„Hisbollah ist ein Krebsgeschwür“ – US-Sondergesandte fordert vollständige Entwaffnung im Libanon„Hisbollah ist ein Krebsgeschwür“ – US-Sondergesandte fordert vollständige Entwaffnung im Libanon
Morgan Ortagus vergleicht Hisbollah mit einem Krebsgeschwür und fordert: Nur eine vollständige Entwaffnung bringt dem Libanon eine Zukunft.
Mit ungewohnter Deutlichkeit hat Morgan Ortagus, die stellvertretende US-Sondergesandte für den Nahost-Friedensprozess, die vom Iran gesteuerte Terrororganisation Hisbollah verbal frontal angegriffen. In einem Interview mit dem arabischen Sender Al Arabiya bezeichnete sie die Miliz als „Krebs“ im libanesischen Staat, der vollständig entfernt werden müsse, damit der Libanon überhaupt eine Chance auf Erholung und Stabilität habe.
„Wenn man Krebs im Körper hat, behandelt man nicht nur einen Teil und lässt den Rest weiter wachsen“, sagte Ortagus wörtlich. „Man schneidet den Krebs heraus.“ Es ist eine klare, medizinisch brutale Metapher – und doch trifft sie die Realität im Libanon auf den Punkt. Seit Jahrzehnten untergräbt Hisbollah jegliche staatliche Souveränität, kontrolliert ganze Regionen, besitzt ein eigenes Raketenarsenal – und zieht das Land immer tiefer in Irans Stellvertreterkriege hinein.
Krieg gegen Israel – von Teheran entfesselt
Besonders deutlich wurde Ortagus beim Thema Israel: Der Libanon, so ihre Einschätzung, habe sich nicht freiwillig in den Krieg mit dem jüdischen Staat begeben. Es sei allein die Entscheidung Irans und der Hisbollah gewesen, sich am 8. Oktober 2023 militärisch in den Gaza-Krieg einzumischen. „Die libanesische Regierung wollte keinen Krieg mit Israel. Es war die Hisbollah, es war der Iran, der diese Entscheidung getroffen hat“, so Ortagus.
Damit macht sie unmissverständlich deutlich, dass Teheran nicht nur in Gaza und im Jemen hinter der Anti-Israel-Front steht, sondern den Libanon gezielt als Aufmarschgebiet missbraucht. Die Zivilbevölkerung zahlt den Preis – mit wachsender Armut, politischer Ohnmacht und dem realen Risiko eines umfassenden Krieges mit Israel.
Kein Bürgerkrieg – nur politische Feigheit
Die wiederkehrenden Warnungen, dass eine Entwaffnung der Hisbollah in einen Bürgerkrieg führen könnte, wies Ortagus scharf zurück. „Das hören wir jetzt seit über 20 Jahren“, sagte sie. Vielmehr mangele es in Beirut am politischen Willen – nicht an den Mitteln. Die libanesische Armee, die LAF, sei sehr wohl in der Lage, die nationale Sicherheitsverantwortung zu übernehmen, betonte sie. Wenn das trotz jahrzehntelanger US-Militärhilfe nicht geschehe, liege das Problem bei der libanesischen Führung – nicht bei den Waffenlieferungen aus Washington.
Lob für neue Regierung – Hoffnung auf Reform
Ortagus nutzte die Gelegenheit, um auch die neue politische Führung in Beirut zu loben. Präsident Joseph Aoun und Premierminister Nawaf Salam hätten mit der Bildung einer technokratischen Regierung ein mutiges Zeichen gesetzt. Diese Regierung, bestehend aus libanesischen Fachkräften aus der Diaspora, darunter Manager von JP Morgan, HSBC und Blackstone, habe sich dem politischen System verweigert und geschworen, bei den kommenden Parlamentswahlen nicht zu kandidieren.
Der wirtschaftliche Ernst der Lage sei dramatisch. Der Libanon stecke tiefer in der Krise als Griechenland auf dem Höhepunkt der Euro-Schuldenkatastrophe, sagte Ortagus. Umso wichtiger sei es, dass dringend überfällige Reformgesetze endlich verabschiedet würden – darunter die Aufhebung des Bankgeheimnisses und ein rechtlicher Rahmen zur Restrukturierung der Banken. Nur dann könne man beim IWF und der Weltbank auf finanzielle Hilfe hoffen.
Ein Moment der Entscheidung
Ortagus spricht von einem „einmaligen Moment“ in der Geschichte des Libanon – und sie meint damit auch: eine letzte Chance. Die vollständige Entwaffnung der Hisbollah sei keine Wunschvorstellung mehr, sondern ein überlebensnotwendiger Schritt. Und der Westen, vor allem die USA, sei bereit, diese Entwicklung politisch zu stützen – sofern Beirut endlich handelt.
Autor: Redaktion
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Dienstag, 08 April 2025