Yemen bereitet größte Offensive des Bürgerkriegs vor – 80.000 Soldaten sollen Hodeidah von den Houthi zurückerobernYemen bereitet größte Offensive des Bürgerkriegs vor – 80.000 Soldaten sollen Hodeidah von den Houthi zurückerobern
Ein Wendepunkt im Jemen-Krieg? Die international anerkannte Regierung plant einen beispiellosen Großangriff – mit stiller Unterstützung aus Washington
Wie die emiratische Staatszeitung The National berichtet, bereitet die international anerkannte jemenitische Regierung einen massiven Militärschlag zur Rückeroberung der strategisch zentralen Hafenstadt Hodeidah vor – aktuell unter Kontrolle der vom Iran unterstützten Houthi-Milizen.
Laut Dr. Abdulaziz Sager, Leiter des Gulf Research Center in Saudi-Arabien, stehen rund 80.000 Regierungssoldaten für die Offensive bereit – eine Zahl, die die Mehrzahl aller nicht-houthi-treuen Kräfte im Land umfasst und den größten Militäreinsatz seit Beginn des Bürgerkriegs markieren würde.
„Nach meinem besten Wissen werden aktuell 80.000 Soldaten vorbereitet, um Hodeidah zurückzuerobern“, sagte Sager gegenüber der Presse.
Die Operation könnte über das Schicksal des Landes entscheiden. Denn mit dem Fall von Hodeidah würde die Versorgungslinie der Houthi zu einem Großteil zusammenbrechen – und der Weg zur Hauptstadt Sanaa wäre militärisch offen.
Hodeidah als Schlüssel zum Sieg
Der Hafen von Hodeidah war vor dem Krieg das Rückgrat der jemenitischen Versorgung. Heute dient er den Houthi nicht nur als wirtschaftliche Lebensader, sondern auch als Einfallstor für Waffenlieferungen aus dem Iran. Bereits 2018 versuchte eine saudisch-emiratisch-jemenitische Koalition, die Stadt einzukreisen. Damals führte internationaler Druck zur Einstellung der Angriffe und zur Unterzeichnung des sogenannten Stockholm-Abkommens, das eigentlich den Abzug aller bewaffneten Gruppen aus der Stadt vorsah.
Doch diese Vereinbarung wurde schnell Makulatur: Spätestens 2019 setzten sich die Houthi wieder in Teilen der Stadt fest – bis sie 2021 Hodeidah vollständig unter ihre Kontrolle brachten und rivalisierende Gruppen vertrieben. Seither gilt die Stadt als Symbol für die militärische Stärke der Houthi – und als empfindlicher Nerv der Region.
Washingtons Rolle – stille Luftunterstützung
Der Zeitpunkt der geplanten Offensive ist kein Zufall. In der ersten Aprilwoche traf sich US-General Michael Erik Kurilla, Chef des Zentralkommandos CENTCOM, mit Jemens Generalstabschef Sagheer Hamoud Ahmed Aziz in Saudi-Arabien. Die USA hätten laut Dr. Sager zugesagt, die Regierungstruppen mit Luftaufklärung und Drohnenüberwachung zu unterstützen.
Das könnte ein stilles Signal an Teheran sein: Washington duldet keine unangefochtene Houthi-Herrschaft über strategisch wichtige Seewege. Schon seit Monaten blockieren die Houthi internationale Handelsschiffe im Roten Meer, greifen Containerschiffe mit Raketen an – ein gefährliches Spiel, das westliche Militärs zunehmend auf den Plan ruft.
Dr. Sager formulierte es deutlich: „Wir könnten uns dem Ende der Houthi-Herrschaft nähern.“ Doch er warnte zugleich vor der internationalen Reaktion auf eine neue Offensive.
Humanitäre Folgen drohen – erneut
Denn schon die Offensive von 2018 stieß international auf massive Kritik. Die Vereinten Nationen und mehrere westliche Staaten fürchteten eine humanitäre Katastrophe, falls Hodeidah unter Beschuss geriete. Der Hafen war – und ist – für den Großteil der humanitären Hilfsgüter in das krisengebeutelte Land entscheidend.
Und heute? Die Lage ist prekärer denn je: Großbritannien und die USA haben ihre Entwicklungshilfen drastisch gekürzt. Ein neuer Großangriff könnte daher nicht nur militärisch, sondern auch moralisch zur Zerreißprobe werden.
Eine Entscheidungsschlacht mit geopolitischer Dimension
Der geplante Angriff auf Hodeidah ist mehr als nur ein weiterer Akt im jemenitischen Bürgerkrieg. Er ist eine gezielte Machtdemonstration gegen den Iran, eine strategische Weichenstellung im Kampf um die Kontrolle des Roten Meeres – und möglicherweise der Auftakt zur Befreiung von Sanaa.
Doch er birgt Risiken: Internationale Proteste, humanitäre Katastrophen, erneute UN-Vermittlungsversuche – all das könnte den Vormarsch stoppen, bevor er begonnen hat.
Noch steht kein Datum fest. Doch das Ziel ist klar. Und es rückt näher.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von MAHMOUD, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=53231855
Sonntag, 13 April 2025