Oberster Gerichtshof kippt Teil des Polizeigesetzes: Unabhängigkeit der Polizei gestärktOberster Gerichtshof kippt Teil des Polizeigesetzes: Unabhängigkeit der Polizei gestärkt
Der Oberste Gerichtshof Israels erklärt einen Teil des Polizeigesetzes für verfassungswidrig, wodurch die Unabhängigkeit der Polizei geschützt wird.
Der Oberste Gerichtshof Israels hat am Donnerstag entschieden, einen umstrittenen Teil des sogenannten Polizeigesetzes für verfassungswidrig zu erklären. Die Änderung, die dem nationalen Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir erweiterte Befugnisse einräumte, hatte zu hitzigen Debatten über die Rolle der Exekutive im polizeilichen Entscheidungsprozess geführt.
Das Gesetz, das am 27. Dezember 2022 verabschiedet wurde, war eine zentrale Bedingung Ben-Gvirs für seinen Beitritt zur aktuellen Regierung. Es stärkte die politische Aufsicht über die Polizei, indem es dem Minister erlaubte, allgemeine Richtlinien für die Polizeiarbeit festzulegen. Während das Gericht diesen Abschnitt des Gesetzes als rechtmäßig ansah, erklärte es jedoch den Teil des Gesetzes für verfassungswidrig, der dem Minister Einfluss auf Ermittlungen einräumte.
Richter Uzi Vogelman, der Verfasser des Urteils, argumentierte, dass diese Bestimmung zu einem Ungleichgewicht der Machtverhältnisse führen könnte, indem sie dem Minister potenziell die Möglichkeit gab, Ermittlungen zu manipulieren. Dies könnte wiederum Menschenrechtsverletzungen zur Folge haben, da der Minister laut Gesetz nur die Meinung des Generalstaatsanwalts anzuhören brauchte, ohne daran gebunden zu sein.
Die Entscheidung fiel mit knapper Mehrheit: Fünf Richter einer neun-köpfigen Bank stimmten für die Streichung des umstrittenen Abschnitts, während vier dagegen waren.
Reaktionen auf das Urteil
Mehrere Gruppen, darunter die Bewegung für Qualitätsregierung in Israel (MQG), begrüßten das Urteil und betonten die Bedeutung der Unabhängigkeit der Polizei. Ein Vertreter der MQG erklärte, das Urteil stelle einen entscheidenden Sieg für die Rechtsstaatlichkeit dar und verhindere die Politisierung der Polizei.
MK Yoav Segalovitz, ehemaliger stellvertretender Minister für innere Sicherheit, äußerte ebenfalls Zustimmung. Er kritisierte jedoch, dass es überhaupt zu einer solchen juristischen Auseinandersetzung kommen musste und warf Premierminister Benjamin Netanyahu vor, Ben-Gvir in die Position des Ministers berufen zu haben.
Demgegenüber reagierte Ben-Gvir mit scharfer Kritik an der Entscheidung und bezeichnete das Urteil als Versuch des Gerichts, die Autorität des Ministers zu untergraben und die Polizei unter die Kontrolle des Generalstaatsanwalts zu stellen.
Das Urteil markiert einen bedeutenden Punkt im anhaltenden Ringen zwischen politischen und rechtlichen Institutionen in Israel, wobei es zentrale Fragen zur Machtverteilung und zur Unabhängigkeit staatlicher Organe aufwirft.
Autor: Redaktion
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Freitag, 03 Januar 2025