IDF korrigiert Darstellung: Warum 15 Sanitäter in Rafah starben – und was wirklich geschah

IDF korrigiert Darstellung: Warum 15 Sanitäter in Rafah starben – und was wirklich geschah


Ein tragischer Vorfall in Gaza wirft Fragen auf: Wurden Rettungskräfte gezielt erschossen? Die Armee liefert nun erste Antworten – und räumt Fehler ein.

IDF korrigiert Darstellung: Warum 15 Sanitäter in Rafah starben – und was wirklich geschah

Die israelische Armee hat am Samstagabend eingeräumt, dass ihre ursprüngliche Darstellung eines Zwischenfalls im südlichen Gazastreifen nicht vollständig korrekt war. Am 23. März wurden in Rafah 14 bis 15 Sanitäter getötet, als ihre Rettungsfahrzeuge unter Beschuss gerieten. Ein Video, das am Wochenende von der New York Times veröffentlicht wurde, zeigt nun deutlich, dass die Fahrzeuge mit eingeschaltetem Blaulicht unterwegs waren – entgegen früherer Aussagen des Militärs.

Laut der ersten Version der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) hätten die Sanitäter-Fahrzeuge keine Notfallbeleuchtung gehabt und seien unkoordiniert in ein Kampfgebiet eingefahren, kurz nachdem dort Hamas-Kämpfer gesichtet wurden. Man habe sie deshalb als Bedrohung eingestuft und beschossen. Inzwischen aber hat das Militär eingeräumt: Diese Einschätzung beruhte ausschließlich auf den Aussagen der beteiligten Soldaten – und war falsch.

Ein Kampfgebiet bei Nacht – und eine fatale Verwechslung

Der Vorfall ereignete sich in Tel Sultan, einem Stadtteil von Rafah, in den frühen Morgenstunden. Golani-Kampfeinheiten hatten sich dort unter dem Kommando der 14. Panzerbrigade positioniert, um einen Hinterhalt gegen mutmaßliche Hamas-Terroristen vorzubereiten. Um 4:30 Uhr morgens kam es zum Feuergefecht mit einem Hamas-Fahrzeug. Einer der Terroristen wurde getötet, zwei weitere festgenommen. Das Fahrzeug blieb am Straßenrand zurück.

Etwa anderthalb Stunden später näherte sich ein Konvoi von Rettungsfahrzeugen dem Gebiet. Laut IDF hatten Drohnenoperaten zuvor ungewöhnliche Bewegungen gemeldet. Als sich die Sanitäter dem verlassenen Hamas-Fahrzeug näherten und mehrere Personen aus den Krankenwagen stiegen, eröffneten die Soldaten das Feuer. Später stellte sich heraus: Bei den vermeintlichen „Verdächtigen“ handelte es sich um unbewaffnete Sanitäter.

Videobeweise werfen neue Fragen auf

Die Situation eskalierte weiter, als ein Video auftauchte, das angeblich aus dem Handy eines der getöteten Helfer stammt. Es zeigt deutlich, dass die Fahrzeuge der Roten Halbmondgesellschaft mit eingeschaltetem Blaulicht unterwegs waren und als Rettungskräfte erkennbar waren. Die Armee musste daraufhin ihre Darstellung überdenken. Der Befehlshaber des Südkommandos, Generalmajor Yaniv Asor, wurde mit einer erneuten Untersuchung beauftragt. Die vollständigen Ergebnisse sollen dem Generalstabschef Eyal Zamir am Sonntag vorgelegt werden.

Massenbegräbnis sorgt für Empörung

Besonders umstritten ist der Umgang mit den Leichen der getöteten Sanitäter. Diese wurden zunächst nicht den zuständigen Organisationen übergeben, sondern in einem improvisierten Grab verscharrt – zusammen mit ihren zerquetschten Fahrzeugen. Der Verdacht: Die Armee habe versucht, die Spuren zu verwischen. Doch die IDF widerspricht dieser Darstellung. Man habe das Grab aus taktischen Gründen angelegt, um wilde Tiere vom Zugriff auf die Leichen abzuhalten. Die Vereinten Nationen seien noch am selben Tag über den Ort informiert worden, konnten ihn aber zunächst nicht finden.

Acht Tage später wurden die Leichen dann in Abstimmung mit der IDF geborgen. Dabei handelte es sich um Sanitäter des Roten Halbmonds, der Vereinten Nationen und des sogenannten Palästinensischen Zivilschutzes, der enge Verbindungen zur Hamas hat.

Waren Hamas-Kämpfer unter den Toten?

Laut IDF haben nachrichtendienstliche Auswertungen ergeben, dass mindestens sechs der Getöteten Hamas-Mitglieder gewesen seien. Namen sollen veröffentlicht werden, sobald die Untersuchung abgeschlossen ist. Die Armee bestreitet kategorisch, dass es zu gezielten Tötungen oder gar Hinrichtungen gekommen sei. Auch seien keine Leichen mit gefesselten Händen gefunden worden, wie von palästinensischer Seite behauptet.

Kontext: Krieg, Misstrauen und Propaganda

Der Vorfall ereignete sich fünf Tage nach dem Ende eines Waffenstillstands. Israel hatte am 18. März die Bombardierungen in Gaza wieder aufgenommen, nachdem Hamas-Führer weitere Geiselabkommen verweigert hatten. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte klar, dass der Krieg erst endet, wenn die Hamas vollständig zerschlagen ist. Die Terrorgruppe wiederum ließ Angebote zur Freilassung weiterer Geiseln verstreichen – wohl wissend, dass jeder weitere Tote Israel international unter Druck setzt.

Die Hamas nutzt zivile Einrichtungen – darunter auch Krankenhäuser und Rettungsdienste – als Schutzschilde. Diese Taktik macht es israelischen Soldaten enorm schwer, in urbanem Umfeld zwischen Kämpfern und Unbeteiligten zu unterscheiden.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild Von ISM Palestine - originally posted to Flickr as Al-Quds hospital, Gaza City, following Israeli shelling, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6360313


Sonntag, 06 April 2025

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