Vergessene Vertreibung: Das tragische Ende der ägyptischen JudenVergessene Vertreibung: Das tragische Ende der ägyptischen Juden
Während Juden weltweit Pessach feiern und an den Auszug aus Ägypten erinnern, enthüllt ein neuer Bericht eine moderne Tragödie: die systematische Vertreibung der jüdischen Gemeinschaft Ägyptens im 20. Jahrhundert.
Die Geschichte der Juden in Ägypten ist ein faszinierendes Mosaik aus Höhen und Tiefen, das über Jahrtausende hinweg reicht. Von den biblischen Erzählungen über den Auszug der Israeliten bis hin zu den pulsierenden jüdischen Gemeinden der Neuzeit war Ägypten ein Ort, an dem jüdisches Leben tief verwurzelt war. Doch diese Geschichte endete nicht mit einem Triumph, sondern mit einer stillen Katastrophe, die kaum Beachtung findet. Ein aktueller Bericht von Justice for Jews from Arab Countries (JJAC) legt nun schonungslos offen, wie die ägyptischen Juden im 20. Jahrhundert systematisch entrechtet, verfolgt und vertrieben wurden – und wie ihre immense kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung ausgelöscht wurde.
Der Bericht, das Ergebnis sechsjähriger Forschung, zeigt, dass die jüdische Gemeinschaft Ägyptens einst ein unverzichtbarer Teil des Landes war. Sie prägte die Wirtschaft, die Kunst und das gesellschaftliche Leben. Familien wie die Mosseris revolutionierten das Bankwesen, Moreno Cicurel baute Kaufhäuser, die bis heute im Gedächtnis der Kairoer verankert sind, und Joseph Smouha schuf ganze Stadtteile. Künstler wie Daoud Khidr Levi und Yaqub Sanu bereicherten die Kultur mit Musik und Theater. Stanley Urman, Geschäftsführer von JJAC, betont: „Die Juden waren maßgeblich daran beteiligt, Ägyptens moderne Infrastruktur aufzubauen – von der Landwirtschaft bis zur Industrie.“ Ihr Vermögen, das ihnen geraubt wurde, beläuft sich in heutiger Währung auf unfassbare 59 Milliarden Dollar.
Doch was begann als eine Geschichte von Erfolg und Integration, nahm eine düstere Wendung. Ab den 1930er Jahren vergifteten faschistische Strömungen und die Muslimbruderschaft die Stimmung im Land. Der Hass auf Juden wuchs, angefacht durch den Konflikt um Palästina und einen zunehmend aggressiven Nationalismus. Plötzlich galten die Juden, die Ägypten mit aufgebaut hatten, als Feinde. Gewalt, Bombenanschläge und Verhaftungen wurden zur bitteren Realität. Nach der Gründung Israels 1948 spitzte sich die Lage dramatisch zu. Die Regierung nutzte den neuen Staat als Vorwand, um die Verfolgung zu verschärfen. Zwischen 1948 und 1966 flohen etwa 63.000 Juden aus Ägypten. Die Suez-Krise 1956 und der Sechstagekrieg 1967 trieben den Rest der Gemeinde endgültig in die Vertreibung. Heute leben nur noch zwei Juden in Ägypten – ein trauriges Überbleibsel einer einst blühenden Gemeinschaft.
Besonders erschütternd ist die persönliche Perspektive von Levana Zamir, Präsidentin der Internationalen Vereinigung der Juden aus Ägypten. Sie erzählt: „Die Ägypter sagten uns: ‚Ihr seid Zionisten, ihr seid Feinde.‘ Sie nahmen uns alles – unsere Häuser, unsere Geschäfte, unser Leben.“ Ihr Zeugnis widerlegt die Behauptungen von Präsident Abdel Fattah al-Sisi, der 2023 behauptete, Juden hätten in Ägypten stets friedlich gelebt und seien nie verfolgt worden. Diese Leugnung der Wahrheit ist ein Schlag ins Gesicht der Opfer.
Die Vertreibung der ägyptischen Juden ist kein Einzelfall. Sie ist Teil einer größeren Welle der Verfolgung, die fast eine Million Juden aus arabischen Ländern und dem Iran traf. JJAC dokumentiert diese Ungerechtigkeiten, um die Geschichte vor dem Vergessen zu bewahren. „Die Juden sind ein indigenes Volk des Nahen Ostens“, erklärt Elie Abadie, Co-Präsident von JJAC. „Sie lebten dort 1.500 Jahre vor dem Islam. Diese Wahrheit wird seit über 75 Jahren verschwiegen.“
Warum bleibt dieses Unrecht im Schatten? Während Pessach die Befreiung feiert, erinnert der Bericht an eine moderne Knechtschaft, die keine Erlösung fand. Die Welt schaut weg, während Ägypten seine Vergangenheit schönredet. Doch die Stimmen der Vertriebenen, wie die von Levana Zamir, lassen sich nicht zum Schweigen bringen. Dieser Bericht ist ein Weckruf – ein Mahnmal für Gerechtigkeit und ein Appell, die Geschichte nicht zu verdrehen. Die ägyptischen Juden verdienen es, dass ihre Geschichte erzählt wird, dass ihr Leid anerkannt wird und dass ihre Beiträge nicht in Vergessenheit geraten.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild Pixabay
Samstag, 12 April 2025