt zu Gebieten verschaffen wollten, in denen sie vermuteten, dass die Hisbollah aktiv sein könnte: »Sie blockierten einfach die Straße. Sie waren nicht sichtbar bewaffnet, aber aggressiv, und es war ziemlich klar, dass sie Mitglieder der Hisbollah waren. Wir wussten sehr gut, wer die Entscheidungen traf, insbesondere in den schiitischen Städten. Sie wollten nicht, dass wir sehen, was sie tun.«
UNO inkompetent
Wenn seine Einheit an der Blaue Linie genannten Grenze zu Israel patrouillierte, »sahen wir oft, wie ›Zivilisten‹ ganz in der Nähe der israelischen Militäreinrichtungen Fotos machten. Wenn das passierte, zogen wir uns zurück und beobachteten aus der Ferne; wir wurden einfach dazu angewiesen.« Dokumentieren durften die Soldaten keine der Aktivitäten: »Es war verboten, zu filmen und zu fotografieren. Taten wir es, war es möglich, dass unsere Kameras von Einheimischen beschlagnahmt wurden. Das ist meinen Kollegen bei UNIFIL und UNTSO passiert.«
Der ehemalige UNO-Soldat sprach auch über die Kontrolle des Südlibanons durch die Hisbollah. »Die Zivilisten, die keine Anhänger der Hisbollah waren, insbesondere die Christen, hatten Angst, gegen sie zu sprechen. Es herrschte eine weit verbreitete Angst vor ihnen. Gleichzeitig erlebten wir aber auch die Zusammenarbeit mit den schiitischen Muslimen. Wir hatten zum Beispiel eine Reihe von Dolmetschern, die von der Hisbollah indoktriniert waren. Einmal habe ich einen von ihnen aus meinem Auto geworfen, als er Hassan Nasrallah lobte. Ich wollte mir das einfach nicht anhören«, erinnert er sich.
Maßnahmen gegen Missachtung der UN-Resolution 1701 wurden keine ergriffen: »Wir meldeten unseren Vorgesetzten täglich Verstöße gegen die Resolution 1701, darunter auch Einschränkungen unserer Bewegungsfreiheit, und wurden auch angewiesen, alle Verstöße zu melden, unabhängig von ihrer Anzahl. Aber es ist nie etwas passiert.« Auf ihre Meldungen wurde nicht reagiert »und es wurde nichts unternommen. Das war extrem frustrierend und bestätigte nur, was ich auch in anderen Ländern, in die ich entsandt wurde, erlebt hatte: Die UNO ist inkompetent.«
Dieser Artikel wurde zuerst hier veröffentlicht.
Autor: MENA Watch
Bild Quelle: Alf van Beem, CC0, via Wikimedia Commons
Freitag, 25 Oktober 2024