Israels lange erwartete Reaktion Israels lange erwartete Reaktion
Über mehrere Stunden hinweg griff Israel militärische Ziele im Iran an und demonstrierte damit seine haushohe Überlegenheit.
Von Florian Markl
Glaubt man dem iranischen Regime, ist vergangene Nacht wenig passiert: Obwohl der Iran Israel vor »abenteuerlichen Aktionen« gewarnt habe, habe sich das »zionistische Regime« zu einer »Aggression« hinreißen lassen, die aber dank der Fähigkeiten des iranischen Militärs nur wenige Schäden verursacht habe. Irans Luftabwehr sei aktiv geworden, meldete die offizielle iranische Nachrichtenagentur IRNA, und habe die Attacken »neutralisiert«, indem sie die Angriffe »erfolgreich abfing und abwehrte«.
So lautet zumindest die offizielle Version der Vorgänge, wobei der Sprecher des iranischen Luftabwehrkommandos die Bevölkerung ermahnte, »sich nur auf die Nachrichten der staatlichen Medien zu verlassen« und »Gerüchte aus feindlichen Medien zu ignorieren«. Ermahnungen allein dürften aus Sicht des Regimes aber nicht ausreichen: Bis zu zehn Jahre Haft stehen als Drohung gegen jeden im Raum, der Informationen über die Angriffe verbreitet, die der offiziellen Erzählung zuwiderlaufen.
Die Berichte aus israelischen und anderen westlichen Medien zeichnen jedenfalls ein deutlich anderes Bild über die Vorgänge der vergangenen Nacht. Über hundert israelische Kampfflugzeuge sollen mehrere Angriffswellen gegen Ziele in Teheran und an anderen Orten im Iran geflogen sein. Zuerst seien dabei Radar- und Raketenstellungen der iranischen Luftabwehr ausgeschaltet worden, danach militärische Einrichtungen, darunter Produktions- und Abschussanlagen für Drohnen und ballistische Raketen. Um den israelischen Flugzeugen ein ungehindertes Agieren zu ermöglichen, wurden offenbar auch Luftabwehrstellungen in Syrien zerstört. Bislang gibt es keine Berichte über israelische Verluste.
Klare Botschaft
Israels lange erwartete Reaktion auf die iranischen Raketenangriffe vom 1. Oktober scheint so kalibriert worden zu sein, dass das iranische Regime sich nicht gezwungen sehen soll, gegen Israel zurückzuschlagen. Zu diesem Zweck hat Israel Teheran offenbar auch Stunden vorher über die bevorstehenden Angriffe und die Art der Ziele informiert.
Gleichzeitig hat Israel der islamistischen Diktatur aber auch eine unmissverständliche Botschaft mit auf den Weg gegeben: Kein Ort im Iran ist vor israelischen Angriffen geschützt, jedes Ziel kann dank der erdrückenden militärischen Überlegenheit Israels ins Visier genommen werden, ohne dass das iranische Regime dagegen etwas unternehmen kann. Dass israelische Jets stundenlang weitgehend ungehindert am Himmel über dem Iran agieren konnten, unterstrich diese Botschaft.
Nachdem das iranische Regime mit der Zerstörung der Hamas als militärisch schlagfähiger Gruppierung und der Eliminierung mehrerer Führungsebenen der Hisbollah zwei seiner wichtigsten regionalen Handlanger verloren hat, haben die Angriffe der vergangenen Nacht gezeigt, dass auch das Zentrum der selbsternannten »Achse des Widerstandes« kaum anders dasteht als der Kaiser in dem bekannten Märchen über dessen neue Kleider.
Israel zerlegt gerade Schritt für Schritt die Mittel, die das iranische Regime aufgebaut hat, um sein Hegemonialstreben voranzutreiben. Für die Region ist dies das beste Zeichen seit etlichen Jahren.
Dieser Artikel wurde zuerst hier veröffentlicht.
Autor: MENA Watch
Bild Quelle: MinoZig CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons
Samstag, 26 Oktober 2024