Netanjahu übernimmt Kontrolle über VerhandlungenNetanjahu übernimmt Kontrolle über Verhandlungen
In Washington verhandelt Netanjahu persönlich über die zweite Phase des Geisel-Deals. Kritiker warnen vor politischer Einflussnahme und Risiken für Israels Sicherheit.
Am Montag traf sich Israels Premierminister Benjamin Netanjahu in Washington mit Steve Witkoff, dem Nahost-Gesandten von US-Präsident Donald Trump, um über die zweite Phase des Geisel-Deals und die Zukunft des Waffenstillstands in Gaza zu sprechen. Doch während offiziell über die nächsten Schritte der Vereinbarung verhandelt wird, scheint eine Verlängerung der ersten Phase derzeit die realistischere Option.
Im bisherigen Abkommen wurden bereits 33 Geiseln freigelassen, doch es steht im Raum, die Freilassungen in kleinen Gruppen von drei bis vier Israelis pro Woche fortzusetzen – im Austausch für palästinensische Sicherheitsgefangene, darunter auch Terroristen mit Blut an den Händen. Die Waffenruhe bliebe unter diesen Bedingungen weiter bestehen.
Neues Verhandlungsmodell – und neue Verhandler
Ein bedeutender Wandel betrifft die Art der Verhandlungen. Israel kehrt zur sogenannten Shuttle-Diplomatie zurück: Witkoff wird zwischen den Parteien – Israel, Katar und Ägypten – pendeln, anstatt dass direkte Gespräche geführt werden. Ebenso verändert sich die israelische Verhandlungsführung: Anstelle des bisherigen Teams um Mossad-Chef David Barnea, Shin-Bet-Leiter Ronen Bar und Ex-General Nitzan Alon übernehmen nun Netanjahu selbst und Strategieminister Ron Dermer die Kontrolle.
Der Regierungschef begründet diesen Wechsel damit, dass die zweite Phase nicht mehr nur ein Sicherheits- und Geheimdienstthema sei, sondern direkte Auswirkungen auf die künftige Ordnung in Gaza und eine mögliche Normalisierung mit Saudi-Arabien habe. Damit seien diplomatische Verhandler gefragt.
Kritik an Netanjahus Einflussnahme
Doch Kritiker warnen, dass Netanjahus persönliches Eingreifen in die Verhandlungen die Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss gefährden könnte. Sie befürchten, dass politische Überlegungen die Sicherheit Israels in den Hintergrund drängen und die Verhandlungen unnötig verkomplizieren.
Trump selbst äußerte am Montag Zweifel daran, dass der Waffenstillstand in Gaza halten werde. Kurz vor seinem abendlichen Treffen mit Netanjahu sagte er: „Ich kann nicht garantieren, dass die Waffenruhe bestehen bleibt.“
Für Netanjahu könnte genau das die gewünschte Botschaft sein: Sollte Trump öffentlich signalisieren, dass die Kampfhandlungen möglicherweise wieder aufgenommen werden, könnte er seine rechte Koalition besänftigen, die auf eine Fortsetzung der Militäroperation pocht. Gleichzeitig muss er Trump davon überzeugen, dass es einen gangbaren Weg gibt, weitere Geiseln zu befreien, ohne den Krieg zu beenden – eine Herausforderung, die über den künftigen Kurs der israelischen Strategie entscheiden könnte.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By U.S. Embassy Tel Aviv - President Trump at the Israel Museum. Jerusalem May 23, 2017 President Trump at the Israel Museum. Jerusalem May 23, 2017, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=59276644
Dienstag, 04 Februar 2025