Naama Levy: Monatelang allein in einem TunnelNaama Levy: Monatelang allein in einem Tunnel
Die freigelassenen Geiseln aus Gaza tragen tiefe physische und psychologische Wunden. Ihre Rehabilitation wird noch Jahre dauern, während das Trauma des 7. Oktober nachwirkt
Die erschütternden Geschichten der israelischen Geiseln, die von Hamas entführt und wochenlang in Gefangenschaft gehalten wurden, zeichnen ein düsteres Bild von Leid und Überlebenswillen. Naama Levy, eine der Geiseln, verbrachte laut Dr. Einat Yehene, einer Neuropsychologin und Leiterin der Rehabilitation im Geisel-Familienforum, Monate alleine in einem Tunnel. „Als sie herauskam, wusste sie nicht einmal, ob sie noch lebt. Es herrschte eine völlige Entfremdung von der Realität“, berichtete Yehene in einem Interview mit 103FM.
Die Freilassung der Geiseln, einschließlich Naama Levy, mag in der Öffentlichkeit Euphorie ausgelöst haben, doch die Realität ist weit entfernt von den inszenierten Bildern, die Hamas bei der Freilassung zeigte. Yehene wies darauf hin, dass die Bilder der Freude und Erleichterung den schweren psychologischen und physischen Zustand der Geiseln verschleiern. „Diese Frauen haben unglaubliche Resilienz gezeigt, um zu überleben, aber die Traumata des 7. Oktober – die brutale Entführung, das Miterleben der Ermordung ihrer Kameraden und die langen Tage in Gefangenschaft – hinterlassen unauslöschliche Spuren.“
Dr. Yehene betont, dass die Rehabilitation der Geiseln eine äußerst schwierige und langfristige Aufgabe ist. Menschen, die monatelang in Gefangenschaft waren, erleben oft schwerste posttraumatische Symptome. Viele der ehemaligen Geiseln entwickeln ein dauerhaftes Gefühl der Entfremdung und brauchen ständige Unterstützung durch Familie und sogar Therapiehunde, um in den Alltag zurückzufinden. „Was wir aus bisherigen Fällen wissen, ist, dass niemand, der fünfzig Tage oder länger in Gefangenschaft war, jemals wieder vollständig in die Gesellschaft integriert wurde“, erklärte sie.
Der psychologische Druck betrifft jedoch nicht nur die Geiseln selbst, sondern auch ihre Familien und die Gesellschaft insgesamt. Solange andere Geiseln weiterhin in Gaza festgehalten werden, ist eine vollständige Heilung für die Betroffenen nahezu unmöglich. „Solange es noch Geiseln gibt, bleibt diese Wunde offen – für die Betroffenen, ihre Familien und die Öffentlichkeit“, fügte Yehene hinzu.
Die Rückkehr der Geiseln wird als ein triumphaler Moment dargestellt, doch Yehene kritisiert, dass die anfängliche Euphorie oft einem medialen „Karneval“ weicht, während die langfristigen Herausforderungen übersehen werden. Sie ruft die Gesellschaft dazu auf, die Geiseln und ihre Familien nachhaltig zu unterstützen und sich der komplexen Realität bewusst zu werden: Die physische Befreiung ist nur der erste Schritt, aber die Befreiung von den psychologischen Ketten der Gefangenschaft ist ein weitaus längerer Weg.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: GPO
Dienstag, 28 Januar 2025